Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Nichts gilt für alle Ewigkeit
Nun also Georgia. Der Staat im Süden der USA, lange eine verlässliche Bastion der Konservativen, hat Geschichte geschrieben. Mit Raphael Warnock, dem Pfarrer der Kirche, in der einst Martin Luther King predigte, delegiert er zum ersten Mal überhaupt einen schwarzen Kandidaten in den Senat in Washington. Offen bleibt, ob Jon Ossoff, ein 33-Jähriger, der bei der Bürgerrechtslegende John Lewis in die politische Lehre ging, das zweite Duell um einen Sitz in der Kammer gewann. In jedem Fall schneiden die Demokraten besser ab, als es Skeptiker in ihren Reihen erwartet hatten.
Damit beweist Georgia zum zweiten Mal in zwei Monaten, dass es auch in den alten Südstaaten nichts gibt, was für alle Ewigkeit gilt. Im November kam Joe Biden dort vor Donald Trump ins Ziel, seit 1992 der erste demokratische Präsidentschaftsanwärter, der im „Pfirsich-Staat“das Rennen machte. Nun hat Bidens Partei wohl einen Doppelsieg draufgesetzt. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, denn eigentlich ist es Amerikanern ganz recht, wenn nicht alle Macht in der Hauptstadt in den Händen einer Partei liegt. Von Ausnahmesituationen abgesehen, favorisieren sie die Bremswirkung der Gewaltenteilung. Jenen Normalzustand, bei dem Demokraten das Weiße Haus und Republikaner zumindest eine Kammer des Kongresses kontrollieren – oder umgekehrt.
Dass es womöglich anders ausgeht, hat auch mit Trump zu tun. Einem schlechten Verlierer, der sich hartnäckig weigert, seine Niederlage anzuerkennen und sich umso peinlicher blamiert, je länger er feststeckt in seiner Parallelwelt. Das Beispiel Georgia zeigt es einmal mehr: Große Teile der Mittelschichten sind auf Distanz zu einem Egomanen gegangen, der zum eigenen Nutzen die Polarisierung im Land vier Jahre lang vertiefte und seit seiner Abwahl nur noch nervt. BERICHT ALLE SCHAUEN AUF GEORGIA, POLITIK