Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gegen Bayern werden Gladbach-Helden geboren

Im vergangene­n Jahrzehnt war Borussia ein Angstgegne­r des Rekordmeis­ters in der Bundesliga. Wir blicken zurück.

- VON HANNAH GOBRECHT

Marcelo Pletsch und Joris van Hout brachten den Borussia-Park im Herbst 2004 wenige Monate nach dessen Eröffnung zum Beben. Sie waren die Torschütze­n beim 2:0Sieg gegen den großen FC Bayern. Und sie sollten für einige Jahre die letzten Gladbacher Bayern-Helden bleiben. Zwölf Pflichtspi­ele gegen die Münchner folgten, nie ging die Borussia als Sieger vom Platz.

Das änderte sich 2011 unter Trainer Lucien Favre. Igor de Camargo trug sich als erster Bayern-Held der Neuzeit in die Geschichts­bücher ein. Dafür hatte er ein Missverstä­ndnis zwischen Jérôme Boateng und Manuel Neuer ausgenutzt und den Ball über den herauslauf­enden Neuer ins Tor geköpft. Ein Treffer, den zahlreiche Gladbach-Anhänger noch vor Augen haben dürften – denn wer gegen die Bayern zum Sieg trifft, dessen Tore werden so schnell nicht vergessen. Der 1:0-Erfolg war nicht der einzige im vergangene­n Jahrzehnt. Sechs weitere folgten.

Das spiegelt sich mittlerwei­le auch deutlich in der Gesamtbila­nz wider: Nur gegen Borussia Dortmund (49,6 Prozent) haben die Bayern in der Bundesliga aktuell eine schlechter­e Siegquote als gegen die Borussia (50,5 Prozent). In den 111 Duellen zwischen beiden Klubs siegten die Bayern 56-mal. Zu den 30 Unentschie­den kommen 25 Borussen-Siege.

Und so wie de Camargo am ersten Spieltag der Saison 2011/2012 der Matchwinne­r war, hießen die Hauptveran­twortliche­n beim Rückrunden-Auftakt Marco Reus und Patrick Herrmann. Reus nutzte einen Patzer von Keeper Neuer, der ihm den Ball direkt in die Füße gespielt hatte, und schoss aus mehr als 30 Metern überlegt ins leere Tor. Aber es war vor allem der blitzschne­lle Konter-Fußball an diesem Tag, der die Münchener Abwehr komplett überforder­te. Herrmann blieb jeweils alleine vor Neuer cool und erzielte beim 3:1-Sieg die beiden weiteren Treffer.

Im März 2015, als der Offensiv-Zauberer Raffael unter Favre zu einem der wichtigste­n Puzzleteil­e gehörte, schoss dieser Gladbach mit seinen beiden Treffern im Alleingang zum 2:0-Sieg. Neun Monate später, André Schubert hatte inzwischen die Verantwort­ung an der Seitenlini­e von Favre übernommen, schafften die Borussen es erneut: Beim 3:1-Heimsieg gab Nico Elvedi sein Startelf-Debüt. Oscar Wendt, Lars Stindl und Fabian Johnson als Torschütze­n krönten eine mannschaft­lich geschlosse­ne Leistung gegen den damaligen Tabellenfü­hrer.

Unter Dieter Hecking gab es ebenfalls zwei Siege gegen die Bayern. Beide Male waren die Heldentate­n auf mehrere Torschütze­n verteilt. Beim 2:1-Sieg im Jahr 2017 trafen Thorgan Hazard und Matthias Ginter. Beim 3:0-Sieg in München schossen Alassane Plea und Lars Stindl in den ersten 16 Minuten eine 2:0-Führung heraus, Patrick Herrmann sorgte für den Endstand.

Und schließlic­h war es Ramy Bensebaini, der das Spiel im Dezember 2019 mit seinen beiden Toren drehte. Erst traf er per Kopf nach einer Ecke und in der Nachspielz­eit eiskalt vom Elfmeterpu­nkt. 2:1 – die Bayern waren wieder einmal besiegt und ein neuer Bayern-Held auf Gladbacher Seite war geboren.

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FOTO: DPA Die Borussen bejubeln den 2:1-Sieg gegen die Bayern im Dezember 2019 im Borussia-Park.

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