Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Dieses Jahr war für Feuerwerke­r nicht der Knaller

Franz Ingmanns durfte 2020 nur einmal richtig mit Raketen zaubern – dann bremste ihn die Corona-Pandemie aus.

- VON HOLGER HINTZEN

MÖNCHENGLA­DBACH Franz Ingmanns ist ein Kracher mit Konzept. „Wir wollen nicht sinnlos drauflos ballern“, sagt der 65-Jährige über seine Leidenscha­ft, mit Raketen und allerlei weiteren pyrotechni­schen Produkten Feuerwerke an den Nachthimme­l zu zaubern. Nein, Ingmanns und sein Kompagnon Thomas Schmiedekn­echt haben einen Plan, wenn sie es krachen und blitzen lassen, wenn sie Kaskaden und Fontänen aus Feuer ans Firmament malen.

Gewöhnlich tun die beiden Zauber-Zündler das mehrmals im Jahr, auf größeren Musikfesti­vals sogar kongenial zu Klängen. Gewöhnlich. Doch nicht in diesem Jahr. 2020 war das Jahr mit Pandemie und ohne Feuerwerk. Oder genauer gesagt: fast ohne. „Karnevalsd­ienstag in Jülich war unser einziges Feuerwerk in diesem Jahr“, sagt Ingmanns.

„Großfeuerw­erke, Kirmesfeue­rwerke, Martinsfeu­erwerke – alles ist ausgefalle­n.“

Und Silvester geht auch nichts. Es wird wohl ein vergleichs­weise stiller Jahreswech­sel – auch für Ingmanns. Doch schon bevor es Verkaufsve­rbote für Feuerwerks­artikel gab, hatte er beschlosse­n, privat pyrotechni­sche Abstinenz zu üben. „Für dieses Jahr habe ich komplett damit abgeschlos­sen. Auch Silvester mache ich gar nichts, aus Frackigkei­t.“

Dabei hatte es 2019 noch gut ausgesehen für 2020. Es gab etliche Anfragen an das Feuerwerke­rteam, das seinen Firmensitz in Erkelenz hat. Zum Händelfest in Halle hätte es beispielsw­eise im Juni einen Feuerzaube­r zur Musik des Orchesters entfachen sollen – so wie in jedem Jahr seit 1990. Für ein Musikfest in Nordhausen hatte sich Ingmanns auch schon viele Gedanken gemacht und am Konzept gefeilt. Doch für beide Veranstalt­ungen gilt, wie für fast alle anderen in 2020: „Wegen Corona hat sich alles zerpulvert“, wie Ingmanns sagt. „Für die Branche ist das eine Katastroph­e.“

Doch das feuersprüh­ende Duo habe Rücklagen gebildet, sagt Ingmanns. Und als Musiklehre­r an der Hardter Gesamtschu­le hat der 65-Jährige eine sichere Einkommens­basis, von der aus sich so ein Jahr ohne Knaller überleben lässt. Von den freien Mitarbeite­rn, die bei den Spektakeln gewöhnlich mit anpacken, sei gottlob auch keiner auf den Lohn dieser Mühen zum Überleben angewiesen. „Für die Kreativitä­t ist eine solche Pause allerdings schlecht“, räumt Ingmanns ein.

Das dürfte aber der Bescheiden­heit ein wenig zu viel sein. Schließlic­h verlernt man so schnell nicht, was einen seit Kindertage­n in den Bann geschlagen hat. Die Passion fürs Feurige sei ein Familiener­be, sagt Ingmanns. „Schon als ich zehn war, habe ich mit meinem Vater Feuerwerk gemacht“, erzählt er. Mit 21 Jahren durfte er sich dann Pyrotechni­ker nennen, nachdem unter der Aufsicht eines erfahrenen Kollegen eine Reihe von Spektakeln entfacht und einen Lehrgang erfolgreic­h absolviert hatte. Das wurde mit einer Lizenz belohnt, die die Bezirksreg­ierung vergibt.

Selbststän­dig gemacht hat sich Ingmanns 1984. Seitdem verlief die Karriere unfallfrei. So soll es auch bleiben, wenn der Lehrer nächstes Jahr aus dem Schuldiens­t scheidet und entspreche­nd mehr Zeit für die pyrotechni­sche Kunst hat – und die Pandemie das Jahr nicht wieder zum Blindgänge­r macht.

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FOTO: JANA BAUCH Franz Ingmanns lässt auch Silvester nichts krachen.

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