Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Tischler-Azubis zeigen kleine Gesellenstücke
Die ausgefallenen Möbel des Tischler-Nachwuchses sind in den früheren Karstadt-Schaufenstern in Rheydt zu sehen.
RHEYDT (angr, RP) Wer Tischler werden will, muss Möbel bauen können und das auch in der Gesellenprüfung den Fachleuten beweisen. „Ein Möbelstück bauen zu können, das funktioniert und gleichzeitig gut aussieht, macht aus einem Auszubildenden im Tischler-Handwerk am Ende der Lehrzeit einen Gesellen“, formuliert es die Tischler-Innung. Was die Auszubildenden in Mönchengladbach, die im Sommer ihre Prüfung ablegen werden, alles können, das zeigt derzeit eine Ausstellung in der Rheydter Innenstadt. In den Schaufenstern des früheren Karstadt-Gebäudes sind derzeit die sogenannten Kleinen Gesellenstücke der Mönchengladbacher Tischler-Auszubildenden zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Probelauf vor der eigentlichen Gesellenprüfung. Ein letztes Werkstück vor dem großen Finale also, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen, finden die erfahrenen Tischler.
„Normalerweise machen wir dazu immer eine Ausstellung“, sagt Georg Knoben von der Tischler-Innung. Die Stücke wurden meist im Haus des Handwerks der Kreishandwerkerschaft gezeigt. Wegen der Corona-Beschränkungen ist das diesmal allerdings nicht möglich. Deshalb wurden die Stücke Lockdown-gerecht im Karstadt-Gebäude vorgestellt, wo sie auch noch in den Schaufenstern zu sehen sind. Ein Teil der Schaufenster, zwei davon prominent zur Stresemannstraße hin gelegen, darf noch bis Mitte Januar 2021 für die Ausstellung der kleinen Gesellenstücke genutzt werden, so die Innung. Die EWMG stellt der Innung die Schaufenster kostenfrei zur Verfügung.
Der Auftrag der Azubis beim Bau ihres ersten Möbelstücks war, darin eine Überraschung zu verarbeiten, zum Beispiel eine besondere Idee, Konstruktion oder Funktion. Die einen gestalteten ihr Werkstück als geschlossenen Kubus, dessen Klappen und Schubladen sich nur nach vorsichtigem Ertasten des Klick-Mechanismus öffnen. Die nächsten machten durch geschlitzte Oberflächen
neugierig, was sich wohl im Inneren ihrer Schränke befindet. Wieder andere überraschten durch die Funktion, zum Beispiel ein hängendes Sideboard, das sich über ein verborgenes Gelenk zu einem Sekretär ausklappen lässt. Oder aber in die Kommode wurde ein Gitarrenständer eingebaut.
Außerdem gehört zu den Vorgaben, beim Werkstück mindestens ein Drehelement, etwa eine Tür oder Klappe, und außerdem einen gezinkten Schubkasten unterzubringen. Planung und Umsetzung sind detailliert in einer Dokumentenmappe festzuhalten, und der Auszubildende muss sein Werkstück schriftlich und im Fachgespräch erklären. 27 Auszubildende waren diesmal dabei.
Bei der Dekoration hatten die Auszubildenden
freie Hand und entwickelten mit ihren beiden Lehrerinnen Judith Lieth und Daniela Steinhauser Ideen von großformatigen Fotos über LED-Lichterketten, um ihre Möbelstücke in einem attraktiven Rahmen zu präsentieren.
Die Ausstellung der Möbelstücke, mit denen sich die Auszubildenden ihren Weg zum beruflichen Erfolg im Tischler-Handwerk erarbeiten, hat in Mönchengladbach Tradition. So sind die Gesellenstücke zum Beispiel für eine Woche in der Hauptgeschäftsstelle der Stadtsparkasse zu Gast. Das ging schon für den Abschlussjahrgang 2020 nicht, der seine praktischen Stücke in einem Showroom im Internet präsentierte. Denn ganz gleich in welchem Format: „Die Ausstellung ist für uns immer eine tolle Gelegenheit, auf das Tischler-Handwerk und die Ausbildung in unserem Beruf aufmerksam zu machen“, sagt Hans-Wilhelm Klomp, Obermeister der Tischler-Innung.