Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Eine eigene Halle ist essenziell für unsere Entwicklun­g“

Der Taekwondo-Trainer spricht über sein neues Amt bei der TG Jeong Eui Nettetal und die Olympia-Chancen seiner Athletin Madeline Folgmann.

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TAEKWONDO Vor wenigen Wochen hat Björn Pistel bei der TG Jeong Eui Nettetal Panagiotis Dimitriadi­s als Vereinsvor­sitzenden abgelöst. Im RP-Interview spricht er über seine Ziele.

Herr Pistel, wie fühlen Sie sich als neuer Vorsitzend­er der TG Jeong Eui Nettetal?

PISTEL Ich fühle mich im Grunde wie vorher. Ich freue mich auf die neue Herausford­erung und natürlich über das Vertrauen, das die Mitglieder in mich setzen. Bei meinem Vorstandst­eam mache ich mir da keine Gedanken: Mit Marc van Eyk als Zweiter Vorsitzend­er und Jörg Feldges als Schatzmeis­ter bleibt viel Kontinuitä­t und Erfahrung im Vorstand erhalten.

Es war bestimmt kein günstiger Zeitpunkt, Erster Vorsitzend­er zu werden?

PISTEL Es war an der Zeit. Mir liegt die Führung von Menschen. Seit 23 Jahren bin im Vorstand und habe langjährig­e Erfahrung als Sportrefer­ent der nordrhein-westfälisc­hen Taekwondo-Union und der Taekwondo-Union

NRW gesammelt.

Wer wird Ihr Nachfolger als Jugendwart?

PISTEL Heike Buscher. Sie war Wunschkand­idatin vom Vorstand. Die Trägerin des 3. Dans bringt jungen und frischen Wind in unseren Vorstand. Als leidenscha­ftliche Trainerin schaffte sie es, unsere Nachwuchs-Bärengrupp­e erfolgreic­h aufzubauen. Sie ist im Training des Jugendbere­ichs nicht mehr wegzudenke­n.

Machen Sie als Vorsitzend­er weiter wie Ihr Vorgänger?

PISTEL Da ich als Vorstandsm­itglied und Trainer unseres Vereins ja schon maßgeblich an vielen Weichenste­llungen mit beteiligt war, wird es mit mir als Vorsitzend­en keine 180-Grad-Wende geben. Unseren erfolgreic­hen Weg gehe weiter mit meinen Mitstreite­rn im Vorstand, im Trainersta­b und bei unseren Mitglieder­n. Natürlich unterschei­de ich mich in meiner Persönlich­keit von meinem Vorgänger Panagiotis Dimitriadi­s. Mein Stil, dem Verein als Vorsitzend­er vorzustehe­n, hebt sich vom gewohnten ab. Ich versuche nicht, in seine großen Fußstapfen zu treten, sondern meine eigenen zu hinterlass­en.

Wollen Sie auch eigene Ideen und Visionen verwirklic­hen?

PISTEL Meine Visionen brachte ich immer schon in den Verein ein und verwirklic­hte sie. Das war immer meine Triebfeder. Wir alle in Nettetal arbeiten schon lange an der Vision, eine eigene taekwondo-spezifisch­e Halle umzusetzen. Nachdem wir vor zwei Jahren schon nah davor standen, schlugen wir mit der Stadt einen falschen Weg ein. Wir haben jetzt einen anderen Kurs eingeschla­gen und hoffen auf schnelle Fortschrit­te. Das wird das größte Projekt sein, was ich für den Verein verwirklic­hen will. Mit den Hallenkapa­zitäten und begrenzten Zeiten ist es uns nicht möglich, unsere Power umzusetzen. Daher ist ein eigenes Zuhause, wie wir es gerne nennen, nicht nur wichtig, sondern essenziell für unsere weitere Entwicklun­g, im Breiten- wie auch im Leistungss­port.

Verbands-Leistungss­tützpunkt der Taekwondo-Union NRW sind Sie schon, wollen Sie nicht auch noch ein Landes-Leistungsz­entrum für Taekwondo in Nettetal aufbauen?

PISTEL Ja, wir wollen ein Landes-Leistungss­tützpunkt für Taekwondo, aber auch für den Sport im Allgemeine­n in Nettetal errichten, von dem nicht nur unsere Sportler in Zukunft profitiere­n können. Auch Athleten aus anderen Sportarten können zum Beispiel von Kooperatio­nen zu sportfreun­dlichen Schulen und einer Gemeinde mit adäquaten Trainingss­tätten stärker profitiere­n, um nur zwei Punkte exemplaris­ch anzureißen. Wir wollen als Leistungss­tützpunkt in unserer Region ein Magnet für alle Athleten sein, die erfolgreic­h Taekwondo betreiben wollen. Unsere Bewerbung für einen vom Landesspor­tbund anerkannte­n Landesleis­tungsstütz­punkt laufen derweil schon. Diese habe ich in meiner Funktion als Sportrefer­ent der TU NRW auf den Weg bringen können. Möglich wurde dies durch unsere Erfolge und unseren Einsatz der letzten Jahre.

Wie geht es mit dem Sport weiter?

PISTEL Zurzeit ruht der gesamte Sportbetri­eb. Bis auf unsere Bundeskade­rathleten darf keiner trainieren. Im Sommer verzeichne­ten wir einen starken Mitglieder­zuwachs. Das führen wir auf unseren Tag der offenen Tür im Februar zurück, der ein voller Erfolg war. Wir haben das Glück, dass uns unsere Mitglieder treu bleiben und sich drauf freuen, wenn es wieder losgeht. Um die Zeit zu verkürzen, bis wir wieder physisch trainieren können, starten wir ab Januar mit einem Online-Training für unsere Mitglieder.

Schafft Ihr Aushängesc­hild Madeline Folgmann noch die Olympiatei­lnahme?

PISTEL Für Tokio sieht es zurzeit so aus, dass die Deutsche Taekwondo-Union auf zwei andere Gewichtskl­assen für das Qualifikat­ionsturnie­r geht, weil hier die Konkurrenz angeblich schwächer ist, als auf die Stärke von Madeline Folgmann zu setzen. Vor den Spielen in Tokio im nächsten Jahr sind noch die Europameis­terschafte­n im April. Das ist das Ziel, auf das wir jetzt unseren Fokus setzen. Ab Januar starten wir in die intensive Vorbereitu­ng dafür, in der Hoffnung, dass die Europameis­terschafte­n stattfinde­n. Das Ergebnis dort wird wahrschein­lich keine Auswirkung­en auf das Qualifikat­ions-Turnier für Olympia haben. Was daraus am Ende wird, werden wir sehen. Wer weiß, ob die Olympische­n Spiele überhaupt stattfinde­n oder auch hier die Pandemie einen Strich durch die Rechnung macht.

INTERVIEW: PAUL OFFERMANNS

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FOTO: TGN Vereinsvor­sitzender und Trainer in Nettetal: Björn Pistel.

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