Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Neue Kolumnen in Ihrer Zeitung
Wenn wir es schaffen, das neue „Wir“zu bewahren, hätten wir viel erreicht.
DÜSSELDORF (md) Nichts ist so beständig wie der Wandel – das gilt auch für die Rheinische Post, die im neuen Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Eine Änderung erwartet Sie von diesem Samstag an: Auf der „Stimme des Westens“finden Sie künftig eine Reihe neuer Gastautoren und -autorinnen. Den Anfang macht die Kolumne „Gott und die Welt“mit Rabbi Jehoschua Ahrens, der sich samstags mit Schwester Philippa Rath, Pfarrerin Friederike Lambrich und dem islamischen Theologen Mouhanad Khorchide abwechselt. Ahrens hat auch schon in Düsseldorf als Rabbiner gewirkt und leitet seit vier Jahren die jüdische Gemeinde in Darmstadt. Er lässt die Leitung seiner Gemeinde zum 1. Januar ruhen, um sich zu habilitieren. Papst Franziskus hat dem Theologen, der in Jüdischer Liturgie promoviert wurde, für sein Engagement im jüdisch-katholischen Dialog persönlich die Päpstliche Medaille verliehen. Die übrigen Autoren und Autorinnen stellen wir Ihnen jeweils mit Erscheinen ihrer Kolumnen vor. Montags lesen Sie „Total digital“, dienstags die „Berliner Republik“, mittwochs „Wissensdrang“, donnerstags im Wechsel „Gesellschaftskunde“und „Rheinische Lösung“sowie freitags „Geld und Leben“. Wir wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
Obwohl wir uns noch im harten Lockdown befinden, eröffnet der Beginn der Impfungen die Perspektive, in absehbarer Zeit das Coronavirus unter Kontrolle zu bringen. Zu Anfang dieses neuen Jahres lohnt es sich daher, optimistisch nach vorne zu schauen. Der schlimmste Fehler allerdings wäre, nach Corona einfach wieder zu unserem gewohnten Alltag zurückzukehren. Es ist wichtig, dass wir aus der Krise die richtigen Lehren ziehen. Als Juden haben wir im Laufe unserer Geschichte gelernt, auch in größten Schwierigkeiten das Positive zu sehen. Ist das aber angesichts der vielen Toten und einer abgestürzten Wirtschaft wirklich möglich? Ich denke schon!
Selbst in dieser Krise gab es sehr viel Positives: Ich habe selten so viel Hilfsbereitschaft erlebt. Menschen haben sich umeinander gekümmert – generationsübergreifend. Leben zu retten war wichtiger als Wirtschaftswachstum. Wir haben auch den Nutzen einer solchen Haltung erlebt: Gesellschaften, die solidarisch agierten und weniger gespalten waren, sind besser durch die Krise gekommen. Unsere Gesellschaft, die so viel Wert auf das Ich legt, auf die individuelle Freiheit und den persönlichen Vorteil, hat es geschafft, in der Krise zu einem Wir zu finden. Das scheinbar so verstaubte religiöse Konzept der Nächstenliebe erwies sich in dieser Zeit als wichtiger denn je. Wenn wir es schaffen, dieses Wir weiter zu bewahren, hätten wir viel erreicht. Wenn wir es geschafft haben, in dieser Krise gemeinsam schwierigste Herausforderungen zu bewältigen, dann schaffen wir das auch bei anderen Themen: sei es mehr Gerechtigkeit und mehr Chancengleichheit oder eine ökologische Wende und eine fairere Verteilung der Ressourcen. Jetzt gilt es, die Herausforderungen gemeinsam anzupacken – zum Vorteil aller!