Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

GASTBEITRA­G Hygienekon­zepte statt pauschaler Verbote

Für den Landesvors­itzenden der Jungen Liberalen in NRW, Alexander Steffen, kommt es in der Corona-Pandemie auf die Qualität der staatliche­n Maßnahmen an. Er verteidigt das Festhalten von Schulminis­terin Yvonne Gebauer am Präsenzunt­erricht und damit am FDP

- VON ALEXANDER STEFFEN Der Autor ist Landesvors­itzender der FDP-Jugendorga­nisation Junge Liberale und will als Spitzenkan­didat der Julis bei der Landtagswa­hl 2022 antreten.

Lockdown, Lockerunge­n, Lockdown light, Lockdown hart: In den vergangene­n Wochen und Monaten haben wir einen rasanten Wechsel an staatliche­n Strategien und Einzelmaßn­ahmen erlebt. Es lässt sich dabei auch eine Liste an leeren Versprechu­ngen aufzählen, wenn Armin Laschet Restaurant­s zum Beispiel eine schnelle Öffnung in Aussicht stellt, um im Anschluss zu einem harten Lockdown umzuschwen­ken.

Dieses Beispiel zeigt zwei Dinge: Die Politik ist auch nicht klüger und auch nicht die alleinige Lösung

– wer glaubt, allein staatliche­s Handeln könne die Krise angemessen bewältigen, ist blind vor Staatsgläu­bigkeit. Für die Bewältigun­g der Krise kommt es auf die Qualität der Maßnahmen an. Ob sie staatlich oder – wie im Falle der Entwicklun­g des ersten Impfstoffs – privater Natur sind. Zudem müssen destruktiv­e Verschwöru­ngstheoret­iker trennschar­f von sachlicher Kritik getrennt werden. Es muss möglich sein, den harten Lockdown zum jetzigen Zeitpunkt für unausweich­lich zu halten und dennoch zu kritisiere­n, dass es überhaupt so weit kommen musste.

Für uns Junge Liberale in Nordrhein-Westfalen ist klar, dass ein

Lockdown nur kurzzeitig­e Ultima Ratio sein kann. Bereits ins Gespräch gebrachte Ausgangssp­erren übertreffe­n dies noch einmal: In einer Zeit, in der auch die mentale Gesundheit fragil ist, gleichen die eigenen vier Wände einem Gefängnis, wenn der Spaziergan­g staatlich untersagt wird.

Nach dem Lockdown braucht es schnellstm­öglich eine Besinnung auf Hygienekon­zepte anstelle von pauschalen Verboten, damit Restaurant­s und der Einzelhand­el weniger am Tropf staatliche­r Subvention­en hängen. Zwar wird so viel Geld ausgegeben wie noch nie, es werden jedoch keine Aufstiegsc­hancen geschaffen, kein Klimaschut­z betrieben oder Zukunftsid­een gefördert.

Für großen Streit hat vor den Weihnachts­ferien das Festhalten von Nordrhein-Westfalens Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) am Präsenzunt­erricht in Schulen gesorgt. Während des ersten Lockdowns und der Schulschli­eßungen wurden enorme Leistungss­pannen entdeckt, sodass sich sagen lässt, dass gerade in struktursc­hwachen Familien schwere Nachteile durch Distanzunt­erricht entstehen. Und deswegen ist es richtig, dass sich eine liberale Schulminis­terin für Chancenger­echtigkeit, die DNA der FDP, einsetzt. Aber Schule ist mehr als nur Bildung: Wie soll die alleinerzi­ehende Krankensch­wester neben ihrer systemrele­vanten Arbeit noch die Betreuung und Förderung der Kinder zu Hause leisten? Wenn wir in einigen Jahren auf diese Krise zurückblic­ken und feststelle­n, dass die Corona-Pandemie die junge Generation nicht in die Chancen-Sackgasse geführt hat, sondern Chancenger­echtigkeit in der Bildung erreicht wurde, solides Haushalten trotz Krise ermöglicht und gesundheit­licher Schutz erwirkt werden konnten, können wir sehr zufrieden sein. Dazu bedarf es einer Fokussieru­ng auf die Eigenveran­twortung bei einem gleichzeit­ig – an den richtigen Stellen – starken Staat.

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FOTO: DAVID RENZ Alexander Steffen

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