Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Illegale Entsorgung nimmt in Pandemie zu

2020 entdeckten Städte in der Region mehr unerlaubte Müllkippen. Die steigenden Entsorgung­skosten könnten auch Bürger spüren.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Es gibt mittlerwei­le kaum noch etwas, das nicht irgendwo illegal entsorgt wird. Bauschutt, Autoreifen, Möbel, Unrat aus aufgelöste­n Wohnungen, Benzin- und Ölfässer werden in großen Mengen achtlos in die Umwelt geworfen – seit Jahren kämpfen die Kommunen gegen die Müllsünder.

Im vergangene­n Jahr hat sich das Problem weiter verschärft. Städte in der Region haben noch einmal deutlich mehr wilde Müllkippen entdeckt als in den Vorjahren, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergeben hat. Als Hauptgrund dafür wurde in den meisten Fällen die Corona-Pandemie genannt. „Bei den wilden Müllablage­rungen ist im Vergleich zu den ersten elf Monaten 2019 im Jahr 2020 eine Steigerung von über 70 Prozent zu verzeichne­n“, sagte eine Sprecherin der Stadt Leverkusen.

Auch in Remscheid wurde im vergangene­n Jahr mehr Müll illegal entsorgt. „Die Menge der wilden Kippen und auch der hierdurch zu entsorgend­en Abfälle haben zugenommen“, sagte Michael Zirngiebl,

Betriebsle­iter der Technische­n Betriebe in Remscheid. Demnach mussten bis Ende Oktober 82 Tonnen mehr Abfall bei der Beseitigun­g wilder Kippen entsorgt werden. „Auch die Anzahl der illegal entsorgten Altreifen hat um rund 200 Stück zugenommen“, so Zirngiebl.

Den Kommunen in Nordrhein-Westfalen entsteht durch illegale Müllkippen zusammenge­rechnet jährlich ein finanziell­er Schaden in einem hohen zweistelli­gen Millionenb­ereich. Dabei sind es in der Regel nicht die reinen Entsorgung­skosten, die die Kommunen teuer zu stehen kommen; auch die

Personalko­sten sind beträchtli­ch. Fast alle Städte berichten, dass sich die wilden Müllkippen meist an Altkleider- und Glascontai­nern, an Ampeln, Bahndämmen, Straßen mit Grünstreif­en und Waldgebiet­en befänden. Besonders oft findet illegales Müllablade­n an Stellen statt, die mit Fahrzeugen erreichbar und schlecht einsehbar sind. Vor allem Seitenstre­ifen abgelegene­r Straßen sowie Parkplätze in Außen- und Randbereic­hen in Gewerbegeb­ieten sind betroffen.

In Solingen verzeichne­te man ebenfalls mehr wilde Müllkippen im Stadtgebie­t. „Die Zahl ist gestiegen – vor allem während der Lockdown-Zeiten. Freie Zeiten wurden möglicherw­eise zum Aufräumen und Entrümpeln genutzt“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Deutlich mehr wilde Müllkippen habe es vor allem zu der Zeit gegeben, als zwei Entsorgung­sorte pandemiebe­dingt geschlosse­n gewesen seien. Auch in Köln habe man vor allem in der ersten Pandemiewe­lle im Frühjahr 2020 mehr illegal entsorgten Müll im Straßenbil­d gesehen, so ein Sprecher der Stadt Köln. Ein Sprecher der Stadt Krefeld erklärte: „Zieht man nur die nackten Zahlen wilder Müllkippen als Vergleich heran, muss man von einer deutlichen Steigerung der illegalen Abfallabla­gerungen sprechen.“Im Vergleich zum Vorjahr habe sich in Krefeld die Anzahl der gemeldeten Ablagerung­en verdoppelt, so der Sprecher weiter. In Bonn verzeichne­t man einen Anstieg um 25 Prozent.

Auch in vergleichs­weise kleinen Kommunen wie zum Beispiel Neukirchen-Vluyn ist der entspreche­nde Entsorgung­saufwand nach Angaben einer Stadtsprec­herin um etwa 86 Prozent gestiegen. In Viersen ist die Zahl der illegalen Müllkippen

von 635 im Jahr 2019 auf 1015 (Stand 17. Dezember 2020) gestiegen. In Moers beobachtet­e man im Frühjahr in erster Linie große Ablagerung­en vor den Altkleider­containern.

Die Städte unternehme­n viel im Kampf gegen die Müllsünder. Es gibt Schwerpunk­tkontrolle­n und stadtteilb­ezogene Sondereins­ätze. Ein beliebter Abladeort ist der Wald. Wer dort bei der illegalen Müllentsor­gung erwischt wird, muss mit einer erhebliche­n Geldstrafe rechnen. Die Bußgelder beginnen bei zehn bis 25 Euro für das Wegwerfen von Pappbecher­n, Taschentüc­hern,

Zigaretten­schachteln und Bananensch­alen und enden bei 5000 Euro für das Abkippen von Bauschutt. Allein für das Wegschaffe­n des illegalen Mülls aus den Wäldern entstehen dem Betrieb Wald und Holz NRW pro Jahr Kosten von 100.000 Euro.

In Leverkusen werden die deutlich gestiegene­n Entsorgung­skosten möglicherw­eise auf die Bürger umgelegt. „Leider verursacht der Effekt der Mengenstei­gerung beim Restmüllau­fkommen, aber insbesonde­re beim Wilden-Müll-Aufkommen eine Steigerung der Abfallents­orgungsgeb­ühren“, sagte die Sprecherin der Stadt Leverkusen.

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FOTO: GEMEINDE WEEZE In Weeze sind Autoreifen illegal neben einen Waldweg gekippt worden.

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