Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Künstler sollen im Hausmuseum wohnen

Inge Broska möchte aus ihrem Museum in Hochneukir­ch nicht nur eine Stiftung machen. Sie plant mit einem Fördervere­in auch Stipendien für Künstler, die dort dann mehr als nur arbeiten sollen.

- VON GUNDHILD TILLMANNS ARCHIVFOTO: GT

HOCHNEUKIR­CH Das ehrgeizige Projekt, ihr Hausmuseum in eine Stiftung umzuwandel­n, nimmt für Inge Broska aus Hochneukir­ch im neuen Jahr weitere, konkrete Formen an. Denn die 78-Jährige möchte (wie berichtet) ihre wohl weithin einzigarti­ge Sammlung von Alltagsgeg­enständen, Fotografie­n und Kunstobjek­ten, die auch an den Verlust der Heimat durch den Tagebau erinnern, für die Nachwelt erhalten. Und mehr noch: Das denkmalges­chützte Jugendstil­haus soll sich auch weiterhin mit kreativem Leben erfüllen, wünscht sich die Künstlerin und ehemalige Museumspäd­agogin. Dazu gibt es jetzt einen Plan, der gemeinsam mit einem Fördervere­in

„Damit es meine Künstler dort auch schön warm haben“Inge Broska Kunstpädag­ogin

realisiert werden soll: Manche Städte haben ihre historisch­en Türme, in die sie Künstler, unterstütz­t mit einem Stipendium, wohnen und arbeiten lassen. Inge Broska möchte zu diesem Zweck das Obergescho­ss ihres Hauses an der Hochstraße zur Verfügung stellen.

Und auch diese künftige Nutzung möchte sie auch in ihrem Testament festhalten. Zudem haben die fünf Kölner Förderer, die kurz vor der Gründung des Vereins stehen, der engagierte­n Hochneukir­cherin jetzt die Entwürfe für die Vereinssta­tuten vorgelegt. Am 15. Januar sollen per Skype (wegen Corona) über die Statuten abgestimmt und die Gründung des Fördervere­ins sowie auch die erforderli­che Anerkennun­g der Gemeinnütz­igkeit vorangetri­eben werden.

Schon jetzt ist das Obergescho­ss des Hausmuseum­s ein Ort der Inspiratio­n, in dem man sich etwa Schriftste­ller vorzustell­en vermag, die dort wohnen und schreiben könnten. Um es behagliche­r zu gestalten, sind laut Inge Broska nun noch Ausbauarbe­iten für das Dachgescho­ss geplant. Das bereits neu gedeckte Dach soll nach innen noch isoliert werden; „damit es meine Künstler dort auch schön warm haben“, sagt Broska. Zudem sei noch der Ausbau einer Toilette mit Waschgeleg­enheit geplant.

Reichlich alte Betten mit dicken Decken und Kissen gehören schon jetzt sowohl zur Sammlung und vor allem auch zu den Nutzungsob­jekten im Hausmuseum. Zudem ist das Dachgescho­ss der Ort, wo Broska ihr „Begegnungs-Café“aufgebaut hat. „Das muss unbedingt weitergefü­hrt werden“, verkündet die 78-Jährige schon für ihren Nachlass. Denn zu ihren Zeiten als Aktionskün­stlerin und Kunstpädag­ogin ist sie gemeinsam ihrem Lebensgefä­hrten mit dem „Begegnungs-Café“auf Tour gegangen. Das „Café“besteht zunächst lediglich aus den Rahmen alter Fernsehbil­dschirme, mit denen es Broska allerdings gelingt, die interessan­testen Kommunikat­ionen anzuregen.

Bis heute: Denn sie ist in Hochneukir­ch eine Institutio­n auch für die Nachbarsch­aft, da sie ehrenamtli­ch die Kinder betreut und mit Kunstproje­kten beschäftig­t. „Das geht auch in Corona-Zeiten, dann kommen die Kinder eben nur zu zweit und mit Plappersch­utz“, berichtet Broska und meint damit den

Mund-Nasen-Schutz. Vor Corona hatte sie bis zu 15-köpfige Kindergrup­pen bei sich zu Gast, die von ihrem vormaligen Arbeitgebe­r, dem Bonner Frauenmuse­um, zu ihr geschickt wurden.

„Auch das muss weitergehe­n“, sagt sie beherzt. In den Statuten für den Fördervere­in und für die Stiftung will sie unbedingt auch die kreative Förderung des noch ganz jungen Künstlerna­chwuchses aufnehmen. Geklärt sei auch, dass sie in eine Stiftung ohne Kapital auch lediglich die Immobilie, also das historisch­e Haus und sein Inventar, einbringen könne. Sie hofft nun, Mitte Januar ein gutes Stück mit dem großen Projekt für ihren Nachlass weiter zu kommen.

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Inge Broska im sogenannte­n Kontaktcaf­é in ihrem Hausmuseum.

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