Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Mal was anderes – Dinner am Wohnmobil
Im Kleinen Steakhaus können Wohnmobilisten sich ein Menü in ihr Fahrzeug liefern lassen. Nach anfänglichen Problemen ist der neue Gastro-Trend auch vom Ordnungsamt genehmigt.
WEGBERG Die Corona-Pandemie hat bereits viele Konzepte hervorgebracht, die es unter normalen Umständen wohl nicht gegeben hätte. Dazu gehört auch das Dinner im Wohnmobil: Wer eine Restaurant-Atmosphäre vermisst, kann aus seinem Wohnwagen einen fahrbaren Esstisch machen und sich bei teilnehmenden Restaurants direkt durch das Fenster bedienen lassen.
Den neuen Gastro-Trend für Wohnmobilisten gibt es jetzt auch in Wegberg am Kleinen Steakhaus. Mit Beginn des zweiten Lockdowns brachten Stammgäste die verantwortlichen Betreiber auf die Idee, sich dem Trend des Wohnmobil-Dinners anzuschließen, das in anderen Orten bereits verbreitet ist. Nachdem der Vorschlag erst für verrückt erklärt wurde, merkte das Team des Kleinen Steakhaus schnell das Potenzial des ungewöhnlichen Geschäftsmodells.
Wer sich telefonisch anmeldet, kann sich mit seinem Wohnmobil auf den Parkplatz des Restaurants stellen. Die Speisekarte wird unter Einhaltung der geltenden Richtlinien zum Wohnmobil gebracht sowie alle weiteren erwünschten Speisen und Getränke – wie auch im Steakhaus selbst sehen die Bedienungen immer wieder auch auf dem Parkplatz nach dem Rechten.
Für die Betreiber des Kleinen Steakhaus ist das ungewöhnliche Dinner eine willkommene Abwechslung. „Das leere Restaurant wirkt viel weniger traurig, wenn wir etwas zu tun haben und wissen, dass wir draußen Gäste haben“, erklärt Mitarbeiterin Conni Engels. „Für die
Gastronomie schlägt unser Herz, und um nicht schließen zu müssen, probieren wir gern verschiedene Angebote aus“. Das Wohnmobil-Dinner sei so ein gutes Zubrot, dass es neben dem Abhol- und Lieferservice das Restaurant noch über Wasser hält. „Wir merken, dass die Wegberger helfen wollen und bewusst von unseren Angeboten Gebrauch machen, obwohl sie sonst vermutlich seltener im Restaurant essen würden“, berichtet Conni Engels erfreut.
Für Wohnmobilisten bietet der neue Trend außerdem die Möglichkeit, ein ganzes Menü in annähernd Restaurantstimmung genießen zu können. Für das neue Geschäftsmodell reisten auch Gäste aus Düsseldorf oder Moers bis Wegberg.
Das Ordnungsamt sieht die Wohnmobil-Dinner eher skeptisch: Der Trend könnte schnell zu einem Eventcharakter führen, was aufgrund der aktuellen Lage natürlich zu vermeiden sei. Für Conni Engels sind die Bedenken unbegründet: „Alle Gäste, die mit dem Wohnmobil angereist sind, waren sehr vernünftig und haben sich auch aus Sorge um die eigene Gesundheit an die Richtlinien gehalten. Ein Austausch mit anderen Wohnmobilisten kam nie zustande.“
Zu den allgemeinen Regelungen gehört auch, dass bis zu 50 Meter um ein Restaurant keine Speisen oder Getränke verzehrt werden dürfen. Dieser Abstand stellte zunächst ein Problem dar, da der Parkplatz des Kleinen Steakhaus wie auch sonst üblich direkt an die Gastronomie angrenzt. Das Wegberger Ordnungsamt segnete das Konzept des Wohnmobil-Dinners letztlich aber ab: Nach einer Ausmessung des Geländes
hat das Restaurant nun die offizielle Genehmigung, die äußersten drei Parkplätze für das Dinner im Wohnmobil nutzen zu können, da der Abstand dort gewährleistet ist.
Darüber hinaus überlegt das Team des Kleinen Steakhaus, mit Einverständnis des Eigentümers im Notfall auf den gegenüberliegenden Edeka-Parkplatz auszuweichen und das Essen über die Straße zu tragen. „Falls es doch einmal zu mehr als drei Anmeldungen zur gleichen Zeit kommt, halten wir uns diese Option offen“, sagt Engels. „Im Grunde versuchen wir, mit diesem Konzept nur zu überleben und unser Lokal nicht schließen zu müssen. Wenn wir wieder regulär öffnen können, wären auch wir natürlich noch viel glücklicher.“