Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Das sauberste Silvester aller Zeiten?

Kaum Feuerwerk, nur wenige Böller: Selten war die Luft am 1. Januar so ausgezeich­net wie zum Start ins Jahr 2021.

- VON LILLI STEGNER

MÖNCHENGLA­DBACH Der Jahreswech­sel zum Jahr 2021 war für viele Menschen ungewöhnli­ch. Ungewöhnli­ch leise vor allem. Wegen des Verkaufsve­rbotes für Raketen und Böller wurden wesentlich weniger private Feuerwerke veranstalt­et, wenn es auch trotz des Verbotes zu zahlreiche­n Unfällen kam.

Die vergleichs­weise ruhige Silvestern­acht spiegelt sich auch in den Feinstaubw­erten nieder. Laut Umweltbund­esamt wurde an der Messstatio­n an der Friedrich-Ebert-Straße in Mönchengla­dbach am 1. Januar 2021 um 11 Uhr ein Wert von 34 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter gemessen. Die Luftqualit­ät wird als „gut“bezeichnet. Das heißt, „gesundheit­lich nachteilig­e Wirkungen sind nicht zu erwarten“. Im Jahr zuvor, am 1. Januar 2020 zur selben Uhrzeit, wurde noch eine Feinstaubb­elastung

von 107 Mikrogramm pro Kubikmeter­n gemessen, mehr als dreimal so viel. Die Bewertung damals: „Sehr schlecht. Negative gesundheit­liche Auswirkung­en können auftreten. Wer empfindlic­h ist oder vorgeschäd­igte Atemwege hat, sollte körperlich­e Anstrengun­gen im Freien vermeiden.“Ähnlich sieht es bei den Stickoxid-Werten aus, auch sie sind zu den vergleichb­aren Zeitpunkte­n um ein Vielfaches gesunken.

Diese Momentaufn­ahme zeigt, dass das Böllerverb­ot zumindest die Luftqualit­ät am ersten Tag des Jahres verbessert hat. Ob Corona aber generell für sauberere Luft gesorgt hat, bleibt abzuwarten.

Die Messwerte sind schwierig zu vergleiche­n, zu viele Faktoren wie Wetter- und Temperatur­schwankung­en oder der Standort der Messstatio­n spielen eine Rolle bei der Bewertung der Luftqualit­ät. In einem Bericht des Landesamte­s für

Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz Nordrhein-Westfalen konnten deshalb während des ersten Lockdowns im Frühjahr zwar niedrigere Belastunge­n festgestel­lt werden, die sich aber trotzdem noch im langjährig­en Werteberei­ch bewegt. Es konnte also keine oder nur geringe und wenig nachhaltig­e Verbesseru­ng der Luftqualit­ät verzeichne­t werden. Ob sich die Luftqualit­ät durch Corona auch langfristi­g verbessert, ist fraglich.

Dafür bleibt abzuwarten, ob sich das Mobilitäts­verhalten auch über die Kontaktbes­chränkunge­n hinaus verändert und ob die Krise einen Anstoß für saubere Technologi­en im Verkehr, Transport und Industrie gibt. Wenn nicht, dann könnten die niedrigere­n Werte, wie das leise Silvester, eine Momentaufn­ahme bleiben.

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FOTO: ANDREAS GRUHN An dieser Messstatio­n des Landesumwe­ltamtes in Rheydt werden die Daten gesammelt.

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