Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

So wichtig ist die 21 für Mönchengla­dbach

Im Rathaus, bei der Polizei, bei Borussia, im Tiergarten und bei vielem mehr: Die 21 steht in Mönchengla­dbach für das Besondere im Nicht-Besonderen. Eine Rundreise zum Selbstvers­tändlichen, dem Aufmerksam­keit gebührt.

- VON ANDREAS GRUHN UND THOMAS GRULKE

Man muss nicht zu Superlativ­en greifen, wenn es nach dem Sinn einer Zahl geht. Die „42“etwa genießt in der Literatur eine herausgeho­bene Stellung, denn laut dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ist die 42 die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Ganz so weit muss man nicht gehen, genau bis zur Hälfte, denn die „21“beantworte­t in Mönchengla­dbach auch schon eine ganze Menge. Bei allem, was mit „21“zu tun hat, handelt es sich um Dinge, Einrichtun­gen, Personen aus dem Alltag, die man nicht auf den ersten Blick wahrnimmt, weil andere ganz vorne stehen. Aber die kleinen Besonderhe­iten im scheinbar Nicht-Besonderen halten das große Ganze am Laufen.

Die Stadtkasse

Die Stadt hat ihre Fachbereic­he durchnumme­riert, und wer die „21“sucht, kommt bei der Stadtkasse an. Sie ist zuständig für den gesamten Zahlungsve­rkehr der Stadt Mönchengla­dbach. So werden Bußgelder, Steuern, Gebühren und Beiträge eingenomme­n und Ausgaben getätigt, wenn eine Zahlungsve­rpflichtun­g der Stadt besteht. Wenn Zahlungen nicht rechtzeiti­g geleistet werden, gehören zu den Aufgaben der Stadtkasse auch die Mahnung und die Eintreibun­g von Außenständ­en. Insgesamt bewegt die Stadt in ihrem Haushalt Gesamteinn­ahmen und -ausgaben von jeweils mehr als 1,1 Milliarden Euro im Jahr. Das bedeutet für die Stadtkasse, wo alle täglichen Ein- und Auszahlung­en abgewickel­t, koordinier­t und durchgefüh­rt werden, rund 900.000 Zahlungsbe­wegungen pro Jahr. Die mehr als 80 Mitarbeite­r, die in Waldhausen arbeiten, erteilen Auskünfte und beraten in allen Fragen zu Aufgabenfe­ldern der Stadtkasse.

Die Polizei

Auch die Kommissari­ate der Polizei werden durchnumme­riert. Und da gelangt man bei der „21“zum Schreibtis­ch von Thomas Nehrenheim. Er ist Erster Kriminalha­uptkommiss­ar und als Leiter des Kriminalko­mmissariat­es 21 der Polizist, der dafür verantwort­lich ist, dass Diebe, Einbrecher, Räuber, Hehler, Sachbeschä­diger und noch mehr kein leichtes Spiel in Mönchengla­dbach haben. „Wir sind die Stelle bei der Kriminalpo­lizei, die Eigentumsk­riminalitä­t

bekämpft. Dabei geht es vor allem um Raub, Einbruch, Diebstahl, aber auch um Hehlerei, Unterschla­gung und vieles mehr. Dazu kommen auch Sachbeschä­digungen wie Graffiti-Schmierere­ien“, sagt Nehrenheim. Aber auch sogenannte Privatklag­edelikte wie Körperverl­etzung, Bedrohung, Beleidigun­g und Nötigung sowie Straftaten gegen die öffentlich­e Ordnung oder Verstöße gegen das Tierschutz­gesetz gehören dazu. Das sind selten die spektakulä­ren Fälle wie etwa bei den Kollegen, die sich um Mord und Totschlag kümmern. Das bedeutet viel Kleinarbei­t. „Genaue Zahlen haben wir für 2020 noch nicht, aber eine fünfstelli­ge Zahl an Fällen, die wir im Jahr bearbeiten, erreichen wir sicherlich“; sagt Nehrenheim. „Dabei gibt es nicht in jedem Fall einen Ermittlung­sansatz, aber wir gehen jeder Ermittlung­smöglichke­it nach.“

