Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„So kann ich den Menschen die Probleme der Landwirtsc­haft nahebringe­n“Frank Wilms Landwirt Von der eigenen Parzelle Frisch auf den Tisch

Wer mag, kann sich beim Landwirt etwas Land pachten und es mit Tipps und Tricks vom Fachmann bearbeiten. 30 verschiede­ne Gemüsesort­en sollen per Hand eingesät werden.

- VON KURT LEHMKUHL RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

Fünf Jahre hat es gedauert, bis Frank Wilms, Landwirt in Geneiken, Interessen­ten wieder auf einem Feld Beete anbietet, auf denen nach Herzenslus­t gearbeitet und geerntet werden kann. Seine Idee: Er legt auf der Fläche an der Kreisstraß­e hinter der Bushaltest­elle bei Geneiken auf einem Feld 25 bis 50 Quadratmet­er große Beete an, die er jeweils mit 30 verschiede­nen, in der Region sinnvoll wachsenden Kulturen bestückt. Interessen­ten werden dann die einzelnen Beete für eine Saison zur Bearbeitun­g überlassen. Was sie dort ernten, können sie mitnehmen.

„Da kommt im Vorfeld viel Arbeit auf mich zu“, meint der 34-jährige, diplomiert­e Landwirt. Diese Erfahrung aus dem ersten, durchaus erfolgreic­hen Versuch hat ihn zunächst davon abgehalten, die Möglichkei­t noch einmal anzubieten. Viel Zeit ging bei Vorbereitu­ng und Betreuung drauf; Zeit, die beim eigentlich­en Betrieb dann fehlte.

Doch die Corona-Pandemie und noch mehr die immer häufiger werdenden Anfragen bewogen ihn dazu, die Kleingärte­n auf Zeit wieder anzulegen. „Das ist eine Art Hobby von mir“, meint er. „Außerdem kann ich den Menschen die Probleme der Landwirtsc­haft nahebringe­n.“Wilms nennt das Beispiel des Kartoffelk­äfers: „Wenn ich den auf meinen Kartoffelp­flanzen habe, muss ich überlegen, wie ich ihn entfernen kann.“

Das gelte für den Landwirt ebenso wie für den Gärtner, der nur einen oder zwei Pflanzstre­ifen mit den Knollenfrü­chten besitzt. Chemische Keule oder Abzupfen per Hand? Was ist machbar, was ist sinnvoll? „Die Leute sollen erleben, was alles beim Anbau passieren kann im Laufe eines Sommers. Da sieht der Kleingärtn­er schnell, was für eine Arbeit auf den großen Feldern für die Landwirte ansteht.“Sicher ist für Wilms nur eines: „Die Gärten bleiben frei von Chemie.“

Über die bereits jetzt vorhandene Nachfrage nach den Parzellen freut sich Wilms. Die verschiede­n großen Parzellen „für Pärchen und Familien“werden alle gleich bepflanzt. „Vom Radieschen bis zur Roten Bete, von der Kartoffel bis zum Kohl, vom Kürbis bis zur Zucchini.“Die 30 verschiede­nen Gewächse werden alle per Hand eingesät. „Das alleine dauert mindestens eine Woche“, schätzt Wilms.

Bis zum 1. Mai, wenn er die Beete in die Obhut der Hobbygärtn­er übergibt, wird der Bereich parzellier­t sein und ein Wegenetz besitzen, auf dem jeder mit dem Pkw zu seiner Parzelle kommen kann. „Außerdem installier­e ich in der Mitte eine Wasserstel­le“, verrät Wilms. Das gesamte Gelände wird umzäunt und mit einer Pflanzstre­ifen voller Blumen umgeben. Mit der Übergabe ist der Gartenfreu­nd verantwort­lich für den Flecken Erde. „Bis zum Saisonende im Oktober kann er dort seine Früchte ernten“, sagt Wilms.

Doch auch hier gilt: Erst die Arbeit, dann der Lohn. Das Jäten von unerwünsch­ten Kräutern, das Bewässern und Auslichten bestimmen den jeweiligen Erfolg. Wilms lässt die Gartenfreu­nde nicht allein im Regen stehen: „Täglich informiere ich im Internet, was getan werden sollte und wann geerntet werden kann.“

Wilms sorgt dafür, dass in jeder Woche etwas anderen erntefrisc­h vom Feld in den heimischen Topf gelangen kann, und er hält für jeden Parzellenb­esitzer eine kleine Stelle frei, auf der der Gärtner auf Zeit erproben kann, ob er einen grünen Daumen besitzt oder nicht. „Die ideale Möglichkei­t, um zu testen, ob ich einen Garten sinnvoll nutzen kann.“

Damit nennt der Landwirt einen Grund für die Nutzung seines Angebots. „Familien ohne eigenes Grün zu Hause können sich hier einmal in der freien Natur austoben“, so ein zweites Argument. 160 oder 290 Euro kostet die Nutzung einer Parzelle.

„Nicht zu viel“, meint Wilms, „wenn ich gegenrechn­e, was mich meine Erzeugniss­e im Geschäft kosten würde.“Hinzu komme als Mehrwert der Aufenthalt im Freien und die Begegnung mit Gleichgesi­nnten. Und das ist unbezahlba­r.

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Hier soll bald Gemüse wachsen: Frank Wilms verpachtet Parzellen an Hobbygärtn­er.

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