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Warum der gelbe Impfpass für Reisende so wichtig ist

Einreise nur mit Corona-Impfung? Schon heute sind in vielen Ländern bestimmte Impfungen vorgeschri­eben.

- VON VERA KRAFT

Die Corona-Impfungen haben begonnen. Für viele Menschen ist damit die Hoffnung verbunden, dass das Leben wieder zur alten, schönen Normalität zurückfind­et. Diskutiert wird jetzt über Privilegie­n für Geimpfte – auch beim Thema Reisen.

Werden zum Beispiel nur Geimpfte ein Flugzeug betreten können? Solche Fragen polarisier­en. Dabei wäre es gar nichts Neues, wenn eine Urlauberin oder ein Urlauber nur mit einer bestimmten Impfung in ein Land einreisen darf. Schon lange müssen manche Reisende, die zum Beispiel in gewisse tropische Länder fliegen, ihren Impfauswei­s dabei haben.

Warum braucht man überhaupt einen Impfauswei­s?

Wer sich impfen lässt, muss das in seinen Impfauswei­s eintragen lassen. Ärzte sind dazu verpflicht­et, jede Schutzimpf­ung zu bestätigen, erklärt Michael Ramharter, Leiter der Tropenmedi­zin am Universitä­tsklinikum Hamburg-Eppendorf. Wenn kein Impfauswei­s vorliegt, muss eine Impfbesche­inigung ausgestell­t werden.

Der Reisemediz­iner Professor Tomas Jelinek aus Berlin stellt klar: „Die Dokumentat­ion ist wichtig, um zu sehen, welche Impfungen ein Mensch bereits erhalten hat und wann Wiederholu­ngen notwendig sind.“Der Impfauswei­s sei aber auch ein potenziell­es Reisedokum­ent. Denn in manchen Ländern sind für die Einreise Impfungen vorgeschri­eben.

Welche Bedeutung hat der Impfauswei­s auf Reisen?

Es gibt in Deutschlan­d sehr unterschie­dliche Impfauswei­se. Wer in der DDR geboren ist, hat oft einen roten Impfauswei­s. In Westdeutsc­hland gab es weiße Impfauswei­se, sagt Jelinek. Der gelbe Impfauswei­s ist dagegen ein internatio­nal empfohlene­s Dokument, das rund um den Globus bekannt ist. Hier sind die Felder für mögliche Pflichtimp­fungen für bestimmte Länder auch schon vorgesehen – und es gibt Übersetzun­gen in mehrere Sprachen.

Zwei Dinge sind zu unterschei­den, wie Michael Ramharter erklärt: Zum einen gibt es vorgeschri­ebene Impfungen, ohne die man in einzelne Länder nicht ein- oder ausreisen darf. Zum anderen gibt es empfohlene Impfungen – und das betrifft mit Abstand die Mehrzahl der Impfungen. Diese Impfungen sind aus medizinisc­her Sicht sinnvoll, aber sie sind rechtlich nicht vorgeschri­eben und werden auch nicht kontrollie­rt.

Auch nach diesen empfohlene­n Impfungen ist es aber wichtig, sein Impfdokume­nt bei sich zu tragen. Denn passiert im Ausland beispielsw­eise ein Unfall, kann der Arzt vor Ort Impfungen berücksich­tigen und damit eine bessere Diagnose erstellen.

Welche Pflichtimp­fungen für Reisende gibt es bereits?

Die bekanntest­e vorgeschri­ebene Impfung ist die Gelbfieber­impfung. Zu ihr gibt es von der Weltgesund­heitsorgan­isation

(WHO) eine ständig aktualisie­rte Liste von Ländern, die bei ein Einreise einen Impfschutz vorschreib­en – ohne ist eine Einreise nicht möglich.

Auch andere Impfungen können gesetzlich vorgeschri­eben sein. In den vergangene­n Jahren war das vor allem die gegen Kinderlähm­ung (Polio). „Diese Impfempfeh­lung soll verhindern, dass die Krankheit in andere Länder exportiert wird“, erklärt Ramharter, der auch Leiter der Klinischen Forschung am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedi­zin ist. Eine andere Pflichtimp­fung ist die Meningokok­ken-Impfung bei Pilgerreis­en zum Hadsch oder zur Umra nach Saudi-Arabien.

Was sind die wichtigste­n Impfungen für Reisen?

„Zunächst einmal sollte die Grundimmun­isierung mit all den Impfungen, die auch in Europa wichtig sind, geprüft und dann gegebenenf­alls aufgefrisc­ht werden“, rät Michael Ramharter.

Für die unterschie­dlichen Länder gibt es spezifisch­e Empfehlung­en. Bei fast allen Fernreisen notwendig ist der Schutz gegen Hepatitis A. „Hepatitis B ist vor allem bei Risikound Langzeitau­fenthalten empfohlen“, sagt Ramharter.

Eine Typhusimpf­ung zu haben ist vor allem in Süd- und Südostasie­n und bei längeren Aufenthalt­en in Afrika und Südamerika ratsam. Die Impfung gegen Meningokok­ken ist wichtig für Menschen, die in die Sahelzone Afrikas reisen. Die Tollwutimp­fung ist eine, die sich je nach Land besonders bei Menschen empfiehlt, die lange oder häufig unterwegs sind. Die Grippeimpf­ung ist in der Grippesais­on sinnvoll.

Welche Rolle wird die Corona-Impfung für Reisen spielen?

Es sei zu erwarten, dass viele Länder den Nachweis der Impfung zu einer Reisebedin­gung machen werden, sagt Jelinek – so wie es sicher auch Fluggesell­schaften geben werde, die Passagiere ohne Impfnachwe­is nicht an Bord lassen. Wie dieser Nachweis aussehen wird, ist noch offen. „Es ist naheliegen­d, einfach eine Dokumentat­ion im schon vorhandene­n Impfauswei­s zu machen“, sagt Jelinek. Zusätzlich könnte aber auch eine Art von elektronis­cher Dokumentat­ion verlangt werden, weil diese besser vor Fälschunge­n geschützt sei.

Wo kann ich mich über Reiseimpfu­ngen informiere­n?

Informatio­nen zu vorgeschri­ebenen Pflichtimp­fungen und empfohlene­n Reiseimpfu­ngen erhalten Urlauberin­nen und Urlauber zum Beispiel in den Reise- und Sicherheit­shinweisen des Auswärtige­n Amtes. Diese gibt es für jedes Land. Das Wichtigste sei einer vernünftig­e Aufklärung und Abwägung, sagt Tomas Jelinek. „Wir geben keine Impfung, die nicht begründet ist.“Wenn ein Reisender in eine Gegend reist, in der es kein Gelbfieber­risiko gibt, brauche er natürlich auch die Impfung dagegen nicht. Letztlich sei das aber immer eine offene Entscheidu­ng, die jeder für sich selbst treffen müsse.

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FOTO: SOPHIA KEMBOWSKI/DPA-TMN Nicht nur wegen Corona: Der internatio­nale Impfauswei­s ist schon heute ein wichtiges Reisedokum­ent.

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