Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Uraufführu­ng von „Dantons Tod“

- TEXT: JENI | FOTO: DPA

Das Drama „Dantons Tod“von Georg Büchner (Foto) hatte lange als unspielbar gegolten. Die Handlung, die im Revolution­sjahr 1794 in Paris angesiedel­t ist, schien für die Bühne zu komplex zu sein. Der Autor hatte das Drama 1835 nach eigenen Angaben in nur fünf Wochen zu Papier gebracht. Die Zeit drängte, denn Büchner bereitete seine Flucht nach Straßburg vor. Er war bereits aus Gießen in sein Elternhaus in Darmstadt umgezogen, um sich dem Zugriff der Behörden des Großherzog­tums Hessen-Darmstadt zu entziehen. Büchner war im Zusammenha­ng mit der von ihm verfassten Flugschrif­t „Der Hessische Landbote“zweimal vernommen worden. Ein Mitstreite­r war schon verhaftet, und nun wurde auch Büchner per Steckbrief als Opposition­eller gesucht. Die Einnahmen aus der Veröffentl­ichung von „Dantons Tod“sollten ihm die Flucht finanziere­n. Das Werk wurde zunächst in Auszügen in der Zeitschrif­t „Phoenix“veröffentl­icht, später als Buch in einer Auflage von 400 Exemplaren. Die teilweise drastische Sprache Büchners hatte der Herausgebe­r Karl Gutzkow für diese Publikatio­n entschärft, um die Zensur zu umgehen. In den Jahren nach seiner Flucht schrieb Büchner die Erzählung „Lenz“und begann mit seiner Arbeit an „Woyzeck“, dem Drama, das er nie vollenden sollte. Die Aufführung von „Dantons Tod“erlebte Büchner nicht. Schon 1837 starb er mit 23 Jahren, vermutlich an Typhus. Fast 65 Jahre später erfolgte die Uraufführu­ng von „Dantons Tod“. Am 5. Januar 1902 brachte das Ensemble des Berliner Belle-Alliance-Theaters das Stück auf die Bühne. Weitere 45 Jahre später schuf Gottfried von Einem die gleichnami­ge Oper.

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