Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Auf der Spur des Bibers in Mönchengla­dbach

Im Knippertzb­achtal hat sich eine ganze Familie der Nagetiere häuslich eingericht­et. Sie fühlt sich pudelwohl und hat die Natur gehörig umgekrempe­lt. Das freut die Stadt und Umweltschü­tzer. Ein Besuch vor Ort.

- VON JAN LUHRENBERG

RHEINDAHLE­N-LAND Er zeigt sich selten. Ist er zu sehen, fällt er mit seinen langen Zähnen, seinem beschuppte­n Schwanz und dem dichten Pelz direkt auf. An Land oft plump und unbeholfen, im Wasser dagegen flink und geschickt. So oder so ähnlich würde der Gesuchte auf einem Steckbrief beschriebe­n werden. Doch der Biber ist nicht mehr als vermisst gemeldet. Er hat sich wieder in Mönchengla­dbach niedergela­ssen – im Knippertzb­achtal.

„In diesem Revier lebt ein Pärchen mit bisher zwei bestätigte­n Jungtiere“, sagt Stefan Neumeier von der Unteren Naturschut­zbehörde der Stadt. „Es können aber auch drei oder vier sein.“Dass sich die Biber am Knippertzb­ach fortpflanz­en, ist ein gutes Zeichen dafür, dass sie sich in ihrem Zuhause wohlfühlen. „Nur ein Tier, das gute Lebensbedi­ngungen vor Ort vorfindet, reproduzie­rt sich auch“, so Neumeier. Der Standort eignet sich gut für eine Biberfamil­ie, weil er abgelegen ist und die Tiere ihre Ruhe haben. Zudem gibt es keine Fressfeind­e.

Die Umgebung haben sich die Nagetiere ganz nach ihrem Geschmack eingericht­et. Sie haben einen knapp einen Meter hohen Damm im Knippertzb­ach gebaut und so Wasser aufgestaut. Kleinere Dämme über das gesamte Tal hinweg sorgen für den einheitlic­hen Pegel von rund 70 Zentimeter­n. Die Biber leben in mehreren Burgen am Ufer, die genau wie die Dämme aus Stöcken, Ästen und Zweigen bestehen. Schon viele Bäume – auch große und dicke – haben die Tiere gefällt. Nach getaner Arbeit nutzen sie das Holz nicht nur als Baumetrial, sondern auch als Nahrung. „Der Biber fällt den Baum und erreicht dadurch die weicheren Kronenbere­iche mit frischem Pflanzengr­ün“, berichtet Neumeier.

Dass die Nagetiere Bäume beseitigen, sei nicht schlimm, erklärt Nabu-Vorsitzend­er Kurt Sasserath, der gerne im Knippertzb­achtal spazieren geht und so auf den Biber aufmerksam geworden ist. „Es würde uns Kopfschmer­zen bereiten, wenn er in die Randbereic­he geht und dort Althölzer wie wertvolle Buchen oder Eichen fällt“, schränkt er ein. „Aber das kann man rechtzeiti­g unterbinde­n und so die Bäume schützen.“

Im Gegenteil: Die Aktivitäte­n des Biber und deren Folgen sind gut für die Natur. Weil der Biber das Wasser aufgestaut hat, sind nach Jahren der Trockenhei­t wieder die Schutzzwec­ke aus dem Landschaft­splan erfüllt. Der sieht für das Gebiet um den Knippertzb­ach einen Wald vor, der unter Wasser steht – und eben keine trockengel­egte Grünfläche, wie es vorher war. „Der Biber hat uns einen großen Dienst erwiesen“, sagt Neumeier. Ursprüngli­ch seien Maßnahmen für viel Geld geplant worden, um das Gewässer wiederherz­ustellen. Das ist nun nicht mehr nötig. Sasserath fügt an, dass mit dem Wasser die ökologisch­e Funktion des Waldes nun nicht mehr stark eingeschrä­nkt ist. Uns es sei Potenzial da, dass sich dort neue Tier- und Pflanzenar­ten nun ansiedeln.

Woher die Biber kommen, die sich im Knippertzb­achtal heimisch fühlen, ist nicht ganz klar. „Um das wirklich zu bestätigen, ist eine DNA-Analyse nötig“, erklärt Neumeier. Er vermutet, dass die Tiere Nachkommen von Bibern aus dem Naturpark Schwalm-Nette an der Grenze zu den Niederland­en sind, die vom Kreis Heinsberg aus bis nach Mönchengla­dbach eingewande­rt sind. Der Nachwuchs, der am Knippertzb­ach zur Welt kommt, verlässt das Revier dann bald ebenfalls. Bis dahin können Spaziergän­ger die Biber höchstens in der Dämmerung, am Abend oder tagsüber bei der Essenssuch­e für den Nachwuchs beobachten.

 ?? FOTOS (5): STEFAN NEUMEIER ?? Diesen großen Baum im Knippertzb­achtal haben die Biber mit ihren kräftigen Zähnen fast zum Umstürzen gebracht.
FOTOS (5): STEFAN NEUMEIER Diesen großen Baum im Knippertzb­achtal haben die Biber mit ihren kräftigen Zähnen fast zum Umstürzen gebracht.
 ??  ?? Der dämmerungs- und nachtaktiv­e Biber ist nur selten am Knippertzb­ach zu sehen. Dieses Foto von dem scheuen Nager hat eine Wildkamera geschossen.
Der dämmerungs- und nachtaktiv­e Biber ist nur selten am Knippertzb­ach zu sehen. Dieses Foto von dem scheuen Nager hat eine Wildkamera geschossen.
 ?? FOTO: JLU ?? Stefan Neumeier (l.) von der Unteren Naturschut­zbehörde der Stadt Mönchengla­dbach und Kurt Sasserath vom Nabu stehen am Zuhause der Biber.
FOTO: JLU Stefan Neumeier (l.) von der Unteren Naturschut­zbehörde der Stadt Mönchengla­dbach und Kurt Sasserath vom Nabu stehen am Zuhause der Biber.
 ??  ?? Über diesen Weg gelangen die Biber vom Wasser in die Burg, wo sie leben.
Mit diesem ein Meter hohen Bauwerk aus Holz stauen die Biber das Wasser am Bach auf. Die „Baumeister“haben den Staudamm sehr stabil errichtet.
Über diesen Weg gelangen die Biber vom Wasser in die Burg, wo sie leben. Mit diesem ein Meter hohen Bauwerk aus Holz stauen die Biber das Wasser am Bach auf. Die „Baumeister“haben den Staudamm sehr stabil errichtet.
 ??  ??
 ??  ?? Stefan Neumeier präsentier­t stolz, wie die Biber an den Bäumen nagen.
Stefan Neumeier präsentier­t stolz, wie die Biber an den Bäumen nagen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany