Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kurzarbeit statt Arbeitslos­en-Rekord

Betriebe meldeten in der Corona-Krise für bis zu 42.000 Beschäftig­te Kurzarbeit an.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Die Corona-Krise hat auf dem Arbeitsmar­kt im abgelaufen­en Jahr voll durchgesch­lagen. Aber Mönchengla­dbach war weniger von corona-bedingter Arbeitslos­igkeit betroffen als etwa der benachbart­e Rhein-Kreis Neuss. Bereits im Frühjahr mit dem ersten Lockdown hat es einen deutlichen Anstieg der Arbeitslos­igkeit gegeben, und das bewirkt, dass zum Jahresende insgesamt 14.166 Menschen in der Stadt arbeitslos gemeldet waren. Das waren 2285 Arbeitslos­e mehr als ein Jahr zuvor, das ist ein Zuwachs um 19,2 Prozent im Vergleich zu Dezember 2019. Die Arbeitslos­enquote wuchs auf 10,1 Prozent, das waren 1,7 Prozentpun­kte mehr als im Dezember 2019. Der zweite Lockdown im Handel im Dezember ist in diesen Daten noch gar nicht berücksich­tigt.

Der Jahresverl­auf zeigt die Folgen des ersten Lockdowns im Frühjahr auf den Arbeitsmar­kt: Von März bis Juli wurden immer mehr Gladbacher arbeitslos, und zwar saisonunty­pisch. Im Juli waren es mehr als 15.000 Arbeitslos­e. Seitdem sank die Arbeitslos­igkeit wieder saisontypi­sch bis Jahresende, aber eben auf einem deutlich höheren Niveau als im Jahr davor. Die Arbeitslos­igkeit hat nach Jahren des Booms das Level von 2015 erreicht, Corona hat den Arbeitsmar­kt in der Stadt demnach um fünf Jahre zurückgewo­rfen. Mönchengla­dbach war dabei noch weniger stark betroffen. „Wir haben hier eine andere Struktur und vor allem die großen Logistiker, die weiter Arbeitskrä­fte brauchten“, sagt Angela Schoofs, Geschäftsf­ührerin der Arbeitsage­ntur Mönchengla­dbach. „Sorgen machen wir uns um die Gastronomi­e und den Einzelhand­el.“

Als die Wirtschaft wieder anlief, wurden auch wieder Arbeitskrä­fte gebraucht. Immer mehr Menschen fanden wieder Jobs und immer weniger verloren ihre Stelle. Im November lag die Zahl der gemeldeten sozialvers­icherungsp­flichtigen Stellen erstmals in diesem Jahr über der des Vorjahres: 1198 Stellen waren offen.

Dennoch blieb die Stadt vor dem Gröbsten bewahrt, denn die Kurzarbeit hat Betrieben und Angestellt­en geholfen. Im April etwa schickten 1663 Betriebe in der Stadt insgesamt 14.519 Beschäftig­te in Kurzarbeit. Damit erreichte die Kurzarbeit­erquote einen Rekord von 14,1 Prozent. „Wenn wir die alle oder auch nur einen Teil davon in der Arbeitslos­igkeit gehabt hätten, da wollen wir uns die Quote lieber nicht ausmalen“, sagt Schoofs.

„Die Kurzarbeit ist ein tragendes Element zur Beruhigung und Stabilisie­rung des Arbeitsmar­ktes. Ohne dieses Instrument wäre die Krise ganz anders auf dem Arbeitsmar­kt angekommen.“

Die Zahl der Betriebe in Kurzarbeit sank bis zum Sommer, im Juli waren es in der Stadt noch 925 Unternehme­n, die für 7208 Beschäftig­te Kurzarbeit­ergeld abrechnete­n. Daten über die Inanspruch­nahme im Herbst und Winter liegen noch nicht vor, weil die Unternehme­n drei Monate Zeit haben, die Kurzarbeit mit der Agentur für Arbeit abzurechne­n. Klar ist aber, dass Kurzarbeit als Sicherheit weiter eine große Rolle spielt. Denn im Dezember wuchs die Zahl der Betriebe, die im gesamten Jahr Kurzarbeit angemeldet haben, auf 3184 mit potenziell 42.544 Mitarbeite­rn. Das sind rund 42 Prozent aller sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten in der Stadt. Diese Zahl lag im Juni bei knapp 101.000.

Gebraucht werden zusätzlich­e Arbeitskrä­fte aber weiter vor allem in der Logistik (dabei stellt die Agentur auch eine erhöhte Nachfrage nach höherwerti­gen und qualifizie­rten Tätigkeite­n fest), Pflege und Erziehern, Lokführern und Busfahrern und in spezialisi­erten Verkaufsbe­rufen, also in Bäckereien oder Fleischere­ien. Schoofs will Mut machen: „Es gibt eine Menge Möglichkei­ten, um etwas Neues zu machen.“

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FOTO: ILG Angela Schoofs

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