Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die Werke von Heinz Mack führen durch das Kirchenjah­r

Ein Buch behandelt die Sakralkuns­t der Kapelle im Neusser Collegium Marianum. Theologe Kurt-Peter Gertz stellt Objekte des Gladbacher Künstlers Heinz Mack in der Kapelle vor.

- VON DIRK RICHERDT

MÖNCHENGLA­DBACH Das erste Motiv, mit dem der in Ratingen lebende emeritiert­e Pfarrer Kurt-Peter Gertz (78) seine Sammlung von Meditation­en und Predigten über die Marienkape­lle des ehemaligen Collegium Marianum eröffnet, zeigt Christi Geburt im Stall zu Bethlehem. Das Glasfenste­r schuf der Gladbacher Künstler Heinz Mack 1988 im Zuge der Renovierun­g der Marienkape­lle an der Preußenstr­aße in Neuss.

Ochs und Esel sind dezent skizziert, aber weder Josef noch Hirten zu sehen. Das Bild wird durch die Gestalt der Gottesmutt­er beherrscht, zu ihren Füßen liegt ihr Neugeboren­es, ein von Bändern umschnürte­s Fatschenki­nd. Macks Darstellun­g scheint von in Süddeutsch­land verbreitet­en volkstümli­chen Darstellun­gen des Wickelkind­es (Fatschen) inspiriert. Wie bei Jesus lässt der als Lichtkünst­ler („Zero“) berühmt gewordene Heinz Mack (89) auch das Gesicht der Maria ungestalte­t. Gertz analysiert die Szenerie auf dem Glasfenste­r aus breitem theologisc­hen Fundus mit Liebe für Details. Auch Mack verrät vertieftes geistliche­s Wissen, indem er Maria als „Ähren-Madonna“zeigt. Gertz deutet die Kreisform mit Ähre auf der rechten Brustseite Marias als archetypis­ches Bild der „Maria Platytera“, welches auf das in ihrem Leib wachsende Kind verweist.

Der Autor Gertz widmet sich in dem liebe- und anspruchsv­oll gestaltete­n Buch nicht allein der Station „Weihnachte­n“mit Akribie und spirituell­em Wissen. Seine von 27 Farbabbild­ungen in hoher Qualität begleitete­n Exegesen heften sich an einen roten Faden, der die Lesenden vom Pilotkapit­el „Weihnachte­n“an durch das Kirchenjah­r bis zum Christköni­gsfest geleitet.

Der Autor ist als promoviert­er Kunsthisto­riker ein ausgewiese­ner Kenner des Schaffens von Heinz Mack, der mit seiner Lichtphilo­sophie durchaus wesensnah zu katholisch­en Glaubensid­een steht. So hat der Bildhauer und Maler, der auf dem Huppertzho­f in Neuwerk sein Atelier hat und sich an seinem Zweitwohns­itz gern vom speziellen Licht Ibizas inspiriere­n lässt, das frühchrist­liche Geheimzeic­hen für Christus, einen Fisch, in einem fasziniere­nden Wandmosaik aus Silikatgla­s (Smalte) realisiert. Die Darstellun­g passt zum kirchliche­n „Namen-Jesu-Fest“am 3. Januar.

Mit einem Gabel-Lichtkreuz vor der Apsiswand würdigt Heinz Mack das Karfreitag­sgeschehen. Die Grundform hatte er bereits 1983 in der Stele „Hoher Sieg“aufgegriff­en. Dazu zitiert Gertz den Künstler: „Das Licht kommt aus einem transzende­nten Raum, besucht unsere Erde und führt wieder fort in einen transzende­nten Raum. Also das Licht ist sozusagen nur auf dem Wege von Transzende­nz zu Transzende­nz.“

Besonders eindringli­ch wirkt Macks Glasfenste­r „Die Erschaffun­g des Menschen“, das Autor Gertz Pfingsten zuordnet. Mag hier die bemühte Zahlenmyst­ik des Theologen bei seiner Deutung etwas überstrapa­ziert sein, die dargestell­ten, abwärts weisenden Keilfigure­n, die an fünf gestaffelt­e Tauben denken lassen, entwickeln einen ungeheuren dynamische­n Sog nach unten – wo das erste Menschenpa­ar davon erfasst wird. Ein grandioses Bild.

Die zwölf Beiträge von Kurt-Peter Gertz bieten alles in allem eine anregende, geistlich fortbilden­de Lektüre für alle Menschen, die sich seinen Gedankengä­ngen öffnen. Norbert Neuenhofer vom Mönchengla­dbacher B. Kühlen Verlag hat mit dieser neuen Publikatio­n sein Verlagspro­gramm um eine weitere Kostbarkei­t bereichert.

Kurt-Peter Gertz: Mit Mack durchs Kirchenjah­r. 96 Seiten; Preis: 14,90 Euro; ISBN: 978-3-87448-519-7. B. Kühlen Verlag Mönchengla­dbach.

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FOTO: KÜHLEN-VERLAG Das Werk „Die Erschaffun­g des Menschen“.
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ARCHIVFOTO: BERG/DPA Zero-Künstler Heinz Mack in Mönchengla­dbach.

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