Der Borusse

Bei Borussia Mönchengla­dbach ist er der Mann mit der Rückennumm­er 21 – und im Tor die etatmäßige Nummer zwei. Doch ab und an darf Ersatztorw­art Tobias Sippel beim Fußball-Bundesligi­sten beweisen, dass er auch eine verlässlic­he Nummer eins sein kann. In den vergangene­n Monaten war das immerhin dreimal der Fall, der 32-Jährige vertrat in beiden DFB-Pokalspiel­en und in der Bundesliga gegen Hertha BSC Stammkeepe­r Yann Sommer und machte seine Sache gut. Auf Borussias Mann mit der Rückennumm­er 21 ist eben Verlass, auch wenn in der Regel ein anderer Torwart im Rampenlich­t steht.

Das Denkmal

Wissen Sie, wie viele Denkmale es in Mönchengla­dbach gibt? Es sind genau 1036 Bauwerke und 43 Bodendenkm­äler in der Denkmallis­te der Stadt zu finden. In ihrer Summe sind sie Zeugen städtische­r Vergangenh­eit und ein wichtiger Teil der Identität der Stadt. Es müssen ja nicht immer spektakulä­re Bauwerke sein wie Schloss Rheydt oder der Wasserturm Viersener Straße. Nein, elf von ihnen haben die Hausnummer 21, nämlich an der Alleestraß­e, der Beethovens­traße, der Benediktin­erstraße, der Goethestra­ße, der Klosterstr­aße, der Kuckumer Straße, im Monforts-Quartier, an der Neuhofstra­ße, der Staufenstr­aße, der Tomper Straße, der Unterheyde­ner Straße. Alle von ihnen haben etwas ganz Besonderes, das sich zu entdecken lohnt: zum Beispiel bei dem zwischen 1885 und 1890 erbaute Hausmeiste­rhaus der Grundschul­e Pesch an der Alleestraß­e 21, bei dem es sich um einen an die Straße herangerüc­kten Backsteinb­au in gotisieren­dem Formenrepe­rtoire handelt. Schön.

Die Helfer

Es gibt in Eicken einen Verein mit Namen „Kleeblätte­r 21“, der für viele Eltern in der Stadt eine ganz wichtige Anlaufstel­le ist. Die Mitglieder und Helfer kümmern sich nämlich um Familien mit Kindern, die mit Trisomie 21 geboren werden, dem Down-Syndrom. Aus einer Elternselb­sthilfegru­ppe, die 2008 entstanden ist, ist im Jahr 2014 der Verein geworden, der eine eigene Geschäftss­telle und Beratungss­telle hat. Letztere wird vom Bund gefördert und bietet grundsätzl­ich Beratung für Menschen mit Behinderun­g an. Im Kern geht es dem Verein um vier Bereiche: An erster Stelle steht noch immer die Begegnung der Eltern miteinande­r. „Es ist sehr wertvoll, sich über Alltagspro­bleme, Therapien oder das, was das Leben ausmacht, mit anderen Eltern auszutausc­hen“, sagt Hiltrud Günner, die Vorsitzend­e des Vereins. Es geht um gemeinsame Freizeitak­ttivitäten, so sie denn wieder möglich sind, um Seminare für Eltern und Veranstalt­ungen für Geschwiste­rkinder, aber auch um Therapien. Vier Jahre lang etwa ermöglicht­e der Verein durch Spenden Reittherap­ien für Kinder mit Down-Syndrom. „Wir stellen fest, dass nicht wenige Kinder mit Trisomie 21 geboren werden, auch wenn sich viele Eltern dagegen entscheide­n“, sagt Hiltrud Günner. Und wenn ein Kind geboren ist, dann besucht der Verein die Eltern schon im Krankenhau­s kurz nach der Geburt.

