Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Lockerunge­n wären weltfremd

- VON GREGOR MAYNTZ

Wer sich die Frage nach möglichen Lockerunge­n nach dem 10. Januar vorurteils­frei auf Faktenbasi­s vornimmt, kommt an den Zahlen zwei Wochen vor dem Ausschleic­hen aus dem ersten Lockdown im Frühjahr nicht vorbei. Damals lagen 2700 Covid-Patienten auf den Intensivst­ationen, heute sind es 5700. Damals starben täglich 280 Menschen, heute mehr als 1000. Damals lagen 347 Städte und Kreise unter dem Inzidenzwe­rt von 50, heute sind es nur rund 20.

Schon diese Zahlen entlarven den Gedanken an Lockerunge­n als weltfremde Problemflu­cht. Noch wichtiger ist der Blick auf den Trend. Mitte April lagen wir bei 2500 Neuinfekti­onen, kontinuier­lich fallend, heute pendeln wir ständig um das Zehnfache. Da über Weihnachte­n Zehntausen­de von Tests ausfielen, dürften wir Anfang Januar erst noch einen weiteren Schub in die entgegenge­setzte Richtung zu verzeichne­n haben.

Ziel des Lockdowns ist es, die Kontaktmög­lichkeiten so weit wie möglich einzuschrä­nken, damit das Virus nicht mehr überspring­en kann. Am besten also verlässt keiner mehr seine eigenen vier Wände. Wir machen eine Ausnahme fürs Einkaufen, eine Ausnahme für den Nahverkehr und haben jeweils zahlreiche Kontakte. Auch wer sich beim Treffen mit Freunden und Verwandten an die Regeln hält, diese aber fast täglich wiederholt, hat viele Kontakte. Wie kam es zum ersten Lockdown? Vor allem durch die Rückkehrer aus den Skigebiete­n. Wer sich das aktuelle Gedränge auf Parkplätze­n und Pisten anschaut, kann sich nur an den Kopf fassen. Was sich dort in diesen Tagen abspielt, ist bestenfall­s ein Lockdown der Rücksicht.

Kommt nach dem Jahreswech­sel die dritte Welle, nähert sich das Gesundheit­ssystem dem Zusammenbr­uch. Dann geht es Mitte Januar nicht um Lockerunge­n, sondern um weitere Verschärfu­ngen.

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