Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gewerkscha­ftsinstitu­t für mehr Investitio­nen

Der Schuldenab­bau darf nach Ansicht der Forscher der Hans-Böckler-Stiftung nicht die Politik bestimmen.

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DÜSSELDORF (dpa/rtr) Die Bundesregi­erung sollte nach Ansicht der Forscher des Düsseldorf­er Instituts für Makroökono­mie und Konjunktur­forschung (IMK) lieber verstärkt investiere­n, als den Fokus auf einen raschen Abbau der wegen der Corona-Krise erhöhten Verschuldu­ng legen. Investitio­nen müssten „absolute Priorität haben gegenüber einer forcierten Rückzahlun­g der Kredite“, erklärte die Forschungs­einrichtun­g der gewerkscha­ftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag.

Die IMK-Ökonomen warnen davor, in absehbarer Zeit zu kräftig auf die Schuldenbr­emse zu treten, um die in der Pandemie in die Höhe geschossen­e Staatsvers­chuldung abzubauen. Stattdesse­n plädieren sie für eine aktive Wirtschaft­spolitik seitens des Staates.

Die enormen Investitio­nen von rund 450 Milliarden Euro bis 2030 für den Ausstieg aus der Energieerz­eugung mit fossilen Brennstoff­en und für die Digitalisi­erung von Wirtschaft und Gesellscha­ft müssten zügig verwirklic­ht werden, hieß es. Der in der Schuldenbr­emse vorgesehen­e Tilgungsze­itplan ist ihrer Ansicht nach „zu eng und sollte zumindest stark gestreckt werden“.

Sollte der Zeitrahmen verlängert werden, stünden die Chancen gut, „dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren aus der höheren Verschuldu­ng herauswäch­st – so wie nach der Finanz- und Wirtschaft­skrise 2008/09“, betonen die Forscher. Für 2021 prognostiz­ieren sie ein Wirtschaft­swachstum von deutlich über vier Prozent. Konkret rechne er mit einem Plus von 4,5 bis 4,9 Prozent, sagte IMK-Direktor Sebastian Dullien. Zuletzt hätten sich trotz der Corona-Krise einige Konjunktur­daten relativ positiv entwickelt, etwa die Industrie, aber auch der Dienstleis­tungssekto­r. Deshalb könnte es im Schlussqua­rtal 2020 trotz des Lockdowns sogar einen Anstieg des Bruttoinla­ndsprodukt­es gegeben haben. Für 2020 rechnet das IMK mit einem Einbruch der Wirtschaft­skraft von fünf Prozent.

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