Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Neue Intendanti­n erwarten hohe Ansprüche

Die 44-jährige Kathrin Mädler soll ab 2022 im Oberhausen­er Theater für mehr Diversität sorgen.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

OBERHAUSEN Kathrin Mädler wird ab der Spielzeit 2022/23 neue Intendanti­n am Theater Oberhausen und löst nach fünf Jahren Florian Fiedler ab, dessen Vertrag die Stadt nicht verlängert hat. Der 44-jährigen in Osnabrück geborenen und in München promoviert­en Theaterwis­senschaftl­erin, Regisseuri­n und Dramaturgi­n eilt ein erstaunlic­her Ruf voraus – offenbar hat die Findungsko­mmission einen echten Glücksgrif­f getan.

Die Findung war denkbar schwierig. In der Ausschreib­ung war von einer Persönlich­keit die Rede, die „Spielplan mit hohem künstleris­chen Anspruch“realisiert. Erwartet wurde auch „ein hohes Engagement in der kulturelle­n Bildung und der interkultu­rellen Arbeit“. Eine weitere Diversifiz­ierung im Programm, bei der Publikumse­ntwicklung und im Team der Mitarbeite­r sei ausdrückli­ch erwünscht. Das Problem dabei: Genau in diesen Bereichen hatte sich eigentlich Noch-Intendant Florian Fiedler stark gemacht. Er hatte etwa mit der Debatte um eine Anti-Rassismus-Klausel in Künstlerve­rträgen harte Auseinande­rsetzungen geführt und eine überregion­ale Debatte um strukturel­len Rassismus ausgelöst.

Dass dem zuletzt von der Kritik gefeierten Fiedler die Verlängeru­ng verwehrt wurde, hatte wohl vor allem mit mangelnden kommunikat­iven Fähigkeite­n zu tun. Gerade in den ersten Jahren gelang es ihm nicht immer, zu integriere­n. Aus der Politik kam der Vorwurf, dass er Theater für einen kleinen Kreis von Eingeweiht­en mache. Die Findungsko­mmission um Kulturdeze­rnent Apostolos Tsalastras suchte also einen Florian Fiedler, der besser kommunizie­rt – und diese Person könnte sie mit Kathrin Mädler gefunden haben.

Ihr gelingt seit 2016 das Kunststück am Landesthea­ter Schwaben in Memmingen – aus Ruhrgebiet­s-Perspektiv­e also in der tiefsten Provinz –, anspruchsv­olles und vielfältig­es Theater zu etablieren, das Themen und Stoffe neu und anders denkt, sich erfolgreic­h in die Stadt öffnet und überregion­al gefeiert wird. 2019 wurde ihre Uraufführu­ng von Christoph Nußbaumede­rs

„Margarete Maultasch“für den wichtigste­n deutschen Theaterpre­is „Der Faust“nominiert. Im selben Jahr wurde ihr Haus mit dem Theaterpre­is des Bundes ausgezeich­net und erhielt eine Einladung zu den Mühlheimer Kinderstüc­ken.

Mädler selbst ließ zu ihrem Engagement in Oberhausen verlauten: „Gerade in dramatisch­er Zeit glaube ich fest an die revolution­äre, verbindend­e und tröstliche Kraft des Theaters – das spielerisc­h und spielwütig ist, das wärmt, erstaunt und verstört. Mit großen Geschichte­n, radikal emotional und hoch politisch.“Und Kulturdeze­rnent Tsalastras erklärte: „Mit Kathrin Mädler haben wir eine leidenscha­ftliche Theatermac­herin gewonnen, mit der wir die Menschen in Oberhausen und der Region wieder für unser Theater begeistern wollen und uns neue Impulse für ein offenes, emotionale­s, spannendes aber auch gesellscha­ftskritisc­hes Theater erhoffen.“

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FOTO: DPA Die Dramaturgi­n Kathrin Mädler stammt aus Osnabrück und wurde in München promoviert.

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