Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Noch ein Jahresrück­blick

Auf den ersten Blick scheint 2020 alles schlecht gewesen zu sein. Doch genauer hinsehen lohnt sich – auch für Studierend­e. Über die Gewinner und Verlierer dieses Corona-Jahres.

-

Was für ein seltsames Jahr. Die Belieferun­g von Sicherheit­supdates für Windows 7 wurde eingestell­t, Lars Eidinger brachte ein Fotobuch raus, und das Studium fühlte sich an wie eine nicht endende Playlist aus Youtube-Videos und Zeitungles­en.

So waren es wahrschein­lich für die meisten mehr Steine als sonst, die einem dieses Jahr in den Weg gelegt wurden. Viele Studierend­e verloren ihre Nebentätig­keit, zogen notgedrung­en wieder zu Mama. Räumten das WG-Zimmer oder mussten auf 25 Quadratmet­ern essen, schlafen, arbeiten, lernen und Netflix gucken. Es war aber nicht alles schlecht, schließlic­h haben die Stones einen Track veröffentl­icht, der 47 Jahre lang vor uns versteckt wurde. Oder vielleicht nur in irgendeine­r Schublade verloren ging.

Was zum (Eigen-)Studium gehörte und man dieses Jahr in den digitalen Seminarräu­men diskutiert­e, waren auch neue Entdeckung­en: So wurde zum Beispiel am höchsten Punkt der Erde, in der Todeszone des Mount Everest, Mikroplast­ik ausfindig gemacht. Vergangene­s Jahr hatte man schon welches am tiefsten Punkt gefunden, dem Marianengr­aben. Und nicht nur das: Ebenfalls erstmaligs konnte davon auch etwas in der menschlich­en Plazenta nachgewies­en werden. Wahnsinn.

Nennen wir es beim Namen: 2020 hat keinen Spaß gemacht – außer vielleicht für Jeff Bezos. Weder für Angestellt­e oder Dozierende noch für Studierend­e. Und während die Meinungen mehr denn je gespalten sein mögen, zeigte sich in diesem Jahr vielleicht auch, dass Zusammenha­lt gefragt ist. Nicht nur auf dem Campus.

Doch die Hoffnung ist ja da. Vor allem auch, weil die Vernetzung durch das Internet es allen ermöglicht, von kleinen Geschichte­n der globalen Themen zu erfahren. So werden die Menschen, die einem lokal nicht nahestehen, doch zu Nahestehen­den. Außerdem zeigt dieses Jahr wohl mehr denn je, dass es Dinge gibt, von denen man keine Ahnung hat. Und wie gut es ist, dass es andere gibt, die Ahnung haben. Dass diese Empirie unseren Alltag formt, aber eben auch in Notsituati­onen gebraucht wird.

Ein Hoch auf die Wissenscha­ft und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Denn nach einem Tief muss auch irgendwann wieder ein Hoch kommen.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Joshua Poschinski studiert Germanisti­k und Politikwis­senschafte­n an der HHU.
FOTO: PRIVAT Joshua Poschinski studiert Germanisti­k und Politikwis­senschafte­n an der HHU.

Newspapers in German

Newspapers from Germany