Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Winter-Wellness von Sylt bis in den Süden
Den Akku aufladen, den Körper reinigen oder einfach die Seele baumeln lassen: Wer sich im Winter etwas Gutes tun will, findet deutschlandweit verschiedene außergewöhnliche Möglichkeiten für Wellness und Erholung.
Einfach mal erholen, beispielsweise mit Yoga, Fastenwandern, im Kneippkurhaus oder in der Eissauna. Dafür gibt es in ganz Deutschland besonders schöne Plätze, sofern die Corona-Regelungen es erlauben. Am besten kurz vorher dazu nochmal beim Anbieter informieren. Unsere Tipps für Winter-Wellness im Überblick:
Tipp 1: Weniger ist mehr – Fastenwandern auf Sylt
Eis schlecken, Austern schlürfen, Fischbrötchen schlemmen. Der Ausschnitt eines typischen Urlaubs auf Sylt – eigentlich. Doch Sylt lässt sich auch ganz anders erleben.
Wie wäre es mit Gemüsebrühe, Säften und ganz viel Tee, gepaart mit kilometerlangen Winterspaziergängen über die Nordseeinsel? „Beim Fasten können Körper und Geist komplett entrümpeln“, erzählt Heike Werner, die sich regelmäßig im Nahrungsverzicht übt.
In Westerland führt sie das Fastenhaus Werner, in dem sie das ganze Jahr hindurch Gäste durch Fastenwander-Wochen begleitet. „Nach ein paar Tagen schon wird das Wohlbefinden gigantisch verbessert“, sagt sie, „und die Gäste wundern sich immer wieder, dass sie dabei keinen Hunger verspüren und dazu zehn bis zwölf Kilometer über die Insel wandern können“.
Gerade in unserer Snackund Überfluss-Kultur mit Volkskrankheiten wie Diabetes sei Fasten ein Mittel, um Heilungs- und Verjüngungsprozesse in Gang zu bringen.
„Wenn der Körper sich von seinen eigenen Depots ernährt, setzen körpereigene Recyclingprozesse ein“, erklärt die Insulanerin. Für Heike Werner sei dies eine dankbare Aufgabe: „Am Ende der Fastenwoche blicke ich stets in klare Augen und entspannte, glückliche Gesichter.“
Tipp 2: Von der „Kobra“in die „Katze“– Yoga im Teutoburger Wald
Wie verheißungsvoll: einen kühlen Wintermorgen mit einem belebenden „Sonnengruß“starten. Der Sonnengruß ist eine klassische Aktivierungsund Aufwärmübung einer Jahrtausende alten Praxis: Yoga.
Die Dehnungs- und Kräftigungsübungen, sogenannte Asanas, schulen Körper wie Geist und kurbeln das „Prana“an – also die Lebensenergie. Das Yoga Vidya Seminar- und Ausbildungszentrum in HornBad Meinberg hält Betten für über tausend Gäste bereit.
Ob Anfänger oder Fortgeschrittene: Wer sich in den „herabschauenden Hund“schieben, wie eine „Kobra“recken oder zielstrebig wie ein „Krieger“nach vorn blicken möchte, findet in Deutschlands größtem Yoga-Zentrum die passenden Kurse.
Dort, am Rande des Teutoburger Waldes, können Yogis und Yoginis unweit die legendären Externsteine bestaunen oder wunderbare Spaziergänge durch das Silvaticum (lat. „silva“= Wald) genießen.
Wer diesen besonderen, dem Seminarzentrum angrenzenden Kurpark durchstreift, unternimmt eine botanische Weltreise. Zu Beginn der 1960er-Jahre wurden hier Bäume aus 14 Weltregionen angepflanzt. Darunter sind die Kaukasische Flügelnuss und die Schlangenhaut-Kiefer. Gäbe es einen besseren Ort, um die Asana „Baum“zu praktizieren? Sie wirkt harmonisierend, stabilisierend und hilft, den Stürmen des Lebens zu trotzen. Einatmen. Ausatmen. Om.
Tipp 3: Wasser marsch! – Kneippen in Bad Wörishofen
Sie scheint in Vergessenheit geraten, für manch einen gar etwas altbacken daherzukommen; dabei wurde sie im Jahr 2015 von der deutschen Unesco-Kommission sogar ins Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen: die traditionelle Lehre Sebastian Kneipps.
Kein anderer Ort ist bis heute so stark durch den Pfarrer und Hydrotherapeuten geprägt wie das bayerische Bad Wörishofen. Kneipp höchstpersönlich eröffnete hier bereits 1891 das prächtige Kneippkurhaus „Sebastianeum“, das immer noch tausende Heilsuchende anzieht.
