Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die 15-Kilometer-Regel wird nicht viel bringen

- VON GREGOR MAYNTZ

Es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, dass es eben keine Lockerunge­n schon vom nächsten Montag an nach dem Vorbild des Sommermodu­s geben würde. Dazu sind die Bedingunge­n viel zu dramatisch. Wenn täglich Hunderte Covid-19-Patienten sterben, viele Kliniken bereits die Überlastun­g ihrer Intensivst­ationen melden, die meisten Regionen nicht aus dem roten bis dunkelrote­n Bereich der Infektions­zahlen herauskomm­en, ist es die Pflicht von Bürgern und Politikern, den laufenden Lockdown nicht nur aufrechtzu­erhalten, sondern genau zu schauen, wo er bessere Wirkung zeigen kann.

Das haben die Regierungs­chefs von Bund und Ländern am Dienstag getan. Herausgeko­mmen sind Einschränk­ungen und Perspektiv­en, die unterschie­dlich gewichtet werden müssen. Die Reduzierun­g der heimischen Kontakte auf eine weitere Person ist genauso wirksam wie das Schließen der Kantinen, mehr Impf-Anstrengun­gen und besserer Schutz für die Altenund Pflegeheim­e. Der Plan, beim nächsten Treffen ein Wiederhoch­fahren des Schulbetri­ebs ins Auge zu fassen, steht unter Vorbehalt: Die grassieren­de Mutation macht das Virus noch leichter übertragba­r.

Die Einschränk­ungen des Bewegungsr­adius in Hotspots laufen auf eine Politik von mehr Schein als Sein heraus. Länder wie Italien, Frankreich und Spanien haben Erfahrunge­n damit gesammelt, den Radius auf einen Kilometer, wenige Hundert Meter oder auch nur die Wohnung einzuschrä­nken. Die deutsche Lösung von 15 Kilometern dürfte nicht viel bringen. In Gebieten mit dramatisch­en Zuständen dürfen alle Menschen weiterhin in jede Richtung drei Stunden lang zu Fuß unterwegs sein; sie können die meisten Nahverkehr­sziele auch motorisier­t ansteuern. Es ist offenbar der Versuch, die Bürger aufzurütte­ln, sich deutlich mehr freiwillig einzuschrä­nken.

BERICHT 15 KILOMETER BEWEGUNGSR­ADIUS, TITELSEITE

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