Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Verein hilft Kindern in Armut
Die Arbeit der Kinderhilfe in Kambodscha wird noch wichtiger – das Land in Asien ist stark von der Pandemie betroffen.
JÜCHEN Wie weltumspannend sich die Corona-Pandemie auswirkt, das merken Jennifer Glindemann und die anderen Aktiven vom Verein „Kinderhilfe in Kambodscha“zurzeit deutlich. „Auch in Kambodscha wütet die Pandemie. Die Schulen sind geschlossen. Der Tourismus ist zum Erliegen gekommen.“Viele Menschen hätten ihre wirtschaftliche Grundlage verloren, und die meisten „haben kein Bankkonto mit finanzieller Reserve“, berichtet Vereinsvorsitzende Jennifer Glindemann über die Situation in dem Land. Corona trifft aber auch die Arbeit des Vereins – in Asien wie auch im Rheinland.
Seit zwölf Jahren unterstützt die „Kinderhilfe in Kambodscha“Kinder und Familien rund um die Hauptstadt Phnom Penh. Drei Schulen hat der Verein mit dem Kooperationspartner „Save Children in Asia Organisation“(S.C.A.O.) aufgebaut. Andreas Struve, der stellvertretende Vereinsvorsitzende, lebt in Kambodscha, betreut die Projekte dort. Unterrichtet wird in den drei Schulen mit je rund 350 Schülern Englisch. „In Kambodscha geht ein Teil der Kinder vormittags, der andere nachmittags in die staatlichen Schulen. In der jeweils anderen Tageszeit kommen sie zu uns“, berichtet Jennifer Glindemann. Englisch-Kenntnisse seien ein Schlüssel fürs Berufsleben. „Doch viele ärmere Familien haben keinen Zugang zur englischen Sprache“, sagt die 47-Jährige, deren Ehemann Hannes sich ebenfalls im Verein engagiert. Französisch würden in Kambodscha, einst Teil des französischen Kolonialreichs, nur noch wenige sprechen, sagt sie. Zudem laufen in den Schulen Computerund Hygieneschulungen.
Vieles habe sich in den vergangenen zwölf Jahren in Kambodscha verändert. „Chinesische Unternehmen investieren viel. Straßen wurden geteert, Wolkenkratzer gebaut – aber die Zahl der Bettler auf den Straßen ist nicht geringer geworden. Das Geld erreicht viele Familien nicht“, berichtet Jennifer Glindemann. Und nun auch noch Corona. Die Schulen sind zu, auch die des Vereins. Für Online-Unterricht fehlen die Voraussetzungen, dennoch geht das Lernen weiter. „Die Kinder kommen zur Schule, erhalten draußen vom Lehrer Arbeitsblätter und bringen sie ausgefüllt am nächsten Tag wieder mit. Zudem machen die Lehrer Hausbesuche, um einzelne Kinder zu unterstützen.“Doch es gibt mehr als Englisch-Unterricht: „Wir kaufen Reis und Gemüse, um damit Not leidenden Familien in der Pandemie zu helfen. Weitere Corona-Folgen für dern Verein: „Wir haben zurzeit fast keine Langzeit-Volunteers mehr, die die fest angestellten Lehrer unterstützen.“Und Pläne für die Zukunft, etwa zwei weitere Klassen, seien erst einmal gestoppt.
Auch in Deutschland macht Corona die Arbeit schwer. Weit mehr als 200.000 Euro hat der Verein bereits in die Hilfe in Kambodscha stecken können. Die Zeiten, in der jährlich bis zu 35.000 Euro flossen, waren schon vor Corona vorbei, doch „im Jahr 2020 haben wir nur rund 9000 Euro sammeln können“, erklärt Glindemann. Es gebe weiter Spenden, „doch die Sondereffekte durch Aktionen bleiben aus“. Ein Benefizkonzert wie früher ist zurzeit undenkbar, ebenso ein Spendenlauf, wie ihn das Gymnasium Jüchen organisiert hat. Die Schule unterstützt den Verein.
Trotz der Probleme wegen der Pandemie erklärt Jennifer Glindemann zum Gesamt-Projekt: „Das kriegen wir schon hin“. Und: „Unsere Arbeit geht weiter, und sie wird nach der Pandemie noch wichtiger sein, um Familien wieder in eine sichere Position zu bringen. Da geht es wirklich oft um einen Sack Reis.“