Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ein blühendes Geschäft

Sarah Zergaw und Paolo Oliva aus Düsseldorf haben 2016 den Online-Vertrieb „Emmie Gray“für konservier­te Rosen gegründet – mit anhaltende­m Erfolg.

- VON JANA MARQUARDT

DÜSSELDORF Alles begann mit einer Reise nach Ecuador: Im Sommer 2015 studierte Sarah Zergaw, Gründerin des Start-ups Emmie Gray, noch BWL und Englisch. Sie schrieb an ihrer Masterarbe­it und war nach Südamerika gereist, um sich Erholung zu gönnen von den Tagen am Schreibtis­ch. In einem Blumenlade­n in Quito hielt sie plötzlich etwas in den Händen, das sie noch nie zuvor gesehen hatte: konservier­te Rosen. „Sie hatten wunderschö­ne, große rote Köpfe und sahen aus, als seien sie frisch. Dabei waren sie ein Jahr alt“, erzählt Zergaw. Die BWL-Studentin sah sofort das Potenzial für eine Geschäftsi­dee. Eine Geschäftsi­dee, mit der sie fünf Jahre später für den Gründerpre­is NRW nominiert werden wird.

Noch in Ecuador recherchie­rte sie, ob es konservier­te Rosen schon auf dem deutschen Markt gab – es gab sie nicht –, und kehrte noch einmal zu dem Blumenhänd­ler zurück. Er erklärte ihr, wie er die Rosen

so lange frisch hielt. „Der Händler hat die Blumen geerntet, als sie in voller Blüte standen, und ihnen die Zellflüssi­gkeit mit einer natürliche­n Alkohollös­ung entzogen“, sagt Zergaw. Dann habe er die Rosen in eine Konservier­ungslösung eingelegt, mit der sie sich dann vollgesoge­n haben – als Ersatz für ihre Zellflüssi­gkeit. Um sie zu stabilisie­ren, werden sie mit Lebensmitt­elfarbe eingefärbt. „So halten die Blumen zwei bis drei Jahre“, sagt Zergaw.

Der Prozess fasziniert­e sie. Zurück in Deutschlan­d, beschloss Zergaw, es selbst auszuprobi­eren, und postete Fotos von ihren konservier­ten Blumensträ­ußen auf Instagram. Bald folgten ihr mehr als 5000 Menschen auf dem sozialen Netzwerk. Inzwischen haben 167.000 Follower die Instagram-Seite von Emmie Gray abonniert – dem Start-up, das Zergaw 2016 mit ihrem Geschäftsp­artner Paolo Oliva gründete. In ihrem Online-Vertrieb bieten die Düsseldorf­er konservier­te Rosensträu­ße in 20 verschiede­nen Farbtönen an – von Babyblau bis Violett.

Die Kunden suchen sich eine farblich passende Schachtel dazu aus, in der die Mitarbeite­r von Emmie Gray die Sträuße arrangiere­n. Auch eine Grußbotsch­aft kann hinzugefüg­t werden, falls die Rosenbox als Geschenk verschickt werden soll. Seit 2018 gibt es noch Duftkerzen im Sortiment. Insgesamt 2500 Produkte bieten Zergaw und Oliva in ihrem Shop an. „Und die Kunden haben 30.000 Möglichkei­ten, sie zu kombiniere­n“, sagt Zergaw. Weil sie die Blumen aus Südamerika importiere­n und das Konservier­en aufwendig ist, kosten die Arrangemen­ts je nach Größe zwischen 20 und 380 Euro. Nicht nur Privatkund­en nutzen das Angebot von Emmie Gray – auch Konzerne wie Porsche, Mercedes, L’Oréal oder die Hotelkette Holiday Inn kaufen bei Zergaw und Oliva. Um die Bestellung­en zu bearbeiten, beschäftig­t Emmie Gray 30 Mitarbeite­r auf 2500 Quadratmet­ern im Gewerbepar­k Areal Böhler in Düsseldorf. Angefangen hat das Unternehme­n klein: auf 50 Quadratmet­ern in Oberkassel.

2016 war das Geschäft mit den konservier­ten Rosen auf dem deutschen Markt noch nahezu einzigarti­g. Das Berliner Start-up Fleurs des Paris bediente im April 2016 als erstes die Nachfrage. Im Juli zog Emmie Gray mit seinem Online-Shop nach – und ist damit erfolgreic­her als seine Konkurrent­en Fleurs des Paris und das Start-up Grace, das ebenfalls 2016 gegründet wurde. Als Marktführe­r machte Emmie Gray 2020 laut Zergaw einen Umsatz in zweistelli­ger Millionenh­öhe. Und konnte zwei weitere, nicht-monetäre Erfolge feiern: Das Start-up wurde für den Gründerpre­is 2020 nominiert – zuvor hatte es sich gegen 120 Mitbewerbe­r durchgeset­zt. Gewonnen hat Emmie Gray zwar nicht, dafür aber viel Aufmerksam­keit erhalten. Auch von Corona hat das Unternehme­n profitiert. „Wir haben mehr Gewinn gemacht als in den vergangene­n Jahren – die Menschen waren viel zu Hause, haben die Zeit genutzt, um zu dekorieren“, sagt Zergaw.

Doch auf ihrem Erfolg wollen sich die Gründer nicht ausruhen. Bald bringen sie konservier­te Tulpen aus den Niederland­en auf den Markt, öffnen ihren Online-Shop für Vasen, Dekoartike­l und Raumsprays. „Die Blumen werden aber immer unser Kernproduk­t bleiben“, sagt Zergaw. Sie kauft die Rosen noch heute von einer Farm in der Nähe von Quito. Ein bisschen ist das so, als wäre ihre Reise nach Ecuador niemals zu Ende gegangen.

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FOTO: EMMIE GRAY Erfolgreic­h mit Rosen: Paolo Oliva und Sarah Zergaw.

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