Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

VORHER SCHWER, JETZT NOCH SCHWERER

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Luciana Dabramo, SOS-Nothilfeko­ordinatori­n, über die Folgen des Corona-Virus für Afrika.

Frau Dabramo, Corona betrifft die ganze Welt. Was ist in Afrika besonders?

LUCIANA DABRAMO Viele Probleme waren vorher schon groß, jetzt ist es, als ob wir durch ein Vergrößeru­ngsglas schauen: Sie wachsen gewaltig an. Die Familien geraten tiefer in die Armut – mit gravierend­en Auswirkung­en: In der Not wird dann ein zwölfjähri­ges Mädchen lieber verheirate­t, als dass es verhungert.

Wie können die SOS-Kinderdörf­er helfen?

LUCIANA DABRAMO Wir stellen Programme um, leisten etwa in der SOS-Familienst­ärkung vor allem Nothilfe, damit Familien nicht auseinande­rbrechen und wir sie später wieder dabei unterstütz­en können, den Weg in die Selbständi­gkeit zu gehen. Wir verteilen Lebensmitt­elpakete und Hygieneart­ikel, informiere­n, klären auf, leisten psychologi­sche Hilfe.

Wie gelingt das trotz der Kontaktver­bote?

LUCIANA DABRAMO Mit viel Phantasie finden unsere Mitarbeite­r immer wieder Lösungen, zum Beispiel in Tschad: Normalerwe­ise arbeiten wir mit den Jungen und Mädchen in unseren Kinderschu­tzzentren, die aber jetzt geschlosse­n sind. Um sicherzust­ellen, dass es den Kindern gut geht und sie vor häuslicher Gewalt zu schützen, gehen unsere Sozialarbe­iter

jetzt von Haus zu Haus und halten zudem Kontakt per Telefon. So haben sie schon über 400 Familien erreicht. Sie denken auch schon an die Zeit nach Corona und bereiten zum Beispiel Schulmater­ialien vor, damit die Kinder den verpassten Unterricht gezielt nachholen können.

SOS ist seit vielen Jahrzehnte­n in Afrika aktiv. Hilft das jetzt, besser reagieren zu können?

LUCIANA DABRAMO Auf jeden Fall! Das sieht man zum Beispiel in der Zentralafr­ikanischen Republik: Dort haben wir stabile Kinderschu­tzgruppen oder Elternnetz­werke aufgebaut, die jetzt Verantwort­ung übernehmen und uns Bescheid sagen, wenn Kinder und Familien in Not geraten. Unsere langjährig­e Arbeit zahlt sich aus!

 ??  ?? Täglich kommen in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafr­ikanischen Republik, Frauen mit ihren Babys aus der Nachbarsch­aft zur Schwangers­chaftsbera­tung und Impfung ins Centre Medical von SOS-Kinderdörf­er weltweit.
Täglich kommen in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafr­ikanischen Republik, Frauen mit ihren Babys aus der Nachbarsch­aft zur Schwangers­chaftsbera­tung und Impfung ins Centre Medical von SOS-Kinderdörf­er weltweit.
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Luciana Dabramo

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