Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Ich kann Rose nur raten, in Gladbach zu bleiben“

In seiner Kolumne sagt der Ur-Borusse warum er sich über eine neue Trainer-Ära freuen würde und was er an Kapitän Lars Stindl schätzt.

- Ist Borussias Rekordspie­ler. Er wurde als Spieler Welt- und Europameis­ter, 1996 führte er das DFB-Team als Bundestrai­ner zum EM-Sieg. Vogts, der am Mittwoch 74 Jahre alt wurde, gehört zum Kolumniste­n-Kreis unserer Redaktion, der sich exklusiv mit Themen r

Wenn ich auf das Jahr 2020 zurückscha­ue, ist es sportlich sehr gut für die Borussen gelaufen. Der vierte Platz in der vergangene­n Saison und der damit verbundene Einzug in die Champions League waren extrem wichtig – und ich freue mich, dass es die Mannschaft auch ins Achtelfina­le geschafft hat. Die 2:2-Unentschie­den bei Inter Mailand und Real Madrid und die klaren Siege gegen Donzek sind aller Ehren wert. Dass am Ende ein wenig Glück dazu kam, hat sich Gladbach verdient.

Es hat sich aber auch gezeigt, dass es im Kader Unterschie­de gibt, wenn die erste Elf nicht auf dem Platz steht. Es ist die große Kunst, den Rhythmus einer Englischen Woche richtig hinzukrieg­en und die Manpower dafür zu haben. Darum gab es in der Bundesliga nicht immer die optimalen Ergebnisse und es wurden einige Punkte verschenkt. Das ist ärgerlich.

Dennoch glaube ich, dass meine Prognose, dass Borussia in dieser Saison Platz drei angreifen kann, nach wie vor gilt. Dafür ist allerdings ein guter Start ins neue Jahr die Basis, damit kann der richtige Weg eingeschla­gen werden. In Bielefeld gewinnen und dann gegen die Bayern nicht verlieren, das wäre gut.

In der Königsklas­se wartet nun Manchester City. Ich gebe zu: Das ist nicht mein Klub in Manchester, ich bin von jeher United-Fan. Das hat auch damit zu tun, dass ich Sir Alex Ferguson, der dort so viel aufgebaut hat, als Trainer und Freund sehr schätze. Trotzdem muss ich sagen: City spielt unter der Regie von Pep Guardiola einen tollen Fußball. Aber man kann auch diesen Gegner zu Fehlern zwingen. Wenn Borussia das schafft und ihre Chancen konsequent nutzt, ist etwas möglich.

Gerade in diesen Spielen wird es auch auf Kapitän Lars Stindl ankommen. Ich muss sagen: Hut ab vor dem Kerl! Wie er spielt, wie er die anderen mitreißt, das zeugt von großem Charakter. Er gibt immer alles, spielt mit Herz, geht dahin, wo es wehtut, ist immer präsent und ein toller Fußballer - ich sage so etwas selten, aber er hat es verdient: Stindl ist ein echter Borusse wie ich ihn mir vorstelle. Er hätte sich damals auch in unserer großen Fohlenelf durchgeset­zt, da bin ich mir sicher.

Eine zweite Personalie, die für Borussias Erfolg wichtig ist, ist Trainer Marco Rose. Sollte er wirklich zu Borussia Dortmund wechseln, wäre es für die Gladbacher der größte Verlust der letzten zehn Jahre. Sicherlich, es würde auch mit Rose und Dortmund passen, da muss man nicht drum herumreden. Ich weiß nicht, wie der Stand der Verhandlun­gen ist, aber ich kann Rose nur raten, in Gladbach zu bleiben.

Er kennt das Potenzial des Klubs. Und er weiß, dass das Präsidium und der Manager einen Trainer immer stützen. Das ist ein großes Plus für ihn. Siehe Schalke. Da fehlt jede Konstanz und somit jeder Erfolg. In Gladbach kann ein Trainer in Ruhe arbeiten, auch wenn es mal nicht optimal läuft. Rose und sein Team machen aber auch großartige Arbeit, er selbst ist sehr ruhig und sachlich, hat immer einen guten Plan – und Rose ist selbst noch entwicklun­gsfähig. Gibt es da einen besseren Klub als Gladbach?

Warum sollte es nicht mal wieder einen Trainer in Gladbach geben, der richtig lange bleibt und hier eine Ära prägt, auch über sieben, acht oder zehn Jahre wie es früher bei Borussia war? Das wäre doch eine schöne Geschichte. Und wenn ein Trainer wirklich gut ist, dann kommt auch die Chance, doch noch zu einem ganz großen Klub zu gehen, immer wieder.

Berti Vogts

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Berti Vogts

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