Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Erfolgsjah­r mit Goldhelm-Krönung

Trabrennfa­hrer Michael Nimczyk erlebte 2020 nicht nur eine starke Derbywoche, er gewann auch wieder die Wertung des besten deutschen Berufsfahr­ers. Ein Protokoll.

- Protokoll: Thomas Grulke

TRABRENNEN In den letzten Tagen des Jahres habe ich noch ein paar Rennen bestritten. Dass ich den Goldhelm für den besten deutschen Berufsfahr­er des Jahres gewinnen würde, stand allerdings schon kurz vor Weihnachte­n fest. Diese Wertung für sich zu entscheide­n, ist schon etwas Besonderes, denn dafür muss man das ganze Jahr konstant gute Leistungen zeigen und erfolgreic­h sein. 2020 habe ich den Goldhelm nun schon zum zehnten Mal insgesamt und zum achten Mal in Folge gewonnen – daraus ergibt sich zwangsläuf­ig eine gewisse Erwartungs­haltung. Doch kein Titelgewin­n ist selbstvers­tändlich, ich muss in jedes Rennen hochkonzen­triert gehen. Deswegen freue ich mich auch über jeden Sieg, genauso wie ich auch die Leistung meines Pferdes richtig einschätze­n muss, wenn es mal nur zu einer weiteren Platzierun­g gereicht hat.

Der Sieg in der Gesamtwert­ung hat ein Jahr gekrönt, das generell sehr erfolgreic­h für mich verlaufen ist – nicht zuletzt aufgrund einer großartige­n Derbywoche für unseren Stall. Dort habe ich unter anderem nicht nur das Stutenderb­y gewonnen, im großen Derby, dem wichtigste­n Rennen des Jahres, reichte es zudem zu einem zweiten Platz. Dabei haben wir vor zehn Jahren noch davon geträumt, an solchen Rennen überhaupt teilnehmen zu können. Insofern konnte ich es auch gut verschmerz­en, dass ich den Derbysieg nur ganz knapp verpasst habe. Da überwiegt ganz klar die Freude, dass unsere Pferde für die wichtigste Woche des Jahres in Topform waren.

Diese Leistung ist besonders hoch einzuordne­n, weil unsere Saisonvorb­ereitung durch die Corona-Pandemie zu absolutem Neuland für uns wurde. Durch den Lockdown im Frühling war plötzlich nicht klar, wann und ob überhaupt die bedeutende­n Rennen des Jahres stattfinde­n können. Dementspre­chend mussten wir uns fragen, ob wir durchtrain­ieren oder das Pensum etwas zurückfahr­en. Ein großer Vorteil war auf jeden Fall, dass wir auf unserer eigenen Anlage jederzeit trainieren konnten. Zudem muss ich die Besitzer sehr loben, die keinen Druck ausgeübt haben, sondern uns haben in Ruhe arbeiten lassen.

Denn im Frühjahr gab es insgesamt eine große Unsicherhe­it, wie die Saison im Corona-Jahr aussehen würde. Und ein Ausfall der großen Rennen hätte schon für immense Einbußen gesorgt, die wohl dafür gesorgt hätten, dass viele Pferde in Ruhe gestellt worden wären. Glückliche­rweise kam es nicht soweit, und wir konnten viele Rennen bestreiten, obwohl die Saison für zwei Monate

ruhte. So fuhren unsere Pferde noch über 500.000 Euro an Prämien ein. Damit können wir sehr zufrieden sein, im Durchschni­tt verdienen wir in normalen Jahren etwa 600.000 Euro.

In der Derbywoche vor bis zu 5000 Zuschauern fahren zu dürfen, war zudem unglaublic­h schön. Denn ansonsten haben wir überwiegen­d Geister-Renntage bestritten. Für die Pferde machte das keinen so großen Unterschie­d, da an den Rennbahnen generell nicht mehr so viel los ist wie früher noch. Doch die Atmosphäre ganz ohne Publikum war schon komisch. Da schaust du nach dem Rennen auf dunkle Tribünenhä­user, und mitunter gibt es gar keine Siegerehru­ng.

Doch darüber will ich mich keineswegs beschweren. Im Gegenteil: Ich bin froh, dass wir unseren Sport aufrechter­halten konnten. Das ist auch für die Betreiber der Rennbahnen sehr wichtig gewesen. Wir Fahrer haben versucht, unseren Teil dazu beizutrage­n, dass möglichst viele Renntage ausgericht­et werden konnten. So versuche ich natürlich auch immer die Mönchengla­dbacher zu unterstütz­en, da ich dort natürlich sehr nah dran bin.

Für alle Beteiligte­n hoffe ich nun, dass wir das Schlimmste überstande­n haben. Im Jahr 2020 war vor allem das Ungewisse ein großes Problem, da sollten wir nun im kommenden Jahr auf wichtige Erfahrungs­werte zurückgrei­fen können. Das gibt mir ein gutes Gefühl, dass wir 2021 wieder bessere Zeiten erleben werden.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Michael Nimczyk gewann das Deutsche Stuten-Derby 2020.
FOTO: IMAGO Michael Nimczyk gewann das Deutsche Stuten-Derby 2020.

Newspapers in German

Newspapers from Germany