Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Drei Engel für Birgelen – sie sorgen für gute Stimmung im Dorf
Tanja Gohl, Katja Wittner und Kirstin Hanke-Busscher stehen für bürgerschaftliches Engagement. Dafür gab es jetzt einen Preis.
WASSENBERG „Es waren mal drei Engel, die hatten eine Idee...“So beginnt ein etwa dreieinhalbminütiges Video. Aus dieser Idee sind ganz viele geworden. So viele, dass mittlerweile ein Dorf auf sich aufmerksam macht. Denn: Dieses Dorf, das sich Birgelen nennt, schreibt sich Zusammenhalt und bürgerschaftliches Engagement auf die Fahnen. Dafür gesorgt haben drei Frauen, die wegen ihres unermüdlichen Tuns für die Gemeinschaft zu den „Drei Engeln für Birgelen“geworden und mit dem Heimatpreis der Stadt Wassenberg ausgezeichnet worden sind.
Tanja Gohl, Katja Wittner und Kirstin Hanke-Busscher waren eigentlich zunächst für den kleinen Ben aus Wegberg aktiv, der zur Genesung ein extrem teures Gentherapie-Medikament brauchte. Um Spenden zu sammeln, hat das Trio T-Shirts bedruckt und verkauft. Die Resonanz, so sagen sie übereinstimmend, sei geradezu überwältigend gewesen. Was kein Wunder ist, denn die drei Frauen, von denen keine quasi eine Ur-Birgelenerin ist, machen Aufbruchstimmung möglich. „Ja, die Zeit der Corona-Pandemie ist nicht gut, aber wir können gemeinsam etwas daraus machen“, unterstreicht Katja Wittner. Und weiter: „Wir müssen sowieso denken, warum also nicht positiv?“
Darum machten die Engel gleich weiter. Stichwort Maifeier, die sonst auch in Birgelen groß gefeiert wird. Und klar, auch in Birgelen war die große Sause 2020 nicht möglich. Die drei Engel allerdings hatten die nächste Aktion im Kopf: Auf der zu diesem Zeitpunkt schon existenten Facebook-Seite „Wir sind Birgelen“fand sich eine umfassende Anleitung, um mit einfachen Mitteln einen kleinen Maibaum für den Vorgarten
zu basteln. Das bunte Bild, das sich dadurch in Birgelen ergab, war so sonst nirgends zu sehen.
Am Vatertag, Christi Himmelfahrt, der Tag des weit über Birgelen hinaus bekannten Waldfestes, machten die Engel mit einer kurzweiligen Vatertagsrallye Stimmung. Das Beste dabei: „Interessant zu sehen war, wie von Anfang an die Leute mit Respekt und natürlich Abstand mit dem Virus umgegangen sind. Da hatten wir bis heute nie Probleme“, sagen die aktiven Frauen, die Spaß machten mit Stationen wie dem Bobbycar-Rennen, dem Entenangeln oder auch Bollerwageneinparken.
Das Internet ist ein guter Helfer, damit all’ die schönen Ideen von Tanja Gohl, Katja Wittner und Kirstin Hanke-Busscher erfolgreich werden können. Zur Früh- und später dann zur Herbstkirmes gab es via Zoom ein Treffen der Birgelener, die im eigenen Garten angetreten waren, um dieses Brauchtum, das in Birgelen die St. Lambertus-Schützenbruderschaft am Leben erhält, zu feiern.
„Das sind die Dinge, die das Stück Normalität zurückbringen. Wir haben festgestellt: Die Menschen sind dankbar, dass sie nicht alleine sind. Man merkt überall, dass die Kultur fehlt“, sagen die Engel. Das jüngste Kind der Frauen ist der Adventskalender „to go“. 24 weihnachtlich dekorierte Fenster luden die Birgelener ein, beispielsweise einen Spaziergang durch den Ort zu unternehmen und auf eigene Faust jeden Tag ein neues Fenster zu entdecken. Meist war es auch so, dass die Gestalter der Fenster irgendetwas Schönes für die Besucher im Angebot hatten. Auch hier war klar: Geltende Hygieneregeln werden unbedingt eingehalten.
Einen guten Partner haben die drei Frauen im Ordnungsamt der Stadt Wassenberg gefunden. Denn alle Ideen werden dort zunächst vorgestellt, so dass die Umsetzbarkeit geprüft werden kann.
Nun steht die Karnevalszeit vor der Tür. Der große Wassenberger Karnevalszug startet immer in Birgelen. Die Engel wären nicht die Engel, würden sie nicht auch da schon eifrig tüfteln, auf welche Art man den Birgelenern eine Freude machen und so die Gemeinschaft erhalten kann. Tanja Gohl: „Schön ist es, wenn die Menschen auf uns zukommen und schon fragen, wie sie uns unterstützen können. So etwas freut uns und ist gleichzeitig auch Ansporn, weiterzumachen.“
Die Menschen in Birgelen danken es den Frauen auf besondere Weise – etwa mit kleinen Geschenken, auf denen Engelsflügel zu sehen sind.