Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Neuer Verein managt das Textiltechnikum.
Die historische Leistungsschau der Mönchengladbacher Textilwirtschaft im Monforts-Quartier soll mit neuen Formaten Impulse setzen. Die bisherigen Aktivitäten sollen ausgebaut werden.
MÖNCHENGLADBACH Die Textil-Wirtschaft gehört zur Identität Mönchengladbachs. Und nun wächst im Herzen der Stadt zwischen Gladbach und Rheydt ein neuer Innovationscampus heran, in dem das textile Erbe der Stadt eine große Rolle spielt. Etwa im Textiltechnikum im Monforts-Quartier, wo unter anderem eine bedeutende Sammlung historischer Textilmaschinen und eine weltweit bedeutsame Farbensammlung der Hochschule Besuchern die Textilherstellung, wie sie früher einmal war, erklären.
Im Herbst hat sich nun ein Trägerverein gegründet, der das Textiltechnikum weiter entwickeln soll. Vorsitzender ist Hochschulpräsident Thomas Grünewald. „Das Textiltechnikum ist eine Hommage an die textil-wirtschaftliche Tradition und eine Kulisse, vor der eine neue Denkweise entsteht: Was fällt uns ein für die Textil-Branche der Zukunft?“, sagt Grünewald. „Es geht darum, sich von der Tradition antreiben zu lassen, damit es nach vorne geht.“Er spielt damit auch auf die Textilfabrik 7.0 an, ein Projekt, das mit Fördermitteln vom Bund zeigen soll, wie Industrie in Deutschland 2035 wirtschaftlich produzieren kann. So sollen auch Tausende hochwertige Arbeitsplätze entstehen.
Für das Textiltechnikum will der neue Trägerverein nun neue Formate entwickeln und Impulse geben. „Wir wollen im Januar strategische Überlegungen treffen, wie man Botschaften transportieren und den Ort der Begegnung lebendig machen kann.“Studenten der Hochschule sollen das Textiltechnikum natürlich besuchen. Aber im Verein gebe es ja auch noch eine „ganze Reihe Mit-Zwecke“. Der Verein hat rund ein Dutzend Mitglieder. „Wir wollen den Verein so aktiv wie möglich machen.“Unter anderem soll mit Finanzierung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) und des Landes ab Januar „Textil-Tutorials“entstehen. In einem neuen Youtube-Kanal soll die Arbeit mit und an den Maschinen dokumentiert werden – damit nicht nur die Technik erhalten bleibt, sondern dieses Wissen nicht verloren geht.
Eine führende Rolle hat die Hochschule Niederrhein auch bei einem benachbarten Projekt, dem Innovationsund Wissenscampus, der auf dem Areal des alten Polizeipräsidiums entstehen soll. Geplant ist dort eine Mischung aus Gründerzentrum und Start-ups, Wissenschaft und Wirtschaft im Schulterschluss für Innovation. Außerdem sollen eine Junior Uni und eine Coding School einziehen, um Kindern und Jugendlichen den Umgang mit den Technologien der Zukunft beizubringen. „Das ist ein Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier“, sagt Hochschul-Präsident Thomas Grünewald. Dass das Konzept dafür wertvoll ist, wurde kurz vor Weihnachten von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier mit einem zweiten Stern belegt. Das ist die Basis, damit dafür Fördergelder fließen.
Es gehe darum, Modernisierungsschübe anzustoßen, alte Arbeit durch neue Arbeit zu ersetzen, Themen wie gesundheitliche Versorgung der Region, Digitalisierung, Mobilität, Energieversorgung und neue Formen des Zusammenlebens voranzutreiben, betont Grünewald. Der Hochschule komme als „Entwickler von Wissen im Dialog mit der Wirtschaft“eine zentrale Rolle zu, als eine Art Think Tank, also Impulsgeber für innovative Gedanken und Strategien. Außerdem könne die Hochschule auf Feldern, auf denen sie ohnehin aktiv sei, selbst Innovationen hervorbringen und ihre eigene Wissenschaft durch den Austausch verbessern.
Wichtig sei außerdem, Netzwerke in der Region des Rheinischen Reviers zu bilden, betont Grünewald. Als eine Art Cluster sollen in bestimmten Bereichen Akteure und Kompetenzen kooperativ verbunden werden. „Der Wissenscampus ist dann der Ort, an dem sich die Leute begegnen und von wo aus die Impulse ausgehen.“Im von Professor Andreas Pinkwart, dem NRW-Minister für Wirtschaft, Innovation und Digitales, ausgerufenen „Innovation Valley Rheinland“will die Hochschule eine Nische besetzen. „Wir wollen dem Handwerk, den gesundheitlichen Betrieben und den Dienstleistern in der Region ein Servicepartner sein“, sagt Grünewald.