Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Athleten müssen Motivation bis Olympia hochhalten
Das Dranbleiben bis zu den Tokio-Spielen ist zu einer eigenen Disziplin geworden. Der erneute Lockdown zehrt an den Sportlern.
FRANKFURT (dpa) Für die deutschen Topsportler ist die extreme Vorbereitung auf die um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele in Tokio weiter ein großer mentaler Kampf gegen den Motivationsverlust. „Der erneute Lockdown zehrt an den Athleten genauso wie an allen Menschen“, sagte Johannes Herber, Geschäftsführer der Vereinigung Athleten Deutschland. „Niemand
hat damit gerechnet, dass noch einmal so große Unsicherheiten auftreten.“
Gestärkt werde das Durchhaltevermögen der Athleten dadurch, dass die Sommerspiele vom 23. Juli bis 8. August nun „realistisch am Horizont“zu sehen seien. „Das ist ein starker Energiespender. Die Athleten tun gut daran, diesen singulären Fokus zu haben“, so Herber.
„Die Motivation oben zu halten, ist wirklich schwierig. Aufgrund des Mangels an Wettkämpfen“, sagte Turner Andreas Toba. Um sie aufrechtzuerhalten, stelle er sich vor, dass es ganz normale Olympische Spiele sein werden. „Darauf bereite ich mich vor und davon gehe ich aus“, erklärte er seine psychologische Strategie.
Das Fehlen der Wettkämpfe ist ebenso für Kunstturnerin Elisabeth Seitz das zentrale Problem. „Das einzig Schwierige ist, dass wir raus aus der Normalität sind“, meinte die Stuttgarterin, die ihrer dritten Olympia-Teilnahme entgegenblickt. „Die Normalität ist, dass wir uns immer auf Wettkämpfe vorbereiten und sie bestreiten. Das gibt es aktuell nicht.“
Immerhin haben Verbände und Sportler virtuelle Wettkampfangebote
kreiert. Der Deutsche Fechter-Bund schuf aus der Not die „German Masters“für die Eliteathleten. Das letzte Turnier im Dezember musste aber wegen des zweiten Lockdowns abgesagt werden. Recht große Beachtung fand auch die vom Säbel-Ass Max Hartung initiierte „Demaskiert Liga“, denn dem Europameister fehlte genauso das „Adrenalin des Wettkampfes“.