Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Illegale Entsorgung nimmt in Pandemie zu
2020 entdeckten Städte in der Region mehr unerlaubte Müllkippen. Die steigenden Entsorgungskosten könnten auch Bürger spüren.
DÜSSELDORF Es gibt mittlerweile kaum noch etwas, das nicht irgendwo illegal entsorgt wird. Bauschutt, Autoreifen, Möbel, Unrat aus aufgelösten Wohnungen, Benzin- und Ölfässer werden in großen Mengen achtlos in die Umwelt geworfen – seit Jahren kämpfen die Kommunen gegen die Müllsünder.
Im vergangenen Jahr hat sich das Problem weiter verschärft. Städte in der Region haben noch einmal deutlich mehr wilde Müllkippen entdeckt als in den Vorjahren, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergeben hat. Als Hauptgrund dafür wurde in den meisten Fällen die Corona-Pandemie genannt. „Bei den wilden Müllablagerungen ist im Vergleich zu den ersten elf Monaten 2019 im Jahr 2020 eine Steigerung von über 70 Prozent zu verzeichnen“, sagte eine Sprecherin der Stadt Leverkusen.
Auch in Remscheid wurde im vergangenen Jahr mehr Müll illegal entsorgt. „Die Menge der wilden Kippen und auch der hierdurch zu entsorgenden Abfälle haben zugenommen“, sagte Michael Zirngiebl,
Betriebsleiter der Technischen Betriebe in Remscheid. Demnach mussten bis Ende Oktober 82 Tonnen mehr Abfall bei der Beseitigung wilder Kippen entsorgt werden. „Auch die Anzahl der illegal entsorgten Altreifen hat um rund 200 Stück zugenommen“, so Zirngiebl.
Den Kommunen in Nordrhein-Westfalen entsteht durch illegale Müllkippen zusammengerechnet jährlich ein finanzieller Schaden in einem hohen zweistelligen Millionenbereich. Dabei sind es in der Regel nicht die reinen Entsorgungskosten, die die Kommunen teuer zu stehen kommen; auch die
Personalkosten sind beträchtlich. Fast alle Städte berichten, dass sich die wilden Müllkippen meist an Altkleider- und Glascontainern, an Ampeln, Bahndämmen, Straßen mit Grünstreifen und Waldgebieten befänden. Besonders oft findet illegales Müllabladen an Stellen statt, die mit Fahrzeugen erreichbar und schlecht einsehbar sind. Vor allem Seitenstreifen abgelegener Straßen sowie Parkplätze in Außen- und Randbereichen in Gewerbegebieten sind betroffen.
In Solingen verzeichnete man ebenfalls mehr wilde Müllkippen im Stadtgebiet. „Die Zahl ist gestiegen – vor allem während der Lockdown-Zeiten. Freie Zeiten wurden möglicherweise zum Aufräumen und Entrümpeln genutzt“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Deutlich mehr wilde Müllkippen habe es vor allem zu der Zeit gegeben, als zwei Entsorgungsorte pandemiebedingt geschlossen gewesen seien. Auch in Köln habe man vor allem in der ersten Pandemiewelle im Frühjahr 2020 mehr illegal entsorgten Müll im Straßenbild gesehen, so ein Sprecher der Stadt Köln. Ein Sprecher der Stadt Krefeld erklärte: „Zieht man nur die nackten Zahlen wilder Müllkippen als Vergleich heran, muss man von einer deutlichen Steigerung der illegalen Abfallablagerungen sprechen.“Im Vergleich zum Vorjahr habe sich in Krefeld die Anzahl der gemeldeten Ablagerungen verdoppelt, so der Sprecher weiter. In Bonn verzeichnet man einen Anstieg um 25 Prozent.
Auch in vergleichsweise kleinen Kommunen wie zum Beispiel Neukirchen-Vluyn ist der entsprechende Entsorgungsaufwand nach Angaben einer Stadtsprecherin um etwa 86 Prozent gestiegen. In Viersen ist die Zahl der illegalen Müllkippen
von 635 im Jahr 2019 auf 1015 (Stand 17. Dezember 2020) gestiegen. In Moers beobachtete man im Frühjahr in erster Linie große Ablagerungen vor den Altkleidercontainern.
Die Städte unternehmen viel im Kampf gegen die Müllsünder. Es gibt Schwerpunktkontrollen und stadtteilbezogene Sondereinsätze. Ein beliebter Abladeort ist der Wald. Wer dort bei der illegalen Müllentsorgung erwischt wird, muss mit einer erheblichen Geldstrafe rechnen. Die Bußgelder beginnen bei zehn bis 25 Euro für das Wegwerfen von Pappbechern, Taschentüchern,
Zigarettenschachteln und Bananenschalen und enden bei 5000 Euro für das Abkippen von Bauschutt. Allein für das Wegschaffen des illegalen Mülls aus den Wäldern entstehen dem Betrieb Wald und Holz NRW pro Jahr Kosten von 100.000 Euro.
In Leverkusen werden die deutlich gestiegenen Entsorgungskosten möglicherweise auf die Bürger umgelegt. „Leider verursacht der Effekt der Mengensteigerung beim Restmüllaufkommen, aber insbesondere beim Wilden-Müll-Aufkommen eine Steigerung der Abfallentsorgungsgebühren“, sagte die Sprecherin der Stadt Leverkusen.