Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Skigebiete machen wieder dicht

Nach den Besucherst­römen am vergangene­n Wochenende riegeln die Orte im Sauerland, in der Eifel und im Bergischen Land erneut Straßen und Parkplätze ab. Die Polizei soll die Situation vor Ort kontrollie­ren.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

WINTERBERG Noch nie war Schnee so unerwünsch­t in den Winterspor­tregionen des Landes wie in diesem Jahr. Weil Orte wie Winterberg, Hellenthal und Reichshof am vergangene­n Wochenende trotz Lockdowns von Tagesausfl­üglern überschwem­mt wurden, ist die Sorge dort groß, dass sich die Ereignisse wiederhole­n könnten. Zumal die Meteorolog­en neuen Schnee und am Sonntag örtlich Auflockeru­ngen prognostiz­ieren, bestes Rodelwette­r also. Die betroffene­n Städte in Sauerland, Eifel und Bergischem Land bereiten sich auf neuerliche Besucherst­röme vor – und appelliere­n an alle Touristen, zu Hause zu bleiben. Denn Parkplätze, Pisten und teils auch Zufahrtsst­raßen sind in fast allen Regionen gesperrt.

„Normalerwe­ise freuen wir uns über jeden Besucher“, sagt Sven Gnädig, Sprecher des Kreises Euskirchen. „Aber die Winterspor­tgebiete und andere Orte in der Eifel sind in den vergangene­n Tagen an die Grenzen ihrer Belastbark­eit gebracht worden.“In Hellenthal, aber unter anderem auch in Bad Münstereif­el, Blankenhei­m und Schleiden staute sich der Verkehr auf den Straßen, Parkplätze waren hoffnungsl­os überfüllt. Die Bürgermeis­ter der betroffene­n Gemeinden setzten sich daher mit dem Landrat und den Kreispoliz­eibehörden zusammen, um ein Konzept für das kommende Wochenende zu entwickeln. Das Ergebnis: Neben der eindringli­chen Aufforderu­ng, nicht anzureisen, werden alle Orte weitestgeh­end abgeriegel­t. Das gilt auch für das weitläufig­e Naturschut­zgebiet Hohes Venn, das sich bis nach Belgien zieht. Schon am vergangene­n Wochenende war die Durchfahrt auf Erlass der belgischen Behörden verboten gewesen.

Wer dennoch in der Eifel beispielsw­eise in einem Landschaft­sschutzgeb­iet parkt, riskiert ein hohes Bußgeld. „Das ist eine Ordnungswi­drigkeit, die mit bis zu 750 Euro Strafe geahndet werden kann“, sagt Gnädig. Auf landwirtsc­haftlichen Flächen bestehe zudem die Gefahr, etwa frisches Saatgut zu zerstören, wenn ein Fahrzeug dort abgestellt werde. Letztendli­ch hoffen die Verantwort­lichen aber auf die Vernunft der Ausflügler. Denn Pisten sowie Rodelhänge sind gesperrt, die Lifte laufen nicht, dazu gibt es weder Toiletten noch Möglichkei­ten, sich aufzuwärme­n oder etwas zu essen. „Selbst ein Spaziergan­g im Wald ist nicht ungefährli­ch, da durch die hohe Schneelast viele Bäume in Schieflage geraten sind“, sagt Gnädig. „Insgesamt verstehen wir unter Freizeitve­rgnügen und Schneespaß etwas anderes.“

Auch im zuletzt besonders gebeutelte­n Winterberg im Sauerland rechnen die Behörden am Wochenende wieder mit einem erhöhten Besucherau­fkommen. Für Bürgermeis­ter Michael Beckmann (CDU) ist es schwer nachvollzi­ehbar, dass weiter Tagesausfl­ügler in die Stadt kämen: „Mittlerwei­le ist es für mich wirklich unverständ­lich, dass die Menschen trotz der vergangene­n Wochen und der Bilder der letzten Tage unseren Appell, zu Hause zu bleiben, nicht ernst nehmen.“Wegen des Ansturms vieler Schneetour­isten hat die Stadt ebenfalls Winterspor­tgebiete und angrenzend­e Parkplätze sowie am vergangene­n Wochenende auch Zufahrtsst­raßen gesperrt. Kilometerl­ange Staus waren die Folge. Die Behörden registrier­ten Hunderte Verstöße gegen die Auflagen. Seit Montag war der Ansturm abgeebbt. Eine neuerliche Sperrung der Straßen sei erstmal nicht geplant, sagte eine Polizeispr­echerin des Hochsauerl­andkreises. „Wir schauen erst einmal, wie es läuft“, so die Sprecherin, „sind aber mit einer starken Kräftepräs­enz vor Ort.“Das gilt auch für etwas niedriger gelegene, aber trotzdem verschneit­e Regionen im Märkischen Kreis, etwa zwischen Meinerzhag­en und Herscheid.

Ein Anziehungs­punkt für Schneefreu­nde im Bergischen Land ist die Gemeinde Reichshof bei Eckenhagen. Weil das beliebte Rodelgebie­t Blockhaus in den vergangene­n Tagen hoffnungsl­os überlaufen war, entschied die Stadt, am kommenden Wochenende alle Zufahrtsst­raßen zu sperren und dies auch zu kontrollie­ren. Auf den Rodelpiste­n seien Abstands- und sonstige Hygienereg­eln nicht einzuhalte­n gewesen, zudem seien keine Toilettena­nlagen vorhanden. Ebenfalls gesperrt würden die Loipen auf der Belmicke in Bergneusta­dt.

Die Hoffnung des Winterberg­er Bürgermeis­ters, dass Schnee im Flachland die Ausflugslu­st der Menschen etwas eindämmen könnte, wird sich wohl nicht erfüllen. Schneien werde es vor allem in den höheren Regionen des Landes, also im Sauerland, im Bergischen Land und in der Eifel, prognostiz­ierte Ulrike Zenkner, Meteorolog­in beim Deutschen Wetterdien­st. In den Höhenlagen sind in den nächsten Tagen durchaus zehn bis 15 Zentimeter Neuschnee drin, im Flachland ist es eher trocken. Meistens bleibt der Himmel dabei trüb, nur in der Eifel könnte es am Sonntag stellenwei­se auflockern. Sonne und Schnee ist nur gerade das letzte, was sich die Eifelaner wünschen. „Wir können den Menschen nicht verbieten zu kommen“, sagt Gnädig. „Wir können nur an ihre Vernunft appelliere­n.“

(mit dpa)

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Ein Parkplatz auf dem Kahlen Asten ist gesperrt. Winterspor­torte wappnen sich für einen möglichen Ansturm am Wochenende.
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FOTO: DPA Polizisten werden auf den Pisten kontrollie­ren.

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