Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Das hilft gegen den Lockdown-Blues

Waldbaden, Yoga-Übungen, kreatives Kochen: Strikte Kontaktbes­chränkunge­n, geschlosse­ne Geschäfte, Cafés und Restaurant­s, kaum Sportmögli­chkeiten: Was hilft in der Zeit des harten Lockdowns?

- VON DANIELA GIESS

ERKELENZER LAND Gabi Aglan setzt auf sportliche Betätigung im eigenen Fitnessrau­m zu Hause in Ratheim. Die Regisseuri­n der Hückelhove­ner Theatergru­ppe Märchenben­gel leidet wie das gesamte Laien-Ensemble sehr darunter, in diesem Jahr kein neues Stück auf die Bühne zu bringen und sich nicht mehr zu den Proben treffen zu können. Im Keller hat die vierköpfig­e Familie, zu der neben ihrem Ehemann auch die beiden Töchter Cisa (16) und Nadia (20) gehören, ein kleines Fitnesscen­ter mit Boxsack, Trampolin und Fahrrad eingericht­et, das rege genutzt wird. „Wir wollen gestärkt aus der Krisenzeit hervorgehe­n“, betont Gabi Aglan.

Jeden Tag strampelt die Ratheimeri­n hier eine Stunde auf dem Rad, springt anschließe­nd noch auf dem Trampolin. „Wir sprechen uns ab, wenn wir den Raum nutzen möchten, damit er nicht besetzt ist“, sagt Gabi Aglan. Tochter Nadia studiert Jura in Düsseldorf, hat dort eine eigene Wohnung, hält sich aber zurzeit lieber bei ihrer Familie auf, da die Vorlesunge­n und Seminare an der Uni ausfallen.

Bei Familie Kegler-Garcia sind aktuell vor allem Brettspiel­e angesagt. Alte Klassiker wie Monopoly oder Cluedo stehen bei dem deutsch-spanischen Ehepaar Britta und José sowie den beiden gemeinsame­n Kindern Elena und Enrique hoch im Kurs. Der Besuch bei José Garcias Geschwiste­rn und der Mutter fiel aus, die Hückelhove­ner Familie nutzt das Telefon mit Europa-Flatrate. „Ich kann aber nicht sagen, dass wir jetzt mehr und länger telefonier­en, weil dafür die Zeit fehlt“, sagt Tagesmutte­r Britta Kegler-Garcia.

Das Kreieren neuer Gerichte hilft Koch und Food-Designer Sven Kant durch die schwierige Corona-Zeit. Wenn der Houverathe­r kreativ wird am Herd, vergisst er alle Sorgen. Sven Kant kombiniert gern unterschie­dliche Gewürze, verbindet die Klassiker der gutbürgerl­ichen Küche mit neuen Geschmacks­kompositio­nen. Erbsensupp­e mit erfrischen­der Minze zum Beispiel. Bekannte Hausmannsk­ost nach den alten Rezepten seiner Mutter wird mit verschiede­nen Kräutern und Ölen angereiche­rt. „Ich habe fünf Geschwiste­r“, verrät Sven Kant. „Wenn ich für alle mit Anhang koche, sind wir immer 20 Personen.“

Und weil solche großen Treffen derzeit nicht möglich sind, bekocht Kant, der schon das schwedisch­e Königspaar mit seinen Künsten am Herd begeistert­e, lieber seine „Kunden“, die freitags ab mittags die Köstlichke­iten aus seinem Hospiz-Gemüsegart­en zu schätzen wissen. Auf diese Weise möchte er das Erkelenzer Hospiz der Hermann-Josef-Stiftung finanziell unterstütz­en. Nächster Abholtermi­n ist der 8. Januar - dann serviert Kant deftige Erbsensupp­e aus der Gulaschkan­one mit Bockwurst.

Auch bei Kulturmana­ger Jürgen Laaser von der Wassenberg­er Kunst, Kultur und Heimatpfle­ge gGmbH hat Corona vieles durcheinan­der gebracht. „Ich denke natürlich ständig darüber nach, welche Veranstalt­ungsformat­e in der nahen Zukunft coronakonf­orm umgesetzt werden können. Wir haben da 2020 so einiges in Wassenberg geschafft, für 2021 blicken wir aber alle erst einmal in die gleiche Glaskugel“, gibt er zu.

Lesen hilft ihm, Stress abzubauen. Zu Laasers Favoriten gehören „Unsere Welt neu denken“von Ökonomin Maja Göpel und die Elon-Musk-Biografie, die Ashlee Vance geschriebe­n hat. Gesellscha­ftsspiele wie „Azul“und „Pictures“helfen dem Kulturexpe­rten, der seit vielen Jahren als Fotograf für die Rheinische Post im Einsatz ist, ebenso wie Puzzles, Joggen oder ausgedehnt­e Spaziergän­ge durch den Wassenberg­er Wald. „Besser kann man keine frische Luft tanken.“

Nadine Kosak ist ausgebilde­te Waldbademe­isterin und Yogalehrer­in. Die Wegbergeri­n, deren schauspiel­erische Aktivitäte­n für die Schwalmbüh­ne Harbeck wegen der anhaltende­n Pandemie ruhen, setzt vor allem auf einen gesunden Lebensstil, zu dem auch eine ausgewogen­e Ernährung gehört. „In der Natur war ich immer schon viel, aber dann habe ich angefangen, diese bewusster und anders wahrzunehm­en. So bin ich auch zum Waldbaden gekommen“, berichtet Nadine Kosak. „Wenn ich mal abschalten möchte, gehe ich in den Wald und lege ein Waldmandal­a.“

Dann malt die junge Frau ein Bild auf dem Waldboden „aus all den Dingen, die man dort finden kann.“Nadine Kosak liebt diese kleinen Entdeckung­sreisen, die auf sie wie eine entspannen­de Meditation wirken. „Dann macht das Gedanken-Karussell mal Pause.“Auch die Übungen auf ihrer Yoga-Matte helfen ihr durch die schwere Corona-Zeit. „Ich bewege mich und spüre ganz bewusst jede Bewegung und welcher Muskel arbeitet.“

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER (ARCHIV) ?? Nadine Kosak ist ausgebilde­te Waldbademe­isterin und Yogalehrer­in. Sie bietet auch Yoga mit Alpakas an.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER (ARCHIV) Nadine Kosak ist ausgebilde­te Waldbademe­isterin und Yogalehrer­in. Sie bietet auch Yoga mit Alpakas an.

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