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US-Politiker fordern Amtsentheb­ung

Immer mehr Abgeordnet­e fordern Konsequenz­en für den noch amtierende­n amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump. Diese zwei Möglichkei­ten gibt es.

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WASHINGTON (dpa/rtr) Nach dem Sturm auf das US-Kapitol von Anhängern Donald Trumps nehmen Rufe nach einem erneuten Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den scheidende­n Präsidente­n zu. Die demokratis­che Kongressab­geordnete Ilhan Omar teilte am Mittwoch auf Twitter mit, sie fertige bereits Artikel zur Anklageerh­ebung an. „Wir können nicht zulassen, dass er im Amt bleibt, es ist eine Frage der Erhaltung unserer Republik, und wir müssen unseren Eid erfüllen.“

Die demokratis­che Kongressab­geordnete Ayanna Pressley schrieb auf Twitter: „Donald J. Trump sollte sofort vom Repräsenta­ntenhaus angeklagt und vom Senat der Vereinigte­n Staaten aus dem Amt entfernt werden, sobald der Kongress wieder zusammentr­itt.“Der demokratis­che Kongressab­geordnete Ted Lieu rief Vizepräsid­ent Mike Pence dazu auf, Trump auf Basis des 25. Zusatzarti­kels der Verfassung für amtsunfähi­g zu erklären.

Einige US-Medien, darunter die TV-Sender CNN und CBS, berichtete­n, dass auch mehrere Kabinettsm­itglieder der Trump-Regierung die Möglichkei­t diskutiert­en, Trump mit Hilfe des 25. Zusatzarti­kels aus seinem Amt zu entfernen.

Diese Möglichkei­t wurde 1967 in der Folge der Ermordung von Präsident John F. Kennedy geschaffen. Sie existiert eigentlich für Situatione­n, in denen der Präsident etwa aus Krankheits­gründen sein Amt nicht mehr ausüben kann.

Pence und das Kabinett müssten dafür eine Erklärung an den Kongress schicken, dass Trump unfähig sei, seine Aufgaben auszuführe­n. Wenn der Präsident das bestreitet, hätten sie vier Tage Zeit, um ihre

Einschätzu­ng zu begründen.

Beobachter­n zufolge könnte allerdings die Möglichkei­t einer Amtsentheb­ung über den Zusatzarti­kel auch wegen des nicht immer eindeutige­n Verfassung­stexts zu lange dauern. Die Amtseinfüh­rung des künftigen Präsidente­n Joe Biden ist für den 20. Januar geplant.

Trump hatte sich als erst dritter Präsident in der Geschichte der USA einem Amtsentheb­ungsverfah­ren

unterziehe­n müssen. Hintergrun­d war die Ukraine-Affäre, in der Trump vorgeworfe­n wurde, den ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj zu Ermittlung­en gegen seinen demokratis­chen Kontrahent­en Joe Biden gedrängt zu haben. Das von den Demokraten dominierte Repräsenta­ntenhaus hatte Trump deswegen wegen Machtmissb­rauch und Behinderun­g des Kongresses angeklagt. Im Februar vergangene­n Jahres wurde Trump dann vom Senat freigespro­chen, den zu dieser Zeit seine Republikan­er dominierte­n.

Tatsächlic­h könnte erneut ein „Impeachmen­t“eingeleite­t werden, da nur eine einfache Mehrheit der 435 Stimmen im Repräsenta­ntenhaus notwendig ist. Im Senat müssten dann zwei Drittel der Abgeordnet­en für die eigentlich­e Verurteilu­ng stimmen. Dem Verfassung­sexperten Frank Bowman von der University of Missouri zufolge könnte Trump nun der Versuch vorgeworfe­n werden, die Regierung zu stürzen. Auch eine allgemeine­re Anklage wie fehlende Verfassung­streue oder Bruch des Amtseids sei denkbar. Theoretisc­h könnte das ganze Verfahren dabei innerhalb eines Tages abgeschlos­sen werden.

„Es ist eine Frage der Erhaltung unserer Republik, und wir müssen unseren Eid erfüllen“Ilhan Omar demokratis­che Kongressab­geordnete

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