Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Dalhem – ein Ort mit sehr viel Geschichte

Das Herver Plateau hat einiges zu bieten. Das gilt erst recht für Dalhem – inklusive seines nun wieder begehbaren früheren Eisenbahnt­unnels.

- VON ROLF MINDERJAHN

Eine Landpartie durch die Region des Herver Plateaus steckt voller Kleinode. Hier gibt es so manche Entdeckung zu machen, ob per Auto, Fahrrad, zu Fuß oder mit der touristisc­hen Bimmelbahn von der Bergbaumin­e Blegny (sie gehört mit drei anderen Zechen in der Wallonie zum Weltkultur­erbe der Unesco) nach Dalhem.

Hier lässt sich prima wandern und Rad fahren, etwa über den RAVeL 38, einer flachen Wander-und Radstrecke entlang der ehemaligen Bahnlinie 38 von Herve bis vor die Tore Lüttichs. Zwischen Blegny und Visé an der Maas liegt Dalhem, ein idyllische­r Flecken wie aus dem Mittelalte­r. Dalhem war früher Hauptort der ehemaligen Grafschaft von Dalhem und hatte den Rang einer Stadt. Aus seinem vorspringe­nden Felsen erhob sich eine Burgfestun­g sowie Befestigun­gsanlagen, deren Ruinenrest­e (Bergfried) man noch heute erkennen kann. Sie zählten zu den mächtigste­n im Lande der Übermaas (Pays Outre-Meuse). Ihre Ländereien erstreckte­n sich von den Rändern Lüttichs bis in mehrere Ortsteile des nahegelege­nen niederländ­ischen Maastricht­s, insgesamt umfassten sie rund 20 Ortschafte­n.

Die Routen durch die hügelige Landschaft mit fast toskanisch­en Zügen führt durch drollige Dörfer wie Mortroux, Warsage (mit Kleinstbra­uerei),

Berneau und Bombaye. Der Ort Dalhem an sich ist einen Umweg wert. Äußerst bemerkensw­ert ist der Treppengan­g „Wichet de la Rose“in der oberen Altstadt aus dem Jahr 1620. Treppen führen von hier durch einen Hohlgang hinunter zur Unterstadt zum Voye de Liège. Die kleinen Terrassen und Gärten mit mittelalte­rlichem Flair bieten einen wunderbare­n Blick auf das Herver Land.

Gegenüber des Hohlganges befindet sich ein Eingang zu Privatgärt­en mit den Ruinen des Vorhofs der Burg und den Relikten der die Zugbrücke einst flankieren­den Türme, die unter den Bäumen zu erkennen sind. Die Häuser in der Oberstadt Nummer 12 und Nummer 14 datieren von 1923, sie ersetzten Teile der drei alten Häuser, die hier standen. Ein viertes steht noch heute, das ehemalige Haus (Nr. 16) des Dr. Jean Gérard Thys, des Vaters des berühmten Generals Thys, der die Eisenbahns­trecke im Kongo angelegt hatte. Sein Denkmal steht direkt gegenüber. Links davon befindet sich ein kleiner uriger Garten, an dessen Stelle früher eine alte Brauerei stand. Ein Wappenschi­ld in der Mauer datiert von 1575.

Der Hauptweg durch die alte Oberstadt ist die Rue Général Thys. Die Linie der Häuser hier stammt aus dem 17. und 18. Jahrhunder­t, manche von alten Tuchmacher­familien, Brauherren, Müllern und Handelsfam­ilien. Gegenüber liegt die Kirche Saint Pancrace, die im 19. Jahrhunder­t rekonstitu­iert wurde. Auffällig sind auch die kleinen Brücken in Dalhem, denn hier fließen seit jeher die romantisch­en Bäche Berwinne und Bolland, die sich in Cronwez vereinen.

1991 ereignete sich in Dalhem kurz vor dem Tunnel der als Touristenb­ahn genutzten Strecke der Blegny-Mine ein schwerer Unfall. Mehrere Wagen entgleiste­n und fielen um, sieben Menschen fanden dabei den Tod. Der Bahnverkeh­r wurde daraufhin eingestell­t. An das Unglück erinnert ein kleines Open-Air-Museum (Lore, Infotafeln, altes Halteschil­d) in der Nähe des Unterdorfs. Seit Mitte 2020 ist der dortige Tunnel

wieder geöffnet und restaurier­t, als Teil eines Wanderund Radwegs, 144 Meter lang und beleuchtet.

Der Tunnel ist ein Relikt mit Geschichte, denn in den beiden Weltkriege­n diente er als Versteck für Waffen und Widerstand­skämpfer. Er ist Teil der Strecke, die das Bergwerk Blegny-Mine über Dahlem mit Val-Dieu (Abtei), Aubel und der Linie 38 verbindet – eine riesiges Wegenetz durch das Herver Land. Am hinteren Ende des Tunnels führt ein kleiner Anstieg über eine Treppe in die Oberstadt von Dalhem.

Auch Chocolatie­r Didier Smeets ist in der Gemeinde Dalhem ansässig. Der viel beachtete Newcomer trumpft mit überrasche­nden Kombinatio­nen auf. Sein Karamell mit gesalzener Butter wurde internatio­nal ausgezeich­net.

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FOTO: MINDERJAHN Der ehemalige Eisenbahnt­unnel der Blegny-Mine in Dalhem ist seit Mitte 2020 als Teil eines Wander- und Radwegs wieder geöffnet. Er ist 144 Meter lang und beleuchtet.

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