Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Spielend Roboter programmieren lernen
Bei Eltern ist Lernspielzeug nicht selten beliebter als bei den Kindern. Lego beliefert sogar Hochschulen.
BILLUND (dpa) Mit Computern im Kinderzimmer ist das so eine Sache. Notebooks oder Tablets, die nur zum Daddeln oder Youtube-Gucken dienen, gehören nach Ansicht vieler Eltern dort gar nicht hin oder dürfen nur unter strengen Auflagen genutzt werden. Die Neuauflage des Roboterspielzeugs Lego Mindstorms kommt aber ohne Computer nicht aus, denn mit dessen Hilfe werden die Roboter zum Leben erweckt. Das neue Kit namens Roboter-Erfinder besteht aus 949 Teilen, darunter ein sogenannter Hub, das „Gehirn“der Roboter, sowie vier Motoren.
Eine Bauanleitung sucht man in dem großen Karton vergebens – sie steht als PDF-Dokument im Netz. Man kommt aber noch besser voran, wenn man zum Bau der Roboter gleich die App verwendet, weil man damit Schritt für Schritt geführt wird und Videos zwischendurch Erläuterungen geben.
Die Anwendung funktioniert auf Windows-10-Rechnern, Macs, iPads und iPhones, auf Android-Tablets und -Smartphones sowie auf Tablets mit dem Amazon-Betriebssystem Fire OS. Der Roboterbau mit Tablet, egal von welchem Hersteller, erweist sich in der Praxis als besonders empfehlenswert.
Mit dem neuen Mindstorms lassen sich fünf Roboter-Typen bauen: Charlie, Tricky, Blast, M.V.P. und Gelo. Charlie ist ein kleiner Assistenzroboter,
der mit vielen Animationen und Geräuschen zum Leben erweckt wird. Als kleine Finger- und Programmierübung kann man ihn einen Einkaufswagen schieben lassen. Welche Aufgaben Charlie und seine Kollegen bewältigen können, hängt nicht alleine von der Kreativität und dem Geschick beim Zusammenstecken der Bauklötze ab. Die Animationen werden programmiert. Dabei bietet Lego zwei Lösungen an. Für alle, die noch keine Programmier-Erfahrung haben, verwendet Lego eine auf Scratch basierende Sprache, die eigens für Kinder und Jugendliche entwickelt wurde. Fortgeschrittene können auch die mächtige und komplexere Programmiersprache Python verwenden. Daher gehören zu den Lego-Kunden auch Fachhochschulen und Universitäten.
Zu den Robotern, die mit dem Set gebaut werden können, gehört Blast, eine Art stoischer Action-Held, der durch Hindernisse schießen oder hämmern und Gegenstände greifen kann. Er kann auch so programmiert werden, dass er seine Umgebung scannt und Dartpfeile abfeuert, wenn er Gefahr wittert.
M.V.P. steht für Multiple Vehicle Plattform, das heißt, mit ein paar Umbauten lassen sich daraus unterschiedliche Fahrzeuge konstruieren, etwa ein Kran oder ein Buggy. Um M.V.P. fernzusteuern, kann man mit dem sogenannten Remote Control Builder in der App eine Fernbedienung modular einrichten. Damit lässt sich sogar ein kleines Fahrzeug konstruieren und programmieren, das durchs Zimmer düst, um dabei Lego-Steine am Boden einzusammeln.
Tricky ist als sportlicher Roboter konzipiert worden. Er spielt unter anderem Basketball und Fußball. Dabei können auch Elemente und Bausteine aus anderen Lego-Serien integriert werden. Den stärksten Eindruck im Test hinterlässt Gelo. Das Spielzeug erinnert stark an einen Roboter-Hund. Er benutzt alle vier Motoren des Sets, um seine Beine unabhängig voneinander zu bewegen.
Um die Programme auf den Robotern zum Laufen zu bringen, muss man nicht ständig via Bluetooth mit dem Tablet oder Smartphone verbunden sein. Man kann die Programme auch auf den Hub des Roboters herunterladen und lokal ablaufen lassen. Mit einem empfohlenen Preis von rund 360 Euro gehört Mindstorms Roboter-Erfinder zu den teuersten Lego-Sets.