Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Der unermüdliche Arbeiter ist zurück
Offensivspieler Jonas Hofmann hat in Bielefeld gezeigt, was der Borussia zuletzt gefehlt hat.
Es sagt einiges über den Wert eines Spielers für seine Mannschaft aus, wenn er nach einer längeren Verletzungspause zurückkehrt und gleich für den Unterschied sorgen kann. Die Rede ist von Jonas Hofmann, der sein Comeback vor zwei Wochen beim Pokalspiel in Elversberg (5:0) gegeben hatte, und nun erstmals wieder in der Bundesliga spielte – gleich über 90 Minuten. Und zwar bärenstark.
Beim 1:0-Auswärtssieg in Bielefeld könnte man Hofmanns Wert auf den ersten Blick ganz einfach messen: an der Torbeteiligung, die er sich in der 58. Spielminute mit dem Chip-Ball auf Torschütze Breel Embolo erarbeitete. Doch es gibt noch etwas, das Hofmanns Qualitäten für Borussia genauer beschreibt: Arbeit. Denn fast überall dort, wo es in Bielefeld wichtige Dinge zu erledigen gab, war Hofmann zu finden.
Mit 12,66 Kilometern war er der Dauerläufer. Wie effektiv er diese Meter zurücklegt, belegen weitere Zahlen. Gleich sieben Torschussvorlagen gab Hofmann, womit er an mehreren Großchancen beteiligt war. Sowohl Embolos Pfostenschuss in der sechsten Minute als auch dessen Möglichkeit nach einer halben Stunde legte Hofmann auf. „Es wäre schön gewesen, wenn wir das Tor in der Phase, wo wir so gedrückt haben, auch erzielt hätten“, sagte Hofmann. Er musste dabei zusehen, wie seine Mitspieler die Chancen reihenweise nicht nutzen, auf sein persönliches Konto gingen nur zwei der 24 Torschüsse. „Es war ein sehr dominantes Spiel von uns und wir haben überaus hochverdient gewonnen“, sagte Hofmann.
Neben den Akzenten, die er mit Ball setzte, war eine weitere Qualität
des Nationalspielers am Samstag der Schlüssel zum Erfolg: Hofmanns Anlaufverhalten, das im Team von Trainer Marco Rose vermutlich kein Zweiter beherrscht wie Hofmann. Immer wieder stellte er vorne clever die Anspielstationen zu, um Ballverluste beim Gegner zu provozieren und ihn unter Druck zu setzen. Das funktionierte vor allem in der ersten Halbzeit gut – der Aufsteiger konnte für keine Entlastung sorgen.
Hofmann brachte noch einen weiteren Faktor ins Spiel: seine Läufe in die Tiefe. Wie in der 20. Minute, als ein Angriff der Bielefelder lief und sich Hofmann in der eigenen Hälfte in der Rückwärtsbewegung zunächst auf die Defensive konzentrierte. Dann landete der Ball bei Patrick Herrmann, Hofmann schaltete blitzschnell um in den Vollsprint. Sekunden später landete der lange Ball kurz vor dem
Strafraum genau in den Füßen von Hofmann. Abwehrspieler Nathan de Medina wusste sich nur noch per Foul zu helfen. Auch Embolos Chance zehn Minuten später konnte nur entstehen, weil Hofmann zuvor diagonal in die Spitze gesprintet war und dort erneut mit einem langen Ball bedient wurde.
„Insgesamt haben wir als Mannschaft gut funktioniert. Wir haben aber gemerkt, dass Jonas gefehlt hat. Wir hatten heute wieder viel Tiefe in unserem Spiel, haben dadurch viele Torchancen gehabt, hatten viele gute Ballgewinne – das sind alles Stärken, die Jonas verkörpert. Er war ein wichtiger Faktor für uns“, sagte Rose lobend in Richtung Hofmann, der pünktlich vor dem Duell mit dem FC Bayern (Freitag, 20.30 Uhr/Dazn) wieder in Form ist, was aufgrund seiner langen Ausfallzeit nicht als selbstverständlich angesehen werden darf.
In den neun Spielen, in denen Hofmann fehlte, siegten die Borussen nur zweimal (4:1 gegen Schalke, 4:0 gegen Donezk). Nun war Hofmann in Bielefeld zum zweiten Mal wieder dabei, Gladbach holte den zweiten Sieg nach dem Pokalerfolg in Elversberg. Das mag angesichts der vermeintlich leichten Gegner nicht zwingend zusammenhängen, doch Hofmanns Mitwirken ist für die Rose-Elf so oder so ein echtes Plus.