Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Kein Happy End im Kleingärtnerverein
Die prämierte Naturgärtnerin Birgit König hat ihre Parzelle auf der Anlage in Pesch geräumt.
KORSCHENBROICH/PESCH Von Anfang an war es wohl mehr eine Zweck- als eine Liebesheirat, die sich auf der Anlage des Kleingärtnervereins Korschenbroich in Pesch angebahnt hatte. Birgit Ferch hatte einen Garten, Birgit König wollte einen Garten. Doch zwischen der Vorsitzenden des Kleingärtnervereins und der preisgekrönten Naturgärtnerin kam es zum Streit, König wurde gekündigt (wir berichteten). Ende November gab sie ihre Parzelle auf.
„Ich habe länger überlegt, ob ich vor Gericht ziehen soll“, sagt König. Obwohl sie sich weiterhin im Recht sah, akzeptierte sie die Kündigung schließlich doch. „Da habe ich gedacht, ich brauche die Kraft eigentlich für meine Kinder.“Im Mai war König zum dritten Mal Mutter geworden. Ihre Schwangerschaft war eins der Konfliktthemen zwischen ihr und Ferch. König hätte sich in dieser Zeit zu wenig um ihren Kleingarten gekümmert.
Vielmehr ging es aber wohl darum, dass mit Ferch und König zwei Naturwelten aufeinanderprallten. Was für König ein „Totholz-Biotop“war, war für Ferch eine unsachgemäße Entsorgung. Königs Gemüseanbau sah sie als „Wildwuchs“an. Schon als unsere Redaktion im Juli zum ersten Mal von dem Konflikt berichtete, waren die Gräben tief. Ferch wollte sich zunächst gar nicht zu dem Fall äußern. Später rief sie zurück und verteidigte die Kündigung. „Wir wollen naturnahe Gärten haben, aber nicht mit zwei Meter hohen Pflanzen darauf“, sagte sie damals. Das stehe nicht im Einklang mit dem Bundeskleingartengesetz.
Familie Ferch zeigt sich dementsprechend erleichtert, dass König ihren Kleingarten aufgegeben hat. „Naturgarten und Kleingarten können zusammenpassen“, sagt Alois Ferch, Ehemann der Vorsitzenden und Kassierer beim Kleingärtnerverein. Allerdings, so ergänzt er, müssten die entsprechenden Vorgaben eingehalten werden. Das sei bei König nicht erfolgt. Er glaubt zudem, dass sich die Pächterin mit ihren beiden Gärten und den drei Kindern übernommen habe.
Der Kontakt zwischen Ferch und König bestand in den letzten Monaten
des Kleingartens nur noch indirekt. Die Abwicklung und Übergabe sei mit Königs Vater und Königs Ehemann erfolgt, berichtet Alois Ferch. Ein letztes Gesprächsangebot hatte Birgit Ferch abgelehnt. Ein Biologe hatte sich unserer Redaktion als unparteiischer Vermittler zwischen Naturgarten- und Kleingarteninteressen angeboten. König willigte ein, Ferch nicht. Für sie war die Kündigung beschlossene Sache.
König hat sich am Ende dann doch irgendwie im Guten von ihrem Kleingarten verabschiedet. Viele Pflanzen habe sie vor der Übergabe des Gartens Ende November noch retten können. Sie seien dem Projekt „Hochdahl wird bunt“, einem jungen Gärtner aus Korschenbroich und anderen Menschen zugutegekommen. Ihre Arbeitsgeräte seien nun in einem Kindergarten im Einsatz.
König will sich nun wieder ganz um den Garten hinter ihrem Haus in Korschenbroich kümmern. Auch einen weiteren Naturgarten will sie noch anlegen. Auf einem eigenen Eigentum, nicht im Kleingarten.
Auch bei den Ferchs ist wieder Ruhe eingekehrt. Ein neuer Pächter für Königs Parzelle ist bereits gefunden. Und Birgit Ferch hat seit kurzem eine neue Aufgabe. Sie ist für den Kleingartenverein stellvertretende sachkundige Einwohnerin im Umweltausschuss der Stadt Korschenbroich.