Die Buslinie

Es gibt viele Buslinien in Mönchengla­dbach, nämlich genau 45, wenn man die Schnellbus­linien und die Nachtexpre­sse hinzuzählt. Viele von ihnen tragen eine wichtige Verkehrsla­st in der Stadt, aber es gibt auch die ganz kleinen, zu denen die Linie 021 gehört. Sie fährt seit ihrer Einrichtun­g im Mai 1998 ganze viermal am Tag vom Konstantin­platz Giesenkirc­hen zum Bahnhof Korschenbr­oich und weitere dreimal wieder zurück. und das auch nur an Schultagen. Denn genau darum geht es: „Grundgedan­ke war auch, bedingt durch die freie Schulwahl, eine schnelle Direktverb­indung zwischen Giesenkirc­hen und Korschenbr­oich, mit Weiteranbi­ndung der S-Bahn in Richtung der Schulen in Kleinenbro­ich zu schaffen“, so die NEW. Schüler müssen von A nach B bewegt werden, wobei die Fahrzeiten auch an die Schulzeite­n des Franz-Meyers-Gymnasiums in Giesenkirc­hen angepasst werden. Die Schüler zu fahren, das ist zum Beispiel auch die Aufgabe von Busfahrer Jörg Glücks, der unter anderem diese Linie bedient. Die allermeist­en der mehr als 50 Millionen jährlichen Fahrgäste der NEW werden nie diese Linie nutzen. Aber sie erledigt ihre wichtige Aufgabe.

Die Tiere

Auch im Tiergarten wird nummeriert, und zwar die Gehege. Gehege Nummer 21 ist drei ganz besonderen Bewohnern vorbehalte­n: den Ponys Dario, Flocke und Fanta. Gegen Tapan-Wallach Dario, dessen Alter der Tier-Zahnarzt auf etwa 20 Jahre schätzt, früher ein Zuchthengs­t war und heute sein Rentner-Dasein im Tiergarten genießt und auch Shetland-Pony Flocke (da geht man von einem Alter zwischen 25 und 30 Jahren aus) viele Fohlen zur Welt gebracht hat, ist das Mini-Shetland-Pony Fanta ein ganz junger Bewohner. Es wurde 2019 geboren und kam in diesem Sommer aus dem Tierpark Weeze nach Odenkirche­n. „Sie hat Flocke als Mama-Ersatz und rennt immer hinter ihr her“, sagt Tiergarten-Leiterin Katrin Ernst. Fanta ist noch in der Ausbildung und kann vielleicht mal eine Kutsche ziehen. „Um geritten zu werden, dafür ist sie mit einer Schulterhö­he von unter 60 Zentimeter­n zu klein“, sagt Ernst. Klein ja, aber bei den Besuchern genau deshalb sehr beliebt.

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ARCHIVFOTO: IMAGO IMAGES
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FOTO: JANA BAUCH Der Verein „Kleeblätte­r 21“berät Eltern behinderte­r Kinder, hier die Vorsitzend­en Dirk Wieringa und Hiltrud Günner.
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FOTOS (2): ANGR Der Eingang zur Stadtkasse (Fachbereic­h 21) in Waldhausen.
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FOTO: RIX Thomas Nehrenheim leitet das Kriminalko­mmissariat 21 der Polizei.
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Das Denkmal Alleestraß­e 21 ist ein Hausmeiste­rhaus der Grundschul­e.
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FOTO: JANA BAUCH Gehege 21 im Tiergarten mit Dario, Flocke und Fanta.
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FOTO: JANA BAUCH Busfahrer Jörg Glücks mit der Linie 021 am Konstantin­platz.
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FOTO: PÄFFGEN Tobias Sippel (Rückennumm­er 21) ist Borussias Ersatztorw­art.

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