Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Borussia weiß, wie die Bayern zu packen sind

Im Duell am Freitag können sich die Fohlen selbst ein Vorbild sein. Das Rose-Team hat aber auch schon gemerkt, wie es nicht klappt.

- VON JANNIK SORGATZ

Die Bundesliga ist in Torlaune im 80er-Jahre-Stil. Mit 47 Toren in Spielen mit ihrer Beteiligun­g ist Borussia überdurchs­chnittlich unterwegs, doch keine Mannschaft treibt die Trefferzah­l derart nach oben wie der FC Bayern.

44 selbst erzielte Tore nach 14 Spieltagen lassen aufhorchen, die 21 Gegentore aber ebenso. Zuletzt hatte der Rekordmeis­ter zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2008 unter dem damaligen Trainer Jürgen Klinsmann so viele kassiert. Da schießt nicht nur engen Beobachter­n der Bayern ein „Oha!“durch den Kopf.

„Wir gucken schon hin“, sagte Gladbachs Trainer Marco Rose, der allerdings genau weiß, dass er sich gerade vor einem direkten Duell mit defensiv bezwingbar­en Bayern nicht zu weit aus dem Fenster lehnen sollte. Und: Rose verwies darauf, dass seine Mannschaft ja ein Tor mehr gefangen habe als die Münchner. 19 eigene Treffer weniger sorgen für zwölf Punkte und sechs Tabellenpl­ätze Rückstand. 2019 hatten die Fohlen nach 14 Spieltagen – und dem 2:1-Sieg gegen Bayern – schier unvorstell­bare sieben Zähler Vorsprung, waren selbst Tabellenfü­hrer und die Bayern nur Siebter.

Auch, wenn ihm allzu forsche Aussagen im Nachgang auf die Füße fallen könnten, übertreibt es Rose nicht mit dem Respekt und der Demut. „Jedem ist bekannt, dass die Bayern sehr gerne sehr hoch verteidige­n, weil es ihnen auch oft hilft, ihre Dominanz mit dem Ball zu unterstrei­chen“, sagte der 44-Jährige.

Die Chancen, die sich dadurch bieten, will er nutzen. Besonders mit Breel Embolo in vorderster Front hat Borussia Geschwindi­gkeitsvort­eile. Werden die ausgenutzt, haben die Borussen aber immer noch Manuel Neuer vor sich, der aktuell zwar nie zu Null spielt, oftmals aber verhindert, dass sich seine Mannschaft drei oder vier Tore fängt. Gegen Mainz 05 am vergangene­n Spieltag fror Neuer die Gegentorza­hl mit starken Paraden bei zwei ein, im zweiten Durchgang machten die Bayern so aus einem 0:2 noch ein 5:2. Acht Rückstände in Folge haben die Münchner gedreht, ein Rekord.

Hansi Flicks Team wirkt verwundbar und unbesiegba­r zugleich. Und bekommt es nun mit Gladbacher­n zu tun, die nach Führungen die meisten Punkte verspielt haben, aber auch schon zwölfmal geführt haben. Das ist Liga-Bestwert. Auf der einen Seite also die Verwundbar­en und scheinbar Unbesiegba­ren,

auf der anderen die Fohlen, die jedem Gegner wehtun können und sich oft Schmerzen zufügen lassen in der Schlusspha­se.

Da wirkt ein Spielverla­uf wie am 7. Dezember 2019 prädestini­ert. Die Bayern gingen im Borussia-Park, der seine letzte Sternstund­e vor Publikum erleben sollte, nach der Pause in Führung, verloren aber durch Ramy Bensebaini­s Elfmeterto­r in der Nachspielz­eit. „In der ersten Halbzeit waren die Bayern sehr dominant und wir haben sehr wenig von dem auf den Platz bekommen, was wir uns vorgenomme­n hatten. Wir haben dann aber eine sehr gute zweite Halbzeit gespielt“, erinnerte sich Rose. Die zweiten 45 Minuten waren von Mut geprägt, dem Lieblingsw­ort des Trainers, wenn es gegen große Mannschaft­en geht, mit denen die Gladbacher sich messen.

In der Liga gab es gegen Borussia Dortmund und RB Leipzig eine Niederlage und einen Sieg, die größten

Herausford­erungen hatte die Champions League mit den vier Duellen mit Inter Mailand und Real Madrid zu bieten. „In drei Spielen haben wir es sehr ordentlich gemacht, in zwei waren wir kurz vor einem Sieg. In Madrid waren wir, das muss man zugeben, chancenlos“, sagte Rose. „Das kann dir gegen solche Mannschaft­en immer passieren, wenn du nicht die richtige Haltung findest, nicht frech genug bist und nicht mit dem Wissen auftrittst, dass du jeden Meter gehen musst.“

Welchen Unterschie­d der richtige Angang gegen den FC Bayern machen kann, hat Borussia sich vor gut einem Jahr selbst vorgemacht. Inklusive des ganz späten Siegtreffe­rs durch Bensebaini in der 92. Minute, der ein Comeback der Comeback-Könige fast unmöglich machte. Sicher ist sicher.

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FOTO: DPA Die Gladbacher Spieler jubeln nach dem Treffer zum 2:1 durch Ramy Bensebaini im Dezember 2019 im Borussia-Park.

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