Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Borussia setzt im Tor weiter auf Erfahrung
Sechs Torhüter stehen unter Vertrag. An der Hierarchie dürfte sich so schnell aber nichts ändern.
Sechs Torhüter stehen beim Verein unter Vertrag. An der Hierarchie in der Mannschaft wird sich so schnell aber wohl nichts ändern.
Zusammen bringen sie 97 Jahre Lebenserfahrung auf den Rasen. Borussias Torwart-Team um Yann Sommer (32), Tobias Sippel (32) und Max Grün (33) besteht in dieser Konstellation seit Sommer 2019. Vieles spricht dafür, dass die Gladbacher auch in der kommenden Saison an diesem Trio festhalten werden, obwohl insgesamt sechs Torhüter einen Profivertrag haben. Und das hat gute Gründe.
Sommer, die unumstrittene Nummer eins im Tor der Borussen, steht bei Borussia ohnehin noch bis 2023 unter Vertrag. 268 Pflichtspiele hat er bereits für den VfL bestritten. Nur die Keeper Wolfgang Kleff (421) und Uwe Kamps (518) liegen in dieser Rangliste vor ihm. Bleibt Sommer weiterhin so fit, ist es sogar vorstellbar, dass er noch einmal am Niederrhein verlängert.
Hinter Sommer ist Sippel die Nummer zwei, die ihre Rolle seit 2015 in vorbildlicher Art und Weise ausfüllt. Im Training pusht er Sommer immer wieder zu neuen Höchstleistungen. Wenn er dann mal in einem Pflichtspiel einspringen muss, erledigt er seinen Job so gut, dass er an anderen Bundesliga-Standorten sicher Stammtorwart wäre. Offiziell läuft sein Vertrag aktuell noch bis zum Sommer, doch nach Informationen unserer Redaktion hat Manager Max Eberl vor Weihnachten neben den Verträgen von Kapitän Lars Stindl und Tony Janschke auch den von Sippel ausgedehnt. Eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus.
Auch eine Fortführung der Zusammenarbeit mit Max Grün, der 2019 von Darmstadt 98 gekommen ist und dessen Vertrag ausläuft, kann sich der Verein vorstellen. Grün fühlt sich am Niederrhein wohl, weiß um seinen Status als Nummer drei und passt sowohl fußballerisch als auch menschlich zur Torwart-Gruppe, die von den beiden Trainern Uwe Kamps und Steffen Krebs täglich auf dem Trainingsplatz gefordert wird.
Drei Ü30-Torhüter hat Gladbach im Kader – derzeit ein Novum in der Bundesliga. Doch Fakt ist auch: Auf wohl keiner anderen Position macht sich jahrelange Erfahrung so bemerkbar wie auf der des Torwarts. Trotzdem setzen andere Vereine auf mindestens einen jüngeren Nachwuchsmann
in ihrem Torwart-Trio.
Hinter Sommer, Sippel und Grün muss sich Jan Olschowksy in der Hierachie einordnen. Der 19-Jährige soll sich aber zunächst in aller Ruhe über Spielpraxis in der U23 entwickeln. Für die hat er in der Regionalliga West bereits 34 Partien absolviert, an den Fußball im Herrenbereich hat er sich schnell gewöhnt. Im Training ist er immer mal wieder oben dabei, gehört vor allem im Trainingslager fest zur Gruppe der Profis. Im vergangenen Jahr unterschrieb er ebenso wie Jonas Kersken, der mit ihm um den Platz im Tor der U23 kämpft, einen Profivertrag.
Und dann wäre da ja noch Moritz Nicolas, dem sie bei Borussia nach wie vor den Sprung nach oben zutrauen, der aber das allseits bekannte Problem vieler junger Torhüters hat: Er spielt nicht. Und das seit fast zwei Jahren. Die Saison 2019/20 verbrachte er bei Union Berlin, kam dort am Ende der Saison bei der 0:4-Niederlage gegen Hoffenheim immerhin zu seinem Bundesliga-Debüt. In dieser Spielzeit ist er an den VfL Osnabrück ausgeliehen, hat dort aber Stammtorwart Philipp Kühn vor sich, weshalb Nicolas weiterhin auf seinen ersten Pflichtspieleinsatz beim Zweitligisten warten muss. Bei seiner Rückkehr nach Gladbach hätte der 23-Jährige ab Sommer ebenfalls keine Aussichten auf Einsätze.
Bis 2023 läuft Nicolas’ Vertrag, genauso lang wie die Verträge von Olschowsky und Kersken. Spätestens dann wird Borussia einem Talent eine Perspektive als Bundesliga-Torwart aufzeigen müssen, um es zu halten. Selbst wenn Sommer, der bei seinem Vertragsende 34 Jahre alt sein wird, noch ein oder zwei Jahre dranhängen sollte - irgendwann wird ein Nachfolger gebraucht. Bis dahin liegt es aber auch an den jungen Torhütern selbst, sich für einen Generationen-Wechsel im Kasten zu empfehlen. Nicolas könnte das ab Sommer über die nächste Leih-Station versuchen. Bei ihm und seinen jungen Torwart-Kollegen ist vor allem eines gefragt: Geduld.