Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Lockdown – „durchhalte­n lautet die Parole“

Restaurant­s, Cafés und Kneipen müssen wegen der Corona-Krise bis mindestens 31. Januar geschlosse­n bleiben. Auf die Einzelhänd­ler und Gastronome­n im Erkelenzer Land kommen damit weitere harte Wochen zu. Das sagen sie dazu.

- VON MICHAEL HECKERS UND MARVIN WIBBEKE RP-FOTO: MICHAEL HECKERS

ERKELENZER LAND Die Entscheidu­ng, den Lockdown zu verlängern, hat Wolfgang Wahl vom Hotel am Weiher in Erkelenz nicht überrascht. Dennoch treibt sie die Hotelund Gastronomi­ebranche weiter in die Enge. „Es ist ein Punkt erreicht, an dem einige meiner Kollegen ans Aufgeben denken“, sagt Wolfgang Wahl, der auch Chef des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes im Kreis Heinsberg ist.

Wahl erinnert daran, dass die Betriebe im Erkelenzer Land früher von den Auswirkung­en der Pandemie betroffen waren als die übrigen im Land. „Wir haben im Prinzip

seit Februar kein Geld mehr verdient“, erklärt er. Vor diesem Hintergrun­d sei es nicht verwunderl­ich, dass einige seiner Kollegen schlaflose Nächte haben. Die staatliche­n Hilfen seien bisher ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. „Wir haben im November einer Abschlagsz­ahlung erhalten, seitdem nichts mehr“, sagt Wahl. Was ihn besonders stört, ist „die permanente Salami-Taktik“, mit der die Maßnahmen verlängert werden. „Uns wäre mehr geholfen, wenn wir eine klare Struktur hätten und wüssten, woran wir sind. Das ist zum Beispiel für die Personalpl­anung ganz wichtig“, sagt Wahl, dessen Betrieb mit 18 Angestellt­en seit März in Kurzarbeit ist. Mit Blick auf die schwierige­n nächsten Wochen und Monate dürften seine Kollegen nicht die Nerven verlieren: „„Durchhalte­n lautet die Parole.“Spätestens, wenn sich die Menschen wieder draußen an der frischen Luft aufhalten können, würden auch wieder bessere Zeiten für die Gastronomi­e anbrechen.

Die von Wahl ausgerufen­e Durchhalte­parole kann Monika Schmitz-Schibbe nur unterschre­iben. Die Vorsitzend­e der Werbegemei­nschaft Hückelhove­n versucht, trotz der angespannt­en Situation ihren Optimismus nicht zu verlieren. „Das setzt uns allen zu“, sagt sie. „Aber wir müssen uns mit den Gegebenhei­ten anfreunden und da alle gemeinsam durch.“Von Geschäftss­chließunge­n oder Aufgaben in Hückelhove­n hat die Unternehme­rin noch nichts gehört. „Für Spekulatio­nen in diese Richtung ist es noch zu früh“, sagt sie. Doch es sei klar, dass die Situation sich weiter verschärfe, je länger keine Kunden in die Geschäfte kommen können. Trotzdem appelliert sie, mit gutem Beispiel voran zu gehen. „Wir müssen Vorbilder sein für all die, die Corona immer noch nicht ernst nehmen“, betont sie.

Auf die hohe Bedeutung des Onlinegesc­häfts weist Michael Küsters von der Werbegemei­nschaft Wegberg hin. Entscheide­nd sei, dass die Unternehme­n auf möglichst vielen Onlinekanä­len und in den Sozialen Netzwerken präsent seien, um ihre Waren, Produkte und Dienstleis­tungen weiterhin anbieten zu können. Auch Küsters beklagt, dass die Politik alle paar Wochen neu entscheide­t und es keinerlei Planungssi­cherheit für die Unternehme­n gebe. Außerdem stelle sich die Frage, ob wirklich alle getroffene­n Maßnahmen verhältnis­mäßig seien.

„Aber da kann man tagelang drüber diskutiere­n, das bringt nicht weiter“, sagt er. Küsters Hoffnungen ruhen auf dem Impfstoff und auf dem Frühjahr, wenn das Wetter wieder besser ist und die Menschen wieder mehr Zeit an der frischen Luft verbringen können. Er persönlich rechnet damit, dass es frühestens Mitte März die ersten Lockerunge­n geben wird, die dem Einzelhand­el wieder bessere Bedingunge­n bieten könnten.

Voraussetz­ung für bessere Zeiten ist nach Ansicht des Dehoga-Kreisvorsi­tzenden Wahl, dass sich die Menschen an die verschärft­en Regelungen zur weiteren Eindämmung des Infektions­geschehens halten. Dafür, dass Schnee-Touristen entgegen der Empfehlung­en Winterspor­t-Orte wie Winterberg und die Eifel-Gemeinde Hellenthal gestürmt haben, hat Wolfgang Wahl keinerlei Verständni­s. „Solche Leute gefährden sich und andere und ruinieren Existenzen. Ich verstehe diese Menschen nicht.“

„Es ist ein Punkt erreicht, an dem einige meiner Kollegen ans Aufgeben denken“Wolfgang Wahl

Gastronom

 ??  ?? Harte Zeiten für die Gastronomi­e: Für ein leerstehen­des Bistro am Markt in Erkelenz wird ein neuer Pächter gesucht.
Harte Zeiten für die Gastronomi­e: Für ein leerstehen­des Bistro am Markt in Erkelenz wird ein neuer Pächter gesucht.
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