Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Kurzarbeit statt Arbeitslosen-Rekord
Betriebe meldeten in der Corona-Krise für bis zu 42.000 Beschäftigte Kurzarbeit an.
MÖNCHENGLADBACH Die Corona-Krise hat auf dem Arbeitsmarkt im abgelaufenen Jahr voll durchgeschlagen. Aber Mönchengladbach war weniger von corona-bedingter Arbeitslosigkeit betroffen als etwa der benachbarte Rhein-Kreis Neuss. Bereits im Frühjahr mit dem ersten Lockdown hat es einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegeben, und das bewirkt, dass zum Jahresende insgesamt 14.166 Menschen in der Stadt arbeitslos gemeldet waren. Das waren 2285 Arbeitslose mehr als ein Jahr zuvor, das ist ein Zuwachs um 19,2 Prozent im Vergleich zu Dezember 2019. Die Arbeitslosenquote wuchs auf 10,1 Prozent, das waren 1,7 Prozentpunkte mehr als im Dezember 2019. Der zweite Lockdown im Handel im Dezember ist in diesen Daten noch gar nicht berücksichtigt.
Der Jahresverlauf zeigt die Folgen des ersten Lockdowns im Frühjahr auf den Arbeitsmarkt: Von März bis Juli wurden immer mehr Gladbacher arbeitslos, und zwar saisonuntypisch. Im Juli waren es mehr als 15.000 Arbeitslose. Seitdem sank die Arbeitslosigkeit wieder saisontypisch bis Jahresende, aber eben auf einem deutlich höheren Niveau als im Jahr davor. Die Arbeitslosigkeit hat nach Jahren des Booms das Level von 2015 erreicht, Corona hat den Arbeitsmarkt in der Stadt demnach um fünf Jahre zurückgeworfen. Mönchengladbach war dabei noch weniger stark betroffen. „Wir haben hier eine andere Struktur und vor allem die großen Logistiker, die weiter Arbeitskräfte brauchten“, sagt Angela Schoofs, Geschäftsführerin der Arbeitsagentur Mönchengladbach. „Sorgen machen wir uns um die Gastronomie und den Einzelhandel.“
Als die Wirtschaft wieder anlief, wurden auch wieder Arbeitskräfte gebraucht. Immer mehr Menschen fanden wieder Jobs und immer weniger verloren ihre Stelle. Im November lag die Zahl der gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Stellen erstmals in diesem Jahr über der des Vorjahres: 1198 Stellen waren offen.
Dennoch blieb die Stadt vor dem Gröbsten bewahrt, denn die Kurzarbeit hat Betrieben und Angestellten geholfen. Im April etwa schickten 1663 Betriebe in der Stadt insgesamt 14.519 Beschäftigte in Kurzarbeit. Damit erreichte die Kurzarbeiterquote einen Rekord von 14,1 Prozent. „Wenn wir die alle oder auch nur einen Teil davon in der Arbeitslosigkeit gehabt hätten, da wollen wir uns die Quote lieber nicht ausmalen“, sagt Schoofs.
„Die Kurzarbeit ist ein tragendes Element zur Beruhigung und Stabilisierung des Arbeitsmarktes. Ohne dieses Instrument wäre die Krise ganz anders auf dem Arbeitsmarkt angekommen.“
Die Zahl der Betriebe in Kurzarbeit sank bis zum Sommer, im Juli waren es in der Stadt noch 925 Unternehmen, die für 7208 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abrechneten. Daten über die Inanspruchnahme im Herbst und Winter liegen noch nicht vor, weil die Unternehmen drei Monate Zeit haben, die Kurzarbeit mit der Agentur für Arbeit abzurechnen. Klar ist aber, dass Kurzarbeit als Sicherheit weiter eine große Rolle spielt. Denn im Dezember wuchs die Zahl der Betriebe, die im gesamten Jahr Kurzarbeit angemeldet haben, auf 3184 mit potenziell 42.544 Mitarbeitern. Das sind rund 42 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt. Diese Zahl lag im Juni bei knapp 101.000.
Gebraucht werden zusätzliche Arbeitskräfte aber weiter vor allem in der Logistik (dabei stellt die Agentur auch eine erhöhte Nachfrage nach höherwertigen und qualifizierten Tätigkeiten fest), Pflege und Erziehern, Lokführern und Busfahrern und in spezialisierten Verkaufsberufen, also in Bäckereien oder Fleischereien. Schoofs will Mut machen: „Es gibt eine Menge Möglichkeiten, um etwas Neues zu machen.“