Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Dem Tennis fehlen neue Talente mit einem Format wie dem von Angelique Kerber.

Dass es um den Nachwuchs nicht gerade rosig bestellt ist, ist nicht neu. Aber die Erfolge von Angelique Kerber, Julia Görges oder Sabine Lisicki täuschten darüber hinweg. Nun bleiben die Titel aus – die Talente brauchen noch Zeit.

- VON LARS REINEFELD UND KRISTINA PUCK

MELBOURNE (dpa) Ein bisschen wehmütig ist Barbara Rittner schon. Erstmals seit 31 Jahren wird die Damen-Chefin im Deutschen Tennis Bund (DTB) den Januar nicht in Australien verbringen. War sie sonst seit 1990 stets zunächst als Spielerin und dann als Trainerin zu Beginn des Jahres in Melbourne, wird sie diesmal von Deutschlan­d aus verfolgen, was sich ab dem 31. Januar in der Metropole am Yarra River so tut. Dort sollen zunächst ein paar Vorbereitu­ngsturnier­e und dann ab dem 8. Februar die Australian Open stattfinde­n. „Es fühlt sich schon irgendwie komisch an“, gesteht Rittner. Doch Corona sorgt auch in diesem Fall für ein Ende liebgewonn­ener Routinen.

Richtig viel zu sehen gäbe es für Rittner in Melbourne aus deutscher Sicht wahrschein­lich aber ohnehin nicht. Gerade einmal vier deutsche Spielerinn­en stehen bislang beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres im Hauptfeld: Angelique Kerber, Laura Siegemund, Mona Barthel und Andrea Petkovic. Wo früher eine zweistelli­ge Zahl an Spielerinn­en selbstvers­tändlich für die Highlights qualifizie­rt war, geht es nun überschaub­ar zu.

Es ist ein Zeichen für den aktuellen Zustand des deutschen Damen-Tennis, der sich am Beginn einer Übergangsp­hase befindet. „Wir haben das ja kommen sehen“, sagt Rittner. Denn schon lange ist offensicht­lich, dass hinter der sogenannte­n Goldenen Generation um Kerber, Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki eine Lücke klafft. „Es wird eine Weile dauern, bis wir wieder an diese Erfolge anknüpfen. Momentan sehe ich da keine Überfliege­rin“, sagt die 47-Jährige.

Die Generation hinter der dreimalige­n Grand-Slam-Turnier-Siegerin Kerber und der inzwischen zurückgetr­etenen Görges ist dem DTB aus den verschiede­nsten Gründen weggebroch­en. Annika Beck, Carina Witthöft, Antonia Lottner, Dinah Pfizenmaie­r, Anna-Lena Friedsam – aus diesem Quintett spielt nur noch Friedsam eine Rolle. Die 26-Jährige will ab Sonntag über die Qualifikat­ion in Dubai noch den Sprung zu den Australian Open schaffen.

Rittner setzt ihre Zukunftsho­ffnungen daher notgedrung­en auf Spielerinn­en, die alle um die Jahrtausen­dwende oder sogar erst später geboren sind. „Da haben wir einige gute Spielerinn­en dabei“, sagt sie über Jule Niemeier, Nastasja Schunk oder Alexandra Vecic. „Doch man muss ihnen Zeit geben. Gerade durch Corona und die vielen Absagen ist es für diese Generation sehr schwer.“Normalerwe­ise müssten sie jetzt erste Schritte auf der WTATour gehen, doch die Pandemie hat gerade bei den Damen fast alle Turniere ausfallen lassen. „Ich hoffe, dass sie sich davon nicht entmutigen lassen und dran bleiben“, sagt Rittner.

Kerber, die nach überstande­ner Verletzung ab dem Vorbereitu­ngsturnier in Melbourne wieder voll angreifen will, ist vom Potenzial der neuen Generation überzeugt. „Wir haben durchaus viele gute Jugendspie­lerinnen,

und ich hoffe, in ein paar Jahren werden einige den Durchbruch schaffen“, sagte die 32-Jährige optimstisc­h. „Wobei es momentan nicht danach aussieht, dass es direkt nach uns wieder so schnell Top-Ten-Spielerinn­en geben wird.“

Und so werden erst einmal die frühere Weltrangli­sten-Erste sowie Viel-Spielerin Siegemund, die schon diese Woche in Abu Dhabi ins neue Jahr startet, für deutsche Erfolge bei den Damen sorgen müssen. „Noch sind ja auch ein paar da, die auf hohem Niveau spielen“, sagte Kerber. „In der Hinsicht wird auch das neue Jahr für die Deutschen extrem interessan­t.“

 ??  ??
 ?? FOTO: MATHIAS SCHULZ/IMAGO IMAGES ?? Alexandra Vecic gehört für die deutsche Chefin im Damen-Tennis, Barbara Rittner, zu den hoffnungsv­ollen Talenten für die Zukunft.
FOTO: MATHIAS SCHULZ/IMAGO IMAGES Alexandra Vecic gehört für die deutsche Chefin im Damen-Tennis, Barbara Rittner, zu den hoffnungsv­ollen Talenten für die Zukunft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany