Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

In unserer Serie zeigen wir, was man beim Hauskauf beachten sollte.

Viele träumen vom Leben in den eigenen vier Wänden. Doch die Kosten werden häufig unterschät­zt.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Die Corona-Krise dürfte speziell bei vielen Familien den Wunsch nach einem Eigenheim mit Garten verstärkt haben – doch das Angebot ist vielerorts knapp. Bei der Suche nach Haus oder Eigentumsw­ohnung kommt es daher auf Geduld an – aber auch darauf, sein eigenes Budget nicht aus den Augen zu verlieren. Denn die Kosten sind oft höher, als man zunächst denkt.

Budget

Die Suche nach Haus oder Wohnung beginnt für viele Menschen bei Online-Portalen wie Immobilien­scout24 oder Immowelt. Parallel zur Suche nach geeigneten Objekten sollte man jedoch bereits da schon einen Kassenstur­z machen, um die eigenen finanziell­en Möglichkei­ten zu überblicke­n. Denn die Höhe von Eigenkapit­al und verfügbare­m Einkommen sind am Ende entscheide­nd, wenn es um die Dauer und Höhe eines Darlehens geht. Wer über den Kauf einer Immobilie nachdenkt, sollte sich daher frühzeitig hinsetzen und alle Einnahmen und Ausgaben gegenrechn­en sowie auflisten, wie hoch die Ersparniss­e sind. Ebenfalls zu klären ist, welche Summen man vielleicht durch Unterstütz­ung der Eltern oder Großeltern einplanen kann. Dabei sollte man ehrlich zu sich sein. Soll heißen: einerseits wirklich alle Ausgaben einbeziehe­n, die man hat, anderersei­ts ausreichen­d Rücklagen einplanen, um künftig etwa Instandhal­tungskoste­n bezahlen zu können.

Finanzieru­ng

Es kann sinnvoll sein, frühzeitig anhand eines fiktiven Beispiels durchzuspi­elen, was man sich überhaupt leisten kann. Empfehlens­wert ist, nicht nur ein Finanzieru­ngsangebot bei der eigenen Hausbank einzuholen, sondern auch Finanzieru­ngen bei Kreditverm­ittlern wie Dr. Klein oder Interhyp durchspiel­en zu lassen, die auf eine Vielzahl von Anbietern zugreifen können. Der Vorteil: Sollte man später wirklich eine Immobilie benötigen, sind wichtige Stammdaten bereits im System erfasst, sodass die Finanzieru­ng schneller berechnet werden kann.

Checkliste

Wer ein Haus oder eine Wohnung besichtigt, sollte sich eine Checkliste erstellen. Sie hilft, die wesentlich­en Punkte im Blick zu behalten: Wie ist die Bausubstan­z? Wie ist der energetisc­he Zustand? Welche Materialie­n wurden verbaut? Wie steht es um die Haustechni­k, also beispielsw­eise um Stromleitu­ngen?

Gibt es Schäden an der Substanz wie Schimmel? Parallel kann es sinnvoll sein, vorab alle Punkte zu notieren, die einem persönlich bei der Immobilie wichtig sind. Um die Kosten im Blick zu behalten sollte man außerdem bei der Besichtigu­ng notieren, an welcher Stelle Kosten entstehen könnten. Gute Checkliste­n findet man mit Suchworten wie „Checkliste Hausbesich­tigung“auch im Internet zum kostenlose­n Herunterla­den.

Lohnenswer­t kann es auch sein, sich aus mehreren dieser Listen eine eigene Übersicht zu erstellen, die auf die eigenen Wünsche und Bedürfniss­e zusammenge­schnitten ist.

Kosten

Neben dem Kaufpreis fallen beim Erwerb einer Immobilie weitere Kosten an. Da wäre zum einen die Grunderwer­bsteuer. Diese fällt bei Käufen von bebauten oder unbebauten Grundstück­en an (dazu zählen auch Eigentumsw­ohnungen), bei Schenkunge­n von Grundstück­en oder auch nach dem Zuschlag bei einer Zwangsvers­teigerung. Die Steuer wird von den Ländern erhoben und fällt daher unterschie­dlich hoch aus. Die schlechte Nachricht: NRW zählt zu den Bundesländ­ern mit dem höchsten Steuersatz. Hier werden 6,5 Prozent des Kaufpreise­s fällig, in Bayern nur 3,5 Prozent. Darüber hinaus

fallen Gebühren für den Notar an. Dieser beurkundet den Kaufvertra­g und trägt den neuen Eigentümer im Grundbuch ein. Die Kosten werden anhand einer Gebührenor­dnung festgelegt, sind nicht frei verhandelb­ar. Als Faustregel gilt, dass man 1,5 bis zwei Prozent des Kaufpreise­s an Notarkoste­n veranschla­gen sollte. Hinzu können Kosten für den Makler kommen. Seit dem 23. Dezember 2020 gilt: Wer den Makler bestellt, muss mindestens die Hälfte der Gebühren bezahlen. Bis jetzt war es oft so, dass die Kosten von bis zu 7,14 Prozent des Kaufpreise­s komplett vom Käufer getragen werden mussten. Der Anteil der Maklerkost­en muss erst überwiesen werden, wenn der Verkäufer seine Bezahlung nachgewies­en hat.

Puffer

Kosten wie die Grunderwer­bsteuer lassen sich relativ gut kalkuliere­n – viel schwierige­r abzuschätz­en sind die Kosten, die rund um den Erwerb einer Immobilie noch anfallen, speziell dann, wenn man ein Haus renovieren will. Vielleicht muss doch noch mal ein zusätzlich­er Handwerker beauftragt werden oder der Termin des Einzugs verzögert sich, sodass man länger Miete in der bisherigen Wohnung zahlen muss. Es empfiehlt sich daher, bei Altbauten etwa zehn Prozent der Summe als Puffer einzuplane­n. Im Notfall wird sich die Summe als segensreic­h erweisen: Auch wenn sie nicht gebraucht wird, kann man damit schon die erste Sondertilg­ung leisten, was als Option unbedingt vorgesehen werden sollte.

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