Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Seelsorger für alte und kranke Priester

Hermann-Josef Schagen war von 2012 bis 2019 Pfarrvikar in Korschenbr­oich. Vom Bischof von Aachen wurde er zum Beauftragt­en ernannt, um Amtsbrüder in Krefeld und Meerbusch zu unterstütz­en.

- VON BÄRBEL BROER

Hermann-Josef Schagen war Pfarrvikar in Korschenbr­oich. Vom Bischof wurde er zum Beauftragt­en ernannt, um Amtsbrüder zu unterstütz­en.

KORSCHENBR­OICH Krank und alt – das kann große Einsamkeit bedeuten. Katholisch­e Priester sind da keine Ausnahme. Daher gibt es im Bistum Aachen sogar einen diözesanen Koordinato­r der Seelsorge an älteren und kranken Priestern und Diakonen. Dieser hat wiederum Beauftragt­e in verschiede­nen Regionen. Einer von ihnen ist seit November vergangene­n Jahres Pfarrvikar Hermann-Josef Schagen aus Korschenbr­oich. Er betreut ältere und kranke Priester sowie Diakone in Krefeld und Meerbusch.

Schagen ist selbst Pfarrer im Ruhestand seit Ende Oktober 2019. Krankheits­bedingt war er vorzeitig – bereits mit 63 Jahren – in Pension gegangen. 2004 hatte er einen Schlaganfa­ll erlitten. Da war er gerade mal 48 Jahre alt. „Ich habe mich zurück ins Leben gekämpft“, erzählt er. Aufgrund dieser persönlich­en Erfahrunge­n habe er eine konkrete Vorstellun­g davon, was Alter und Krankheit für katholisch­e Priester bedeuten können, so Schagen. Starke Vereinsamu­ng bis hin zur Verwahrlos­ung können drohen. „Ich bin ja selbst Betroffene­r und kann mich gut in deren Befinden hineinvers­etzen.“Weiter erzählt er: „Ich persönlich möchte nicht einsam sein. Deshalb bin ich froh, gut hier vernetzt zu sein.“

Grundsätzl­ich gehe es ihm gut, nur sein Bein wolle nicht ganz so wie er, erzählt der gebürtige Gladbacher mit rheinische­m Humor. Seinen Ruhestand hatte er sich daher auch ganz anders vorgestell­t: Reisen, Musicalbes­uche und Brauchtums­veranstalt­ungen wären so ganz nach seinem Geschmack gewesen. Doch Corona hat seine Planungen zunichte gemacht. „Von 100 auf Null runterzufa­hren, ist aber nix für mich“, sagt Schagen, der von 2012 bis November 2019 in der Gemeinscha­ft der Gemeinden Korschenbr­oich als Pfarrvikar tätig war.

Umso erfreuter war er, als er vom Bistum Aachen gefragt wurde, ob er als Beauftragt­er für ältere und kranke Priester sowie Diakone tätig sein und die Region Krefeld und Meerbusch übernehmen wolle. „Es zählt zur Fürsorgepf­licht des Bischofs, die älteren und kranken Priester zu unterstütz­en. Dabei helfen dem Bischof acht Beauftragt­e.“

Seit wenigen Wochen ist er offiziell einer von ihnen. Über die Hauptabtei­lung Personal im Generalvik­ariat erfährt er die Daten der Priesterko­llegen. „Sofern diese der Datenüberm­ittlung zugestimmt haben“, sagt Schagen. Mit allen sieben betroffene­n Priestern habe er bereits telefonier­t. Ein paar von ihnen kennt Schagen noch von früher. „Ich kann ja leider keinen besuchen.“

Im Rahmen einer Informatio­nsveransta­ltung, veranstalt­et vom Bistum, wurde Schagen in seine neue Aufgabe eingeführt. „Ein Notar und ein Bestatter berichtete­n uns, welche Vorsorgema­ßnahmen ältere Priester treffen sollten.“Unterschie­dlichste Themen wie Absprachen mit Vertrauten für Notfälle, Vorsorge- und Bankvollma­cht, christlich­e Patientenv­erfügung, Testament bis hin zur Planung der eigenen Beerdigung wurden angesproch­en.

„Es gab so manches Aha-Erlebnis für mich“, gibt Schagen zu. Vieles habe er auch für sich danach in die Wege geleitet. Entspreche­nde Checkliste­n und Infopapier­e werden im Rahmen der sogenannte­n Regel-Gespräche mit älteren und kranken Priestern besprochen. Die Beauftragt­en wiederum geben Rückmeldun­g an das Bistum. Schagen hofft, im März oder April die betroffene­n Priester besuchen zu können, sofern die Pandemie es zulässt.

 ?? FOTO: DETLEF ILGNER ?? Pfarrvikar Hermann-Josef Schagen in seiner Wohnung im Korschenbr­oicher Ortskern.
FOTO: DETLEF ILGNER Pfarrvikar Hermann-Josef Schagen in seiner Wohnung im Korschenbr­oicher Ortskern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany