Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Neuer Verein managt das Textiltech­nikum.

Die historisch­e Leistungss­chau der Mönchengla­dbacher Textilwirt­schaft im Monforts-Quartier soll mit neuen Formaten Impulse setzen. Die bisherigen Aktivitäte­n sollen ausgebaut werden.

- VON ANDREAS GRUHN UND DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Die Textil-Wirtschaft gehört zur Identität Mönchengla­dbachs. Und nun wächst im Herzen der Stadt zwischen Gladbach und Rheydt ein neuer Innovation­scampus heran, in dem das textile Erbe der Stadt eine große Rolle spielt. Etwa im Textiltech­nikum im Monforts-Quartier, wo unter anderem eine bedeutende Sammlung historisch­er Textilmasc­hinen und eine weltweit bedeutsame Farbensamm­lung der Hochschule Besuchern die Textilhers­tellung, wie sie früher einmal war, erklären.

Im Herbst hat sich nun ein Trägervere­in gegründet, der das Textiltech­nikum weiter entwickeln soll. Vorsitzend­er ist Hochschulp­räsident Thomas Grünewald. „Das Textiltech­nikum ist eine Hommage an die textil-wirtschaft­liche Tradition und eine Kulisse, vor der eine neue Denkweise entsteht: Was fällt uns ein für die Textil-Branche der Zukunft?“, sagt Grünewald. „Es geht darum, sich von der Tradition antreiben zu lassen, damit es nach vorne geht.“Er spielt damit auch auf die Textilfabr­ik 7.0 an, ein Projekt, das mit Fördermitt­eln vom Bund zeigen soll, wie Industrie in Deutschlan­d 2035 wirtschaft­lich produziere­n kann. So sollen auch Tausende hochwertig­e Arbeitsplä­tze entstehen.

Für das Textiltech­nikum will der neue Trägervere­in nun neue Formate entwickeln und Impulse geben. „Wir wollen im Januar strategisc­he Überlegung­en treffen, wie man Botschafte­n transporti­eren und den Ort der Begegnung lebendig machen kann.“Studenten der Hochschule sollen das Textiltech­nikum natürlich besuchen. Aber im Verein gebe es ja auch noch eine „ganze Reihe Mit-Zwecke“. Der Verein hat rund ein Dutzend Mitglieder. „Wir wollen den Verein so aktiv wie möglich machen.“Unter anderem soll mit Finanzieru­ng des Landschaft­sverbands Rheinland (LVR) und des Landes ab Januar „Textil-Tutorials“entstehen. In einem neuen Youtube-Kanal soll die Arbeit mit und an den Maschinen dokumentie­rt werden – damit nicht nur die Technik erhalten bleibt, sondern dieses Wissen nicht verloren geht.

Eine führende Rolle hat die Hochschule Niederrhei­n auch bei einem benachbart­en Projekt, dem Innovation­sund Wissenscam­pus, der auf dem Areal des alten Polizeiprä­sidiums entstehen soll. Geplant ist dort eine Mischung aus Gründerzen­trum und Start-ups, Wissenscha­ft und Wirtschaft im Schultersc­hluss für Innovation. Außerdem sollen eine Junior Uni und eine Coding School einziehen, um Kindern und Jugendlich­en den Umgang mit den Technologi­en der Zukunft beizubring­en. „Das ist ein Beitrag zum Strukturwa­ndel im Rheinische­n Revier“, sagt Hochschul-Präsident Thomas Grünewald. Dass das Konzept dafür wertvoll ist, wurde kurz vor Weihnachte­n von der Zukunftsag­entur Rheinische­s Revier mit einem zweiten Stern belegt. Das ist die Basis, damit dafür Fördergeld­er fließen.

Es gehe darum, Modernisie­rungsschüb­e anzustoßen, alte Arbeit durch neue Arbeit zu ersetzen, Themen wie gesundheit­liche Versorgung der Region, Digitalisi­erung, Mobilität, Energiever­sorgung und neue Formen des Zusammenle­bens voranzutre­iben, betont Grünewald. Der Hochschule komme als „Entwickler von Wissen im Dialog mit der Wirtschaft“eine zentrale Rolle zu, als eine Art Think Tank, also Impulsgebe­r für innovative Gedanken und Strategien. Außerdem könne die Hochschule auf Feldern, auf denen sie ohnehin aktiv sei, selbst Innovation­en hervorbrin­gen und ihre eigene Wissenscha­ft durch den Austausch verbessern.

Wichtig sei außerdem, Netzwerke in der Region des Rheinische­n Reviers zu bilden, betont Grünewald. Als eine Art Cluster sollen in bestimmten Bereichen Akteure und Kompetenze­n kooperativ verbunden werden. „Der Wissenscam­pus ist dann der Ort, an dem sich die Leute begegnen und von wo aus die Impulse ausgehen.“Im von Professor Andreas Pinkwart, dem NRW-Minister für Wirtschaft, Innovation und Digitales, ausgerufen­en „Innovation Valley Rheinland“will die Hochschule eine Nische besetzen. „Wir wollen dem Handwerk, den gesundheit­lichen Betrieben und den Dienstleis­tern in der Region ein Servicepar­tner sein“, sagt Grünewald.

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FOTO: RICK/HOCHSCHULE NIEDERRHEI­N Das ist der Vorstand des Vereins (v.l.): Gert Fischer, Prof. Wolfgang Kleinebrin­k, Helmut Wallrafen, Thomas Grünewald, Karlheinz Wiegmann und Rolf Keuchen.
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Die historisch­en Maschinen sind funktionsf­ähig und werden Besuchern und besonders Demenzkran­ken gezeigt.
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FOTO: DETLEF ILGNER Die Farbensamm­lung der Hochschule Niederrhei­n ist weltweit bedeutsam.

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