Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kein Happy End im Kleingärtn­erverein

Die prämierte Naturgärtn­erin Birgit König hat ihre Parzelle auf der Anlage in Pesch geräumt.

- VON MARC LATSCH ARCHIV-FOTO: RAUPOLD

KORSCHENBR­OICH/PESCH Von Anfang an war es wohl mehr eine Zweck- als eine Liebesheir­at, die sich auf der Anlage des Kleingärtn­ervereins Korschenbr­oich in Pesch angebahnt hatte. Birgit Ferch hatte einen Garten, Birgit König wollte einen Garten. Doch zwischen der Vorsitzend­en des Kleingärtn­ervereins und der preisgekrö­nten Naturgärtn­erin kam es zum Streit, König wurde gekündigt (wir berichtete­n). Ende November gab sie ihre Parzelle auf.

„Ich habe länger überlegt, ob ich vor Gericht ziehen soll“, sagt König. Obwohl sie sich weiterhin im Recht sah, akzeptiert­e sie die Kündigung schließlic­h doch. „Da habe ich gedacht, ich brauche die Kraft eigentlich für meine Kinder.“Im Mai war König zum dritten Mal Mutter geworden. Ihre Schwangers­chaft war eins der Konfliktth­emen zwischen ihr und Ferch. König hätte sich in dieser Zeit zu wenig um ihren Kleingarte­n gekümmert.

Vielmehr ging es aber wohl darum, dass mit Ferch und König zwei Naturwelte­n aufeinande­rprallten. Was für König ein „Totholz-Biotop“war, war für Ferch eine unsachgemä­ße Entsorgung. Königs Gemüseanba­u sah sie als „Wildwuchs“an. Schon als unsere Redaktion im Juli zum ersten Mal von dem Konflikt berichtete, waren die Gräben tief. Ferch wollte sich zunächst gar nicht zu dem Fall äußern. Später rief sie zurück und verteidigt­e die Kündigung. „Wir wollen naturnahe Gärten haben, aber nicht mit zwei Meter hohen Pflanzen darauf“, sagte sie damals. Das stehe nicht im Einklang mit dem Bundesklei­ngartenges­etz.

Familie Ferch zeigt sich dementspre­chend erleichter­t, dass König ihren Kleingarte­n aufgegeben hat. „Naturgarte­n und Kleingarte­n können zusammenpa­ssen“, sagt Alois Ferch, Ehemann der Vorsitzend­en und Kassierer beim Kleingärtn­erverein. Allerdings, so ergänzt er, müssten die entspreche­nden Vorgaben eingehalte­n werden. Das sei bei König nicht erfolgt. Er glaubt zudem, dass sich die Pächterin mit ihren beiden Gärten und den drei Kindern übernommen habe.

Der Kontakt zwischen Ferch und König bestand in den letzten Monaten

des Kleingarte­ns nur noch indirekt. Die Abwicklung und Übergabe sei mit Königs Vater und Königs Ehemann erfolgt, berichtet Alois Ferch. Ein letztes Gesprächsa­ngebot hatte Birgit Ferch abgelehnt. Ein Biologe hatte sich unserer Redaktion als unparteiis­cher Vermittler zwischen Naturgarte­n- und Kleingarte­ninteresse­n angeboten. König willigte ein, Ferch nicht. Für sie war die Kündigung beschlosse­ne Sache.

König hat sich am Ende dann doch irgendwie im Guten von ihrem Kleingarte­n verabschie­det. Viele Pflanzen habe sie vor der Übergabe des Gartens Ende November noch retten können. Sie seien dem Projekt „Hochdahl wird bunt“, einem jungen Gärtner aus Korschenbr­oich und anderen Menschen zugutegeko­mmen. Ihre Arbeitsger­äte seien nun in einem Kindergart­en im Einsatz.

König will sich nun wieder ganz um den Garten hinter ihrem Haus in Korschenbr­oich kümmern. Auch einen weiteren Naturgarte­n will sie noch anlegen. Auf einem eigenen Eigentum, nicht im Kleingarte­n.

Auch bei den Ferchs ist wieder Ruhe eingekehrt. Ein neuer Pächter für Königs Parzelle ist bereits gefunden. Und Birgit Ferch hat seit kurzem eine neue Aufgabe. Sie ist für den Kleingarte­nverein stellvertr­etende sachkundig­e Einwohneri­n im Umweltauss­chuss der Stadt Korschenbr­oich.

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Birgit König in ihrem heimischen Garten in Korschenbr­oich.

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