Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Dinner for two
Dieses Silvester wird anders. Gelegenheit, alte Konventionen hinter sich zu lassen.
Ein Jahr der Nähe geht zu Ende. Corona hat zusammengeführt, was zusammengehört. Aus Rheinland wie Westfalen wird vermeldet, dass die Krise Beziehungen verändert hat, weil Paare mehr Zeit zu zweit verbringen mussten – oder durften. Das traute Heim hat sich millionenfach bewährt als Bastion gegen das Virus.
Die neue Heimeligkeit aber hat ihren Preis: Jeder Vierte hat zugenommen. Die Rundungen belegen, wie gut es zu Hause schmeckt. Mancher Mann fühlt sich dabei wie Calli Calmund in der Koch-Show und vergibt täglich neu Punkte – „jibt et noch mehr davon?“Gerade im Homeoffice hat sich die Arbeitsteilung zulasten der Frauen verschoben, die doppelt ranmüssen für Firma und Familie. Einzig bei der Programmgestaltung des Abends sollen jetzt manche mehr Einfluss haben. Die Ferseh-Fernbedienung hat jetzt eine Besitzerin. Alles nur Vorurteile? Das wird sich heute – an Silvester – zeigen. „Dinner for one“: einschalten oder mal darauf verzichten? Pärchen mit Fantasie könnten versuchen, selbst in die Rollen von Butler James und Miss Sophie zu schlüpfen. In der kölschen Version machen das Annette Frier und Ralph Schmitz seit Jahren vor. Mittlerweile gibt es sogar eine Corona-Fassung zu Ehren des Geburtstages einer gewissen Miss Covid. Hoffentlich wird sie nie 90!
Eins scheint wahrscheinlich: Silvester 2020 wird der Abend für „Dinner for two“, weil viele Paare darauf verzichten werden, noch Gäste einzuladen, und lieber zu zweit in den Himmel schauen. Romantik ist angesagt. Ein hoffentlich klarer Sternenhimmel, zumindest einer ohne Feuerwerksrauch, lädt dazu ein, Danke zu sagen: „Wie schön, dass es dich gibt.“Umarmen erlaubt. The same procedure as every year? Nein. Anders. Aber auch nicht schlechter.