Das schmucke Städtchen – damals noch ein Dorf – erhielt vor 100 Jahren den Beinamen „Bad“. Dies ist somit ebenfalls dem Wegbereiter Kneipp zu verdanken. Bis heute wartet Bad Wörishofen mit über hundert Kurhotels und -pensionen auf.
Wer bei Kneipp-Therapien jedoch allein an Wassertreten und eiskalte Kniegüsse denkt, hat die ganzheitliche Lehre des Naturheilkundlers noch nicht erfasst.
Um Körper und Seele gesund zu halten, entwickelte Kneipp seine Fünf-Säulen-Philosophie. Sie beinhaltet neben Wasser auch Heilkräuter, Bewegung, gesunde Ernährung und innere Balance.
„Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern“, mahnte Kneipp. Er blieb bis zuletzt überzeugt von der Heilkraft des Wassers, nachdem er selbst in jungen Jahren sein Tuberkuloseleiden durch Bäder in der kalten Donau hatte kurieren können. Wer es nicht nach Bad Wörishofen schafft: Kneippen kann ein jeder im ganzen Bundesgebiet. Einen guten Überblick bietet der Kneippbund.
Tipp 4: Schöner schwitzen – Sauna auf dem Großen Müggelsee
Rebecca Lang und ihr finnischer Ehemann Sami Bill führten ein Leben zwischen Lappland und Berlin. Dies reichte ihnen nicht. Vor drei Jahren schnappten sie eine Idee aus ihrer zweiten Heimat auf. Damit brachten das wohl wichtigste Stück finnischer Kultur nach Berlin: eine Sauna. Genauer: eine schwimmende Sauna auf den Müggelsee.
Bei Finnfloat dürfen bis zu acht Gäste mit dem Saunafloß hinaus auf den See schippern – und zwischen Mai und September sogar auf der Dachterrasse unter freiem Himmel übernachten.
Besonders verlockend ist das charmante Wellness-Domizil jedoch in den Wintermonaten, wenn sich Berlins größter See in Nebel und Schweigen hüllt und Saunameisterin Rebecca Lang das Holzfeuer anheizt.
Ob rauchiger Terva-Aufguss, Wald- oder Kelo-Löyly – eines darf auf keinen Fall fehlen: die Vihta. Es ist der berühmte Büschel aus Birkenzweigen, mit dem sich die Finnen gegenseitig von unten bis oben sanft abklopfen.
Damit nicht genug, übt die Inhaberin mit ihren Gästen auf Wunsch auch Sauna-Yoga. Oder zaubert ihren Gästen ein finnisches Dinner, selbstverständlich zubereitet: in der Sauna.
Tipp 5: Ziemlich cool – Endorphinkick an der Elbe
Pittoresk schmiegen sich weiße Villen und manche Reetdachhäuschen an Blankeneses steilen Elbhang. Das ehemalige Fischerdorf – heute ein mondäner Elbvorort Hamburgs – ist bekannt für sein historisches Treppenviertel. Insgesamt führen rund 5000 Stufen treppauf und treppab durch verwinkelte Gassen.
Ob hinunter zum herrlichen Elbsandstrand oder hinauf auf den Süllberg, bietet der Ort nicht nur schönste Ausblicke, sondern zugleich einen prima Fitnessparcours.
Wem das nicht reicht, der einen Endorphinkick in der Blankeneser Bahnhofstraße. Seit anderthalb Jahren bietet Maike Dohrn hier ein außergewöhnliches Wellnesserlebnis: die Eissauna „196 Grad“.
Nicht einmal in der Antarktis wird es so klirrend kalt wie in ihrer Ein-Personen-Kältekabine: bis minus 196 Grad Celsius! Was unvorstellbar klingt, tut dem Körper gut „und durch die trockene Kälte fühlt es sich nur wie etwa minus fünf Grad an“, erzählt Dohrn.
Der Effekt ist enorm: Der Stoffwechsel wird angekurbelt, das Immunsystem gestärkt; Hormone werden ausgeschüttet und Muskeln regenerieren sich. Damit nicht genug, soll der dreiminütige Kälteschock auch gegen Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen wirken. „Die Kunden sind danach immer glücklich und gut drauf“, sagt die Betreiberin, und finden es meist „extrem cool“und „erfrischend“.
Der Wellness-Trend der sogenannten Kryotherapie (Kältetherapie) setzt sich weiter fort. Eissaunen gibt es mittlerweile in vielen deutschen Städten – ein schöner Frischekick für die dunkle Jahreszeit.