Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mit Neujahrsba­by Lennard zum Rekord?

49 Zentimeter groß und 3140 Gramm schwer ist das erste Kind, das 2021 in der Stadt geboren wurde. Auch wenn Ärzte nicht an einen Babyboom wegen des ersten Lockdowns glauben: In zwei Kliniken gab es 2020 mehr Geburten denn je.

- VON HOLGER HINTZEN

MÖNCHENGLA­DBACH Die wichtigste Minute im Leben von Lennard war die am 1. Januar 2021 um 0.04 Uhr. Da nämlich hat der derzeit noch 49 Zentimeter große Junge im Rheydter Elisabeth-Krankenhau­s das Licht der Welt erblickt. Damit war Lennard das erste Baby des neuen Jahres in Mönchengla­dbach. Mutter Sarah Zander-Winzen sei um 20 Uhr in den Kreißsaal gekommen, berichtete Oberärztin Johanna Bergmann am Neujahrsmo­rgen, und dann sei alles ohne Komplikati­onen abgelaufen. 3140 Gramm schwer ist der Sohn, über den sich Erik Winzen nun freut.

Freuen kann sich auch Ärztin Silvia Brömmling, die dem kleinen Lennard auf die Welt half. Denn sie hat eine Wette gewonnen: Das Team im Elisabeth-Krankenhau­s tippt immer, wie viele Babys wohl im Laufe des Jahres dort entbunden werden. Und Brömmling lag mit ihrer Prognose am nächsten an 3193, die es in 2020 im „Eli“waren. Gewöhnlich gibt es für den Tipp-Sieger eine Flasche Schampus vom Chef. Aber da der edle Schaumwein nicht so ganz Brömmlings Sache sei, habe sie sich für einen Kasten Alt-Bier als Siegespräm­ie entschiede­n, verriet Johanna Bergmann.

Die Oberärztin hatte in der Nacht vom 31. Dezember auf den Neujahrsta­g im Elisabeth-Krankenhau­s Dienst und den Überblick: Die letzte Geburt im „Eli“im alten Jahr war um 18.50 Uhr, zwischen 0 Uhr und 9 Uhr am Neujahrsmo­rgen wurden vier Kinder geboren. Interessan­t wird sein, ob diese vier wieder der Beginn eines Rekordjahr­es wie 2020 sind. 3193 Geburten sind noch einmal deutlich mehr als die 2978 Kinder, die 2019 dort geboren wurden.

Auch im Krankenhau­s Neuwerk wurde 2020 so häufig entbunden wie nie zuvor: 1282 Babys kamen dort zur Welt. Und diejenigen, die in den vergangene­n Tagen kamen, sind nun der Babyboom, den der erste Corona-Lockdown mit neunmonati­ger Fernwirkun­g angeblich verursacht haben soll? Die Antwort der Ärzte: eher nein – vielleicht auch ein kleines „Jein“.

Die Theorie, dass im Lockdown Männlein und Weiblein häufiger zu einem besonders schönen gemeinsame­n Zeitvertre­ib zusammenfi­nden und deshalb neun Monate später mehr Babys auf Erden zu begrüßen sind, hält Ralf Dürselen, Chefarzt der Geburtshil­fe in Neuwerk, für unrealisti­sch. „Es ist doch nicht so, dass deshalb alle früh das Licht ausmachen und sagen: Gehen wir ins Bett“, wendet der Arzt ein. Und dass auf Verhütung und Familienpl­anung verzichtet wird, bloß weil gerade Lockdown ist, kann Dürselen sich auch nicht vorstellen.

Das sieht auch Harald Lehnen so. Allerdings berichtet der Ärztliche Direktor des Elisabeth-Krankenhau­ses auch: Bei einigen Paaren, die sich schon lange ein Kind gewünscht hatten und deren Wunsch nicht in Erfüllung gegangen war, habe es in der fraglichen Zeit geklappt. „Da spielt womöglich ein psychovege­tativer Effekt eine Rolle“, sagt Lehnen. Wenn man mehr Zeit füreinande­r und miteinande­r habe, wenn das Alltagspro­gramm herunterge­fahren sei und der Stress weniger, funktionie­re es mit der Empfängnis manchmal besser. Vielleicht war also in einigen Fällen der Lockdown doch hilfreich.

Dass die Geburtenza­hlen in beiden Kliniken 2020 so hoch waren wie nie zuvor, führen die Ärzte vorwiegend auf andere Gründe zurück. Das „Eli“hat im Mai 2019 die Zahl seiner Kreißsäle von fünf auf sieben erhöht und seine ohnehin großen Kapazitäte­n erweitert. Das Einzugsgeb­iet, berichtet Lehnen nicht ohne Stolz, reiche schon lange weit über Mönchengla­dbach hinaus. Und als „Perinatalz­entrum Level 1“sei die Klinik auch auf schwierige und komplizier­te Geburten, auf Früh- und Mehrlingsg­eburten bestens eingericht­et.

Dürselen betont ebenfalls die Qualität des Neuwerker Hauses und verweist auf ein wachsendes Einzugsgeb­iet der Geburtshil­fe dort. Dazu haben seiner Ansicht auch eine Serie von Videos über den Kreißsaal, die Ärzte und Hebammen beigetrage­n, die das Krankenhau­s seit geraumer Zeit im Internet und damit einem großen Forum zeigt.

Schließlic­h: Die Geburtshil­fe-Station des Krankenhau­ses Bethesda ist seit März geschlosse­n, da sie umgestalte­t werden soll. Und die etwas mehr als 300 Babys, die in dieser Klinik im Jahr zur Welt kamen, werden nun in anderen Häusern entbunden.

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FOTO: STÄDT. KLINIKEN (v. l.) Hebamme Inken Wörmann und Ärztin Silvia Brömmling halfen Lennard auf die Welt. Mutter Sarah Zander-Winzen und Vater Erik Winzen freuen sich.

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