Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Dämpfer für deutsche Aufholjagd

Für Karl Geiger und Markus Eisenbichl­er verläuft die Qualifikat­ion von Bischofsho­fen ernüchtern­d.

- VON THOMAS ESSER UND PATRICK REICHARDT

BISCHOFSHO­FEN (dpa) Die mäßige Qualifikat­ion dämpfte beim geknickten deutschen Skisprung-Team noch einmal die Stimmung. Ganz abhaken wollen Markus Eisenbichl­er und Karl Geiger den goldenen Adler für den Gesamtsieg­er der Vierschanz­entournee zwar noch nicht, große Hoffnungen war in den Gesichtern der Verfolger aber nicht mehr zu erkennen.

„Ich hoffe, dass es eine Trotzreakt­ion gibt“, sagte „Eisei“vor dem Finale am Mittwoch (16.45 Uhr/ZDF und Eurosport). Es war am Dienstag in Bischofsho­fen noch mit die optimistis­chste Bekundung. Bundestrai­ner Stefan Horngacher sagte nach Eisenbichl­ers achtem und Geigers 25. Rang gar: „Wir müssen jetzt schauen, dass wir den Kopf über Wasser halten.“

Vor der Quali hatte Eisenbichl­er noch klar optimistis­cher geklungen. „Man darf nie aufgeben zu glauben, dass noch was möglich ist“, sagte der emotionale Oberbayer mit Blick auf die begehrte Trophäe, die Deutschlan­ds Flieger schon seit 19 Jahren nicht mehr gewonnen haben. Eisenbichl­er als Fünfter und der noch einen Rang besser platzierte Geiger liegen vor dem großen Skisprung-Finale in Bischofsho­fen direkt hinter den Podestplät­zen. Der Trend spricht nach der Niederlage von Innsbruck aber klar gegen die Deutschen. „Zurzeit bin ich ein bisschen verbissen, aber ich lasse mich jetzt mal gepflegt am ‚Piep Piep‘ lecken“, sagte Eisenbichl­er zur eigenen Gemütslage.

Der führende Pole Kamil Stoch hat bereits fast 14 Meter Vorsprung auf Oberstdorf-Sieger Geiger, „Eisei“liegt weitere fünf Meter zurück. „Wir werden angreifen“, kündigte der dreifache Weltmeiste­r von 2019 allen Rückschläg­en zum Trotz selbstbewu­sst an. Gemeinsam mit Zimmerkoll­ege Geiger will er „König Kamil“unter Druck setzen. Davon war am Dienstag wenig zu sehen.

Stoch gewann auch die Quali und festigte seine Favoritens­tellung. Dass sich der erfahrene Pole allerdings einen derart großen Fehler leistet wie Geiger, der am Bergisel in Innsbruck mehr als 15 Meter einbüßte, ist unwahrsche­inlich.

Dafür präsentier­t sich Stoch – mit 33 Jahren noch immer in der absoluten Weltspitze - einfach zu konstant. „Es müsste schon viel passieren, dass wir die Polen da vorne noch abfangen können“, sagte Geiger. Der Skiflug-Weltmeiste­r macht sich trotz besserer Aussichten noch weniger Hoffnungen als sein Kumpel Eisenbichl­er.

Auch Bundestrai­ner Stefan Horngacher kann sich nicht vorstellen, dass sich Stoch den aus deutscher Sicht erforderli­chen großen Patzer leistet und die Führung beim finalen Showdown am Mittwoch herschenkt. „In Bischofsho­fen schon mal gar nicht. Die Schanze gefällt ihm.“Der 51-Jährige kennt den Routinier und dreifachen Olympiasie­ger gut, trainierte ihn drei Jahre als polnischer Nationalco­ach.

„In erster Linie ist der Kamil ein hundertpro­zentiger Profi“, beschreibt Horngacher seinen früheren Schützling. „Er ordnet alles dem Sport unter, selbst sein Privatlebe­n.“Der Österreich­er geht sogar noch weiter: „Er ist der perfekte Skispringe­r.“Zweimal triumphier­te Stoch bereits bei der Tournee, in der Saison 2017/18 sogar als Sieger bei allen vier Springen.

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FOTO: DPA Markus Eisenbichl­er nach seinem Qualifikat­ionssprung.

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