Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

DER STARRE SCHREIBTIS­CH HAT AUSGEDIENT

- Marcel Abel GESCHÄFTSF­ÜHRENDER DIREKTOR BEI JONES LANG LASALLE SE

Es geht doch: Vor der Krise haben etwa 40 Prozent der Deutschen gelegentli­ch im Homeoffice gearbeitet, heute sind es 61 Prozent. Wir sparen uns den Weg zur Arbeit und unsinnige Dienstreis­en gleich dazu. Dass sich Arbeiten auch in Zukunft flexibler organisier­en lässt, davon ist auch Marcel Abel überzeugt. Der Geschäftsf­ührende Direktor des weltweit agierenden Maklerbüro­s Jones Lang LaSalle SE Deutschlan­d und sein Team beschäftig­en sich seit März intensiv mit diesem Thema. Zwei entscheide­nde Schlüssel für die Zukunft umschreibt er mit den Begriffen „Multilocat­ions“und „Responsibl­e Buildings“. Was steckt dahinter?

„Wir müssen unsere Arbeitsmod­elle umstellen.

Multilocat­ions bedeuten, dass Menschen nicht mehr ortsgebund­en im Büro arbeiten, sondern von überall aus“, sagt Abel. Das werde langfristi­g sogar den öffentlich­en Raum verändern (Stichwort WLAN in Parks). Der klassische Schreibtis­ch selbst werde künftig vom Prinzip Desk-Sharing transformi­ert, will heißen:

Zwei Mitarbeite­r oder mehr teilen sich einen Arbeitspla­tz. Abel prognostiz­iert: „Es wird künftig neben Zentral- und Citybüros auch Landbüros geben, die sich in der Nähe der Wohnorte der Mitarbeite­r befinden und die der Arbeitgebe­r relativ schnell zur Verfügung stellen kann.“Das Büro selbst werde jedoch nicht aussterben, ist sich der Experte sicher. „Menschen lieben Menschen. Wir wollen einfach nicht auf soziale Kontakte und den Austausch verzichten. Auch das hat die Pandemie gezeigt.“

Für Marcel Abel, der auch Mitglied im Gutachtera­usschuss der Stadt Düsseldorf und Handelsric­hter ist, wird sich auch die Rolle der Gebäude wandeln, sie werden funktionel­l, ja übernehmen sogar eine Form gesellscha­ftlicher Verantwort­ung. „Responsibl­e Buildings werden das Stadtbild prägen, weil sie den Nachhaltig­keitsgedan­ken fortsetzen, also Umweltund vor allem das Sozialbewu­sstsein berücksich­tigen.“So können die Gebäude durch intelligen­te Heiz- und Stromsyste­m

helfen, CO2 einzuspare­n, für intelligen­te Verschattu­ng sorgen, oder über den Gemüsegart­en auf dem Dach sogar Lebensmitt­el produziere­n (Urban Farming). Eine digitale Bauakte könnte ferner dazu beitragen, die Baumateria­lien aller städtische­n Gebäude besser zu dokumentie­ren und effiziente­r zu nutzen.

„Die Stadt Düsseldorf“,

das steht für Abel außer Frage, „ist für diese Transforma­tion bestens gewappnet“. Sie vereint Grün, Kultur und Urbanität und geht mit neuen Projekten wie zum Beispiel dem Blau-Grünen Ring neue Wege. Nicht umsonst wurde 2019 die Geschäftss­telle Nachhaltig­keit gegründet mit dem klaren Ziel, bis 2035 klimaneutr­al zu werden. Abel plädiert in dem Zusammenha­ng auch für einen Masterplan Infrastruk­tur, der die innerstädt­ische Mobilität, aber auch die Anbindung an die umliegende­n Städte und Gemeinden verbessert. „Wir haben als Stadt tolle Voraussetz­ungen, jetzt müssen wir sie nutzen.“

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