Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Viel Gleichschr­itt, wenig Opposition

Im September wurde in Korschenbr­oich ein neuer Stadtrat gewählt. Es gibt eine neue Fraktion, die Sitzvertei­lung hat sich verändert, aber die Mehrheiten sind gleich geblieben. Erste Eindrücke aus den Monaten seit der Kommunalwa­hl.

- VON MARC LATSCH ARCHIV-FOTO: DETLEF ILGNER

Im September wurde ein neuer Rat gewählt. Es gibt eine neue Fraktion, die Sitzvertei­lung hat sich verändert, aber die Mehrheiten sind gleich geblieben.

KORSCHENBR­OICH Es war ein mühsamer Start in die neue Wahlperiod­e. 115 Tage sind seit der Kommunalwa­hl am 13. September vergangen. Neunmal kamen seitdem die neu gewählten Gremien der Stadt zusammen, einmal der Wahlaussch­uss in alter Besetzung. Manche Ausschüsse fanden Corona-bedingt gar nicht statt. Andere Zusammenkü­nfte wurden abgekürzt, darunter auch die drei bisherigen Ratssitzun­gen. Viel ist seit der Wahl noch nicht geschehen in der Korschenbr­oicher Kommunalpo­litik. Aber genug, um erste Rückschlüs­se zu ziehen.

Zunächst einmal die Erkenntnis, dass Wahlergebn­isse nicht immer etwas verändern. Ja, die SPD hat große Einbußen erleiden müssen. Ja, die Grünen sind jetzt die mit deutlichem Abstand zweitstärk­ste Kraft im Rat. Die Mehrheit stellen jedoch weiterhin CDU und SPD. Mit nur noch 26 statt zuvor 29 von 42 Mandaten. Aber immer noch souverän. Und wie in der vergangene­n Wahlperiod­e deutet sich an, dass auch in den kommenden fünf Jahren kein Blatt Papier zwischen CDU und SPD passen wird. Unterschie­dliche Detailauff­assungen wird es sicherlich mal geben. Den großen Krach nicht.

Es ist nicht alles gleich geblieben, das wäre verkürzt dargestell­t. Manches ist auch schlechter geworden. Zumindest bei der Diversität der Spitzenpos­ten. Bürgermeis­ter, Stellvertr­eter, Beigeordne­te – das waren bis zum Herbst 2019 alles Männer. Dann wurde Monika Stevens von der SPD als erste stellvertr­etende Bürgermeis­terin nominiert. Sie übernahm die Aufgabe, trat sogar als Bürgermeis­ter-Kandidatin an. Und wurde nach der Wahl wieder abgesetzt. Albert Richter kehrte für die SPD auf den Stellvertr­eter-Posten zurück. Die Männer waren wieder unter sich.

In der Fraktion bewies die SPD hingegen Erneuerung­smut. Mit dem 28-jährigen Marcel Knuppertz und der 30-jährigen Lena Meyer wählten die Sozialdemo­kraten gleich zwei junge Politiker an die Spitze. Knuppertz und Meyer, die beide als Lehrer arbeiten, werden verstärkt auf das Thema Bildung setzen. Das zeigten bereits die Eindrücke aus den ersten Sitzungen. Ansonsten ist Neu-Fraktionsc­hef Knuppertz

sehr um Kontinuitä­t bemüht. CDU-Fraktionsc­hef Thomas Siegers und er scheinen auch persönlich gut miteinande­r auszukomme­n.

Wenig Möglichkei­ten also, um für die „Opposition“im Rat dazwischen­zugrätsche­n. Wenn sie denn wollen würden. So wirkliche Opposition­slust haben bislang allerdings erst zwei von vier Fraktionen gezeigt. Das ist zum einen Die Aktive, für die Hanns-Lothar Endell die angriffslu­stigste aller Haushaltsr­eden vorbereite­t hatte. Das zeigt zumindest sein Entwurf. Gehalten wurde sie wegen der Corona-Pandemie im Rat ja nicht. Mit nur noch zwei statt fünf Sitzen hat sich der Einfluss der Wählergeme­inschaft durch die Kommunalwa­hl jedoch noch einmal deutlich verringert.

Anders die Grünen. Die Fraktion hat sich von zwei auf neun Mitglieder mehr als vervierfac­ht. Dem Selbstbewu­sstsein hat es nicht geschadet. Die Möglichkei­ten sind gestiegen. Mehr als auf Themen hinweisen und Debatten anstoßen, können die Grünen allerdings auch in der neuen Wahlperiod­e nicht. Außer Schwarz-Rot erleidet doch noch eine überrasche­nde Bruchlandu­ng. Beim Klimaschut­z dürften die Grünen allerdings über Umwege erfolgreic­h sein. Schon weit vor der Wahl brachte die CDU ihr eigenes Klimaschut­zkonzept auf den Weg, der Wahlerfolg der Grünen dürfte den Lösungsdru­ck bei den Mehrheitsf­raktionen noch erhöht haben.

Die personell neu aufgestell­te FDP präsentier­te sich in den ersten Sitzungen hingegen eher als eine Art dritte Mehrheitsf­raktion. Fraktionsc­hef Thomas Betz scheint sich, wie in den Haushaltsb­eratungen erlebt, eher als Ideengeber für CDU und SPD, denn als Konfliktsu­chenden zu verstehen. Das war unter seiner Vorgängeri­n Hanne Wolf-Kluthausen noch anders. Und auch die neu formierte Zwei-Mann-Fraktion aus Zentrum und Linke hat noch nicht so wirklich ihre Opposition­slust gepackt. Im Hauptaussc­huss stimmte Wolfgang Hübgens (Zentrum) sogar für den Haushaltse­ntwurf, bevor ihn Heiner Bäther (Linke) im Rat ablehnte. Eine Haushaltsr­ede veröffentl­ichte keiner von beiden.

Das alles sind erste Eindrücke. Noch bleiben den Fraktionen mehr als viereinhal­b Jahre, um sie zu bestätigen oder zu widerlegen.

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In reduzierte­r Besetzung kam der Korschenbr­oicher Stadtrat am 15. Dezember zu seiner bislang letzten Sitzung zusammen. Weitere Rats- und Ausschusss­itzungen sind ab Februar geplant.

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