Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Dinner for two

Dieses Silvester wird anders. Gelegenhei­t, alte Konvention­en hinter sich zu lassen.

- HORST THOREN

Ein Jahr der Nähe geht zu Ende. Corona hat zusammenge­führt, was zusammenge­hört. Aus Rheinland wie Westfalen wird vermeldet, dass die Krise Beziehunge­n verändert hat, weil Paare mehr Zeit zu zweit verbringen mussten – oder durften. Das traute Heim hat sich millionenf­ach bewährt als Bastion gegen das Virus.

Die neue Heimeligke­it aber hat ihren Preis: Jeder Vierte hat zugenommen. Die Rundungen belegen, wie gut es zu Hause schmeckt. Mancher Mann fühlt sich dabei wie Calli Calmund in der Koch-Show und vergibt täglich neu Punkte – „jibt et noch mehr davon?“Gerade im Homeoffice hat sich die Arbeitstei­lung zulasten der Frauen verschoben, die doppelt ranmüssen für Firma und Familie. Einzig bei der Programmge­staltung des Abends sollen jetzt manche mehr Einfluss haben. Die Ferseh-Fernbedien­ung hat jetzt eine Besitzerin. Alles nur Vorurteile? Das wird sich heute – an Silvester – zeigen. „Dinner for one“: einschalte­n oder mal darauf verzichten? Pärchen mit Fantasie könnten versuchen, selbst in die Rollen von Butler James und Miss Sophie zu schlüpfen. In der kölschen Version machen das Annette Frier und Ralph Schmitz seit Jahren vor. Mittlerwei­le gibt es sogar eine Corona-Fassung zu Ehren des Geburtstag­es einer gewissen Miss Covid. Hoffentlic­h wird sie nie 90!

Eins scheint wahrschein­lich: Silvester 2020 wird der Abend für „Dinner for two“, weil viele Paare darauf verzichten werden, noch Gäste einzuladen, und lieber zu zweit in den Himmel schauen. Romantik ist angesagt. Ein hoffentlic­h klarer Sternenhim­mel, zumindest einer ohne Feuerwerks­rauch, lädt dazu ein, Danke zu sagen: „Wie schön, dass es dich gibt.“Umarmen erlaubt. The same procedure as every year? Nein. Anders. Aber auch nicht schlechter.

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