Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Lockerungen wären weltfremd
Wer sich die Frage nach möglichen Lockerungen nach dem 10. Januar vorurteilsfrei auf Faktenbasis vornimmt, kommt an den Zahlen zwei Wochen vor dem Ausschleichen aus dem ersten Lockdown im Frühjahr nicht vorbei. Damals lagen 2700 Covid-Patienten auf den Intensivstationen, heute sind es 5700. Damals starben täglich 280 Menschen, heute mehr als 1000. Damals lagen 347 Städte und Kreise unter dem Inzidenzwert von 50, heute sind es nur rund 20.
Schon diese Zahlen entlarven den Gedanken an Lockerungen als weltfremde Problemflucht. Noch wichtiger ist der Blick auf den Trend. Mitte April lagen wir bei 2500 Neuinfektionen, kontinuierlich fallend, heute pendeln wir ständig um das Zehnfache. Da über Weihnachten Zehntausende von Tests ausfielen, dürften wir Anfang Januar erst noch einen weiteren Schub in die entgegengesetzte Richtung zu verzeichnen haben.
Ziel des Lockdowns ist es, die Kontaktmöglichkeiten so weit wie möglich einzuschränken, damit das Virus nicht mehr überspringen kann. Am besten also verlässt keiner mehr seine eigenen vier Wände. Wir machen eine Ausnahme fürs Einkaufen, eine Ausnahme für den Nahverkehr und haben jeweils zahlreiche Kontakte. Auch wer sich beim Treffen mit Freunden und Verwandten an die Regeln hält, diese aber fast täglich wiederholt, hat viele Kontakte. Wie kam es zum ersten Lockdown? Vor allem durch die Rückkehrer aus den Skigebieten. Wer sich das aktuelle Gedränge auf Parkplätzen und Pisten anschaut, kann sich nur an den Kopf fassen. Was sich dort in diesen Tagen abspielt, ist bestenfalls ein Lockdown der Rücksicht.
Kommt nach dem Jahreswechsel die dritte Welle, nähert sich das Gesundheitssystem dem Zusammenbruch. Dann geht es Mitte Januar nicht um Lockerungen, sondern um weitere Verschärfungen